LA STRANIERA – Essen, Aalto-Theater

von Vincenzo Bellini (1801-1835), Libretto: Felice Romani nach dem Roman L’Etrangère von Charles-Victor Prévost, UA: 14. Februar 1829 Mailand, Teatro alla Scala

Regie: Christof Loy, Bühne: Annette Kurz, Kostüme: Ursula Renzenbrink, Licht: Franck Evin

Dirigent: Josep Caballé Domenech, Essener Philharmoniker Chor, Choreinstudierung: Aexander Eberle

Solisten: Marlis Petersen (Alaide), Ieva Prudnikovaite (Isoletta), Alexey Sayapin (Arturo di Ravenstel), Luka Grassi (Valdeburgo), Benjamin Bernheim (Osburgo), Tijl Faveyts u.a.

Besuchte Aufführung: 2. März 2014 (Premiere) Koproduktion Zürich und Theater an der Wien

AAlto-Theater Essen: La StranieraKurzinhalt

Herzog Arturo verliebt sich in Agnese, die Gattin des Königs von Frankreich, die von diesem ins Exil geschickt wurde. Agnese wird als Fremde von den Dorfbewohnern mißtrauisch beobachtet. Sie nennt sich nun Alaide. Arturo soll Isoletta heiraten, doch diese fühlt, daß das Herz ihres Verlobten an Alaide hängt. So berichtet sie ihrem Vertrauten Baron Valdeburgo von ihrem Verdacht. Als Arturo einmal Alaide mit Valdeburgo in inniger Umarmung sieht, hält er ihn für einen Rivalen. Es kommt zum Duell, Valdeburgo wird für tot gehalten. Alaide bezichtigt sich des Mordes an Valdeburgo. In einer nachfolgenden Gerichtsverhandlung wird Alaide aber entlastet, da Valdeburgo lebt. Dieser will Arturo verzeihen, wenn er Isoletta heiratete. Arturo willigt unter der Bedingung ein, daß Alaide auf dem Fest anwesend sei. Alaide wird vom König von Frankreich zurückgeholt. Dabei gibt sie sich als Agnese und Gattin des Königs zu erkennen. In der Aussichtslosigkeit seiner Liebe zu Agnese ersticht sich Arturo.

Aufführung

Die Oper spielt auf einer holzverkleideten Bühne. Im Hintergrund steht ein Gemälde, auf dem der See sichtbar ist. Der Teil eines alten Bootes ragt an der Seite hervor. Wald wird auf herabgerollten durch-sichtigen Prospekten in zarten Farben angedeutet.

Die herumlaufenden Dorfbewohner haben farblich einheitlich dunkle Kleidung an und Schlagstöcke in den Händen. Mit ihren Bewegungen zeigen sie ihr Mißtrauen gegenüber der schwarz verschleierten Fremden Alaide. Sie machen mit einem Seil einen Henkersknoten, legen ihn einer Strohpuppe, die wie Alaide gekleidet ist, um den Hals und ziehen sie durch die Öffnung in der Holzdecke nach oben. Isoletta trägt ein ähnlich weites langes Kleid wie Alaide als weißes Hochzeitskleid. Im zweiten Akt tritt Alaide ebenfalls in einem festlichen weißen Kleid auf. Erst bei ihrer Enthüllung legt sie ihren schwarzen Schleier ab. Arturo und Valdeburgo benutzen Säbel zum Duell. Außer einigen Blitzen mit Donnergrollen gibt es keine Bühneneffekte.

Sänger und Orchester

Marlis Petersens Sopran ist selbst in der höchsten Lage kristallklar und dynamisch flexibel. Sie spielt ihre Rolle der mysteriösen Fremden so gut, daß bei ihrer Unglücksbotschaft bei Taci, taci, è l’amor mio condannato sulla terra – schweig, schweig, weil meine Liebe auf Erden verdammt ist einem ein Schauer über den Rücken läuft.

Alexey Sayapin, in der anspruchsvollen Rolle des Arturo de Ravenstel, verfügt dafür über ein zu geringes Stimmvolumen, seine schlanke Tenorstimme wirkt im zweiten Akt etwas ermüdet. Allerdings trifft er gekonnt den verzweifelten Ausdruck wegen der Verkennung seines vermeintlichen Rivalen Arturo.

Luka Grassi (Baron Valdeburgo) stellt mit kraftvollem Bariton, den er behutsam intensiviert die Rolle des Vermittlers dar. Die Mezzosopranistin Ieva Prudnikovaites zeigt als blondgelockte Braut Isoletta auch bei tieferen Tönen stimmliche Präsenz und gibt vor allem ihrer Trauer Ausdruck, eindrücklich in der Arie oh tu, che sai gli spasimi di questo cor piagato – oh du, der du weißt, wie mein verwundetes Herz leidet. Baurzhan Anderzhanov (Prior der Ritter) besitzt einen volltönendem Baß und stellt den die Gerechtigkeit vertretenden Priors beeindruckend dar. Der gut aufgelegte Chor bereitet dem Ende des ersten Akts durch die bedrohlich dahinjagende Anklage gegenüber Alaides als Mörderin und im Wechsel mit deren Wahnsinnsarie Un grido io sento suonar per l’onda – ich höre einen Schrei, der aus den Wassern kommt eine fulminante Steigerung.

Die Essener Philharmoniker lassen unter dem Dirigat von Josep Domenech die Bellinis Musik dynamisch differenziert erklingen und schaffen eine stimmungsvolle Untermalung, in der die Soli des Oboisten, Querflötisten und Harfinistin sauber gespielte hervortreten.

Fazit

Das Essener Publikum reagierte auf diese lange Zeit in Vergessenheit geratene romantische Oper voller Begeisterung.

Carola Jakubowski

Bild: Thilo Beu

Das Bild zeigt: Ieva Prudnikovaite (Isoletta) und Chor

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