DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN – Hamburg, Staatsoper

von Leoš Janáček (1854-1928), Libretto: Leoš Janáček, UA: 1924 Brünn, Nationaltheater

Regie: Johannes Erath, Bühne: Kathrin Connan, Kostüme: Katharina Tasch, Licht: Joachim Klein, Dramaturgie: Francis Hüsers

Dirigent: Lawrence Forster, Philharmoniker Hamburg und Chor, Choreinstudierung: Eberhard Friedrich

Solisten: Lauri Vasar (Förster), Renate Spingler (Försterin/Eule), Peter Galliard (Der Schulmeister/Mücke), Florian Spiess (Pfarrer/Dachs), Levente Páll (Háraschta), Manuel Günther (Gatwirt Pasek), Hayoung Lee (Füchsin Schlaukopf), Hellen Kwon (Fuchs), Anat Edri (Hahn), Ida Aldrian (Dackel/Specht), Solen Mainguené (Gastwirtin/Schopfhenne), Hamburger Alsterspatzen (Grille/Heuschreck/Frosch)

Besuchte Aufführung: 9. März 2014 (Premiere, in tschechischer Sprache)

Hamburg fuchs_225Kurzinhalt

Der Förster fängt im Wald auf dem Nachhauseweg von der Schenke, wo er wieder mal zusammen mit dem Pfarrer und dem Schulmeister getrunken hat, eine Füchsin. Bald entkommt die Füchsin und richtet sich in einem Dachsbau ein. Sie lernt einen Fuchs kennen, heiratet ihn und zeugt viele Kinder. Eines Tages aber wird sie vom Wilderer Háraschta geschossen. Die Menschen sind traurig darüber, doch am Ende beginnt das Geschehen im Kreislauf der Natur wieder von vorne.

Aufführung

Das Bühnenbild verschmilzt den Wald mit der Zivilisation, so daß etwa die Schenke und das Haus des Försters sich mitten in der Natur befinden. Die Füchsin und alle anderen Tiere sind gekleidet wie Prostituierte in einem Bordell in den 1920ern. Grundsätzlich sind die Kostüme an der Entstehungszeit der Oper orientiert. Ortsbestimmungen aus dem Libretto werden per Stummfilmbildschirm angezeigt, die Bühne teils nach hinten verdoppelt. Oftmals sind mehr Figuren auf der Bühne als eigentlich vorgeschrieben, um im Gespräch nur Angedeutetes konkret zu präsentieren. Insgesamt gibt es auf der Bühne wenig Stillstand.

Sänger und Orchester

Vom Gesang her war an diesem Premierenabend eine gewisse allgemeine Zurückhaltung in puncto Expressivität und Dynamik zu bemerken. Das hatte seinen Grund eventuell darin, daß sämtliche Darsteller ihr Rollendebüt in Janáčeks später Oper gaben. Einzig Levente Páll schmetterte seinen Part als Háraschta im Brustton der Überzeugung heraus. Hayoung Lee in der Titelpartie war als erkältet angekündigt, gab die Titelpartie jedoch wunderbar kokett und ließ ansonsten keine Angeschlagenheit erkennen. Hellen Kwons, in der Höhe noch süßerer Sopran, paßte zum Fuchs wie die Faust aufs Auge. Das Trio aus Lauri Vasar, Peter Galliard und Florian Spiess meisterte Janáčeks rezitativischen Stil ohne Mühe, gesanglich qualitativ lagen alle drei nahe beieinander. Überhaupt schien das Tschechische für die Beteiligten keine Hürde zu sein, selbst in den kleineren Nebenrollen fiel niemand negativ auf. Der eigentliche Protagonist des Abends aber waren die Philharmoniker Hamburg unter Lawrence Forster, die Janáčeks folkloristischen und am Sprachmelodischen orientierten Stil authentisch und mit viel lyrischem Schmelz wiedergaben. So gerieten insbesondere die vielen orchestralen Zwischenspiele zu Höhepunkten der Aufführung. Die Balance zwischen Bühne und Orchestergraben blieb durchweg ausgewogen.

Fazit

Das Publikum spendete keine Beifallsstürme, war aber auch nicht unzufrieden. Das lag wohl daran, daß die musikalische Leistung der Premiere eine durchaus Ordentliche war, die Inszenierung aber einen höheren Grad an Unverständlichkeit erzeugte, als vielleicht nötig gewesen wäre. Doch viele überraschende, teils sehr schöne visuelle Einfälle, reichten sich die Hand.

Dr. Aron Sayed

Bild: Monika Rittershaus

Das Bild zeigt: Hellen Kwon (Fuchs), Hayoung Lee (Füchsin Schlaukopf), Lauri Vasar (Förster), Chor

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