DIE BAJADERE – Kölner Philharmonie

von Emmerich Kálmán (1882-1953), Operette in drei Akten Libretto: Julius Brammer und Alfred Grünwald, UA: 23. Dezember 1921 Wien, Carl-Theater

Regie: Sabine Müller

Dirigent: Richard Bonynge, WDR-Rundfunkorchester Köln -Rundfunkchor Köln, Einstudierung: Robert Blank

Heike Susanne Daum (Odette Darimonde), Rainer Trost (Prinz Radjami von Lahore), Anke Vondung (Marietta), Stephan Genz, (Napoleon St. Cloche), Miljenko Turk (Louis Philipp La Tourette), Christian Sturm (Graf Armand/Oberst Parker), Ulrich Hielscher (Theaterdirektor) u.a.

Besuchte Aufführung 14. Februar 2014 (konzertante (halbszenische) Aufführung)

WDR4 DAS KONZERT, "Die Bajadere ", Musik von Emmerich Kálmán, am Samstag (26.04.14) um 20:05 Uhr. Das WDR Rundfunkorchester und Rundfunkchor Köln unter der Leitung von Richard Bonynge mit Yvonne Kálmán. © WDR/Thomas Kost, honorarfrei - Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter WDR-Sendung bei Nennung "Bild: WDR/Thomas Kost" (S1). WDR Presse und Information/Bildkommunikation, Köln, Tel: 0221/220 -7132 oder -7133, Fax: -777132, bildkommunikation@wdr.deVorbemerkung

Die Bajadere gehört nicht zu den Operetten seiner Wiener Zeit und deren Milieu, sondern Kálmán versetzte die erste Operette nach dem Ersten Weltkrieg in ein anderes Ambiente. Hier herrscht nicht mehr die feudale Lebenswelt, sondern fernöstliche Folklore, und nordamerikanische Tanzrhythmen bestimmen die Szene mit Foxtrott, Slowfox, Boston, Twostep und – als neuestem – dem Shimmy: Gnädiges Fräulein, können sie Shimmy tanzen? – Shimmy ist der neuste Clou vom Ganzen.

Eindrucksvoll war die Erscheinung von Yvonne Kálmán, (s. Abb. zusammen mit R. Bonynge. Sie sei Botschafterin der Musik ihres Vaters, Programmheft), die im operettenhaften Kostüm auch einige nette Wort zum Aufführungsende an die Zuschauer richtete.

Kurzinhalt

Prinz Radjami hat sich in den Gesangsstar der Operette Odette Darimonde verliebt. Sie folgt ihm auch zum anschließenden Festgelage in sein Palais. Der Globetrotter Napoleon St. Cloche ist Gast des Prinzen und verliebt sich in Marietta, die allerdings noch die Gattin eines Schokoladenfabrikanten ist. Sie  will ihn erst erhören, wenn er in aller Form beim Ehemann um ihre Hand anhielte. Dieser gewährt diese ihm, froh, wieder frei zu sein. Zunächst scheint Prinz Radjami bei Odette Erfolg zu haben, doch zuletzt zieht sie sich abrupt zurück, denn sie ist nicht mit dem Werben um sie durch Prinz Radjami einverstanden.

Drei Monate später ist Napoleon zum Ehehampelmann Mariettas geworden. Dagegen macht ihr ihr früherer Ehemann den Hof. Und dieser hat sogar Erfolg!

Seit der Premiere Die Bajadere hat sich Prinz Radjami jede Vorstellung angesehen, um bei Odette zu sein. Um eine Entscheidung herbeizuführen veranlaßt der Theaterdirektor, daß der Prinz die Schlußszene in der Operette übernimmt. Und siehe da, Odette hat sich inzwischen in den Prinz verliebt und nimmt ihn überglücklich in ihre Arme.

Sänger und Orchester

Mit viel Energie und geradezu stürmisch eröffnete der große Richard Bonynge die schwungvolle Introduktion der Operette, erstaunlich für den im achten Lebensjahrzehnt stehenden, weltbekannten, australischen Dirigenten. Der elegante, schlanke Herr mit vollem weißen Haaren, der stets die Operette liebte und viele CD-Aufnahmen auf diesem Gebiet vorzuweisen hat, führte das WDR-Orchester und den WDR-Chor mit sparsamen akkuraten Dirigiergesten, so daß Emmerich Kálmáns famose Bajadere hier die richtige Interpretation erfuhr.

WDR4 DAS KONZERT, "Die Bajadere ", Musik von Emmerich Kálmán, am Samstag (26.04.14) um 20:05 Uhr. Das WDR Rundfunkorchester und Rundfunkchor Köln unter der Leitung von Richard Bonynge mit Miljenko Turk (Louis Philipp La Tourette) und Anke Vondung (Marietta). © WDR/Thomas Kost, honorarfrei - Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter WDR-Sendung bei Nennung "Bild: WDR/Thomas Kost" (S1). WDR Presse und Information/Bildkommunikation, Köln, Tel: 0221/220 -7132 oder -7133, Fax: -777132, bildkommunikation@wdr.deMan hatte die Sängerinnern und Sänger in ansprechende Kleider der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts gekleidet, da man eine halbszenische Aufführung darbot. Es war allerdings schade, daß man Rainer Trost als Prinz Radjami von Lahore keine entsprechende Kopfbedeckung aufsetzte, etwa einen Turban mit Pfauenfeder. Denn die löbliche Absicht, die Illusion der Zuschauer anzuregen, wurde dadurch arg enttäuscht. Dagegen war Anke Vondung (Marietta) mit ihrem roten, offenherzigen Kleid und übergroßer Rose ein Labsal fürs Auge, ebenso Heike Susanne Daum als Odette Darimonde in ihren sariartigen Gewändern.

Die beiden Liebespaare, das „hohe“ Radjami/Darimonde und das „niedere“ (Buffopaar) Marietta/Napoleon St. Cloche, gestalten und sangen ihre Partien ordentlich, ja sogar hervorragend.

Es begann mit dem Auftritt von Odette Darimonde als Bajadere, die Prinz Radjami unverhohlen anhimmelte. Die Sängerin erschien ganz hoch oben mit ihrem Koloraturpart Dein will ich auf ewig sein. Dabei hatte Susanne Daum Schwierigkeiten in Intonation und Artikulation. Auch die Höhen kamen arg forciert heraus.

Im späteren Verlauf besserte sich dieser Eindruck erheblich. Das begann schon beim überschwenglichen Empfang durch den Theaterdirektor, den sie mit Oh, Sie verwöhnen mich mit Ihrer Gunst und Wenn Sie eine Ahnung hätten. Jetzt änderte sich alles auf einen Schlag: die Aussprache, die Intonation, ja das lyrische Timbre ihrer Stimme ließ die Zuschauer für sie einnehmen. Ihr Partner Rainer Trost (Prinz Radjami) trug mit runder Tenorstimme seine Liebe zu Odette mit dem nötigen Schmalz und energiegeladener Dynamik vor. Man nahm ihm seine Dominanz gegenüber den Frauen ab. Seine Artikulation war ausgezeichnet und seine Intonation tadellos.

Anke Vondung (Marietta) und Stephan Genz, (Napoleon), das „niedere“ Paar, brachten den nötigen Operettenzauber ins Geschehen, wozu auch ihre Kleidung viel beitrug. Einschmeichelnd waren ihre Duette und Sologesänge. Die übrigen kleineren Rollen hielten aller Erwartung Stand. Überragend war Ulrich Hielscher als Theaterdirektor und Maître de Plaisir. Seine verbindenden und erläuternden Worte ließen die fehlende Bühne (fast) vergessen.

Fazit

Ein rundweg gelungener Abend, aufgelockert durch die Gestik und die Kostüme – mit einigen Abstrichen. Schade, daß die bühnenwirksame Operettenkultur in Deutschland ein Mauerblümchendasein erlebt. Fehlt es an Phantasie für die Bühne, meidet man das Unbeschwerte auf der Bühne?

Man sollte WDR 4 am Samstag, dem 26. April 2014, 20.05 Uhr einschalten, wenn der Sender Die Bajadere überträgt.

Dr. Olaf Zenner

Bild: WDR/Thomas Kost

Das Bild zeigt: 1) Yvonne Kálmán, Richard Bonynge und WDR-Orchester, 2) Anke Vondung (Marietta)

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