DIE ZAUBERFLÖTE – Paris, Opéra Bastille

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Deutsche Oper (Singspiel) in 2 Aufzügen, Libretto: Emanuel Schikaneder; UA: 30. September 1791 Wien, Theater auf der Wieden

Regie: Robert Carsen, Kostüme: Petra Reinhard, Bühne: Michael Levine, Licht: Robert Carsen/Peter van Praet, Video: Martin Eidenberger, Dramaturgie: Ian Burton.

Dirigent: Philippe Jordan, Chor und Orchester der Opéra National de Paris, Choreinstudierung: Patrick Marie Aubert

Solisten: Pavol Besnik (Tamino), Eleonore Marguerre (Erste Dame), Louise Callinan (Zweite Dame), Wiebke Lehmkuhl (Dritte Dame), Daniel Schmutzhard (Papageno), Regula Mühlemann (Papagena), Franz Josef Selig (Sarastro), François Piolino (Monostatos), Julia Kleiter (Pamina), Sabine Devieilhe (Königin der Nacht), Terje Stensvolde (Der Sprecher), Michael Havlicek (Erster Priester), Dietmar Kerschbaum (Zweiter Priester), Eric Huchet (Erster Geharnischter), Wenwei Zhang (Zweiter Geharnischter), Aurelius Solisten Sängerknaben Calw (Drei Knaben).

Besuchte Aufführung: 17. März 2014 (Koproduktion mit dem Festspielhaus, Baden-Baden)

Die zauberflöte /  Wolfgang Amadeus Mozart  / Robert Carsen La flûte enchantée , Musique de Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791),  Livret d? Emanuel Schikaneder Direction musicale Philippe Jordan  ,  Mise en scène Robert Carsen  ,  Décors  Michael Levine  ,  Costumes   Petra Reinhardt  ,  LumièresRobert Carsen / Peter Van Praet  ,     Vidéo   Martin Eidenberger  ,  Dramaturgie   Ian Burton  ,  Chef de Choeur     Patrick Marie Aubert,   Distribution :  Pavol Breslik  (Tamino),   Eleonore Marguerre  (Erste Dame),   Louise Callinan  (Zweite Dame),   Wiebke Lehmkuhl  (Dritte Dame),   Daniel Schmutzhard  (Papageno),   Regula Mühlemann  (Papagena),   Franz Josef Selig  (Sarastro),   François Piolino (Monostatos),   Julia Kleiter  (Pamina),   Sabine Devieilhe  (Königin der Nacht),   Terje Stensvold  (Der Sprecher),   Michael Havlicek  (Erster Priester),   Dietmar Kerschbaum  (Zweiter Priester),   Eric Huchet  (Erster Geharnischter),   Wenwei Zhang  (Zweiter Geharnischter),   Solistes d'Aurelius Sängerknaben Calw  (Drei Knaben),    Orchestre et Choeur de l?Opéra national de Paris Générale - 08 mars 2014Kurzinhalt

Die Königin der Nacht schickt dem fremden Prinzen Tamino das Bild ihrer Tochter Pamina, in das er sich verliebt. Sie fordert ihn auf, Pamina aus der Gefangenschaft des bösen Geistes Sarastro zu befreien, was Tamino verspricht. Er macht sich mit dem Vogelfänger Papageno als Begleiter auf den Weg. Tamino findet Pamina, und ihre Liebe zueinander entflammt. Tamino erkennt bald, daß Sarastro kein böser Geist, sondern ein nobler Weiser ist, der Pamina vor ihrer selbstsüchtigen Mutter retten will. Um Pamina für sich zu gewinnen, ist Tamino bereit, die Proben auf sich zu nehmen, die Sarastro ihm auferlegt. Sein vorgeschriebenes Schweigen treibt Pamina fast in den Freitod. Papagenos menschliche Schwächen lassen ihn die Proben nicht bestehen, aber die Götter bescheren ihm dennoch die lang ersehnte Papagena. Die letzten Proben bestehen Tamino und Pamina gemeinsam, bevor sie die Weihen empfangen dürfen. Die Königin der Nacht macht verschiedene Versuche, ihre Tochter wiederzugewinnen, stürzt aber schließlich in ewige Nacht hinab.

Aufführung

Die Zauberflöte beginnt inmitten eines Frühlingswalds. Die Tiefe der Bühne ist mal offen, mal untergeteilt durch mehrere Vorhänge, auf die auch im weiteren der sich im Wandel der Jahreszeiten verfärbende Wald projeziert ist. Auch der Tempel liegt in der Natur oder unter der Erde als Katakombe voller Sarkophage. Diese Naturdarstellung wurde aber nicht in einen Zauberwald verwandelt. Erst der tiefverschneite, von Nebeln durchzogene Wald am Ende des zweiten Akts, nimmt von selbst Märchenhaftigkeit an.

Einfache Straßenkleidung, blütenweiß für Pamina, Tamino und die drei Knaben, schwarz mit schwarzen Schleiern auf dem Kopf für die Königin der Nacht, wie auch für Sarastro und dessen Gefolge.

Papageno und Papagena sind als Rucksackwanderer ausgestattet mit all dem dazu gehörigen Brimborium. Um die Handlung auf der riesigen Bühne dem Publikum näher zu bringen, zieht sich ein Laufsteg rund um den Orchestergraben herum, auch durchqueren die Solisten zuweilen den Zuschauerraum. Raumverteilung und Choreographie sind gut.

Sänger und Orchester

Pavol Bresnik singt den standhaften Tamino mit hellem, lyrischen Tenor und sicherer Stimmführung. Ihm gegenüber eine mädchenhafte Julia Kleiter. Der innere Zauber ihrer weichen Sopranstimme macht sie zu einer bewegenden Pamina. Besonders ergreifend in der Szene mit den drei Knaben Bald prangt, den Morgen zu verkünden (2. Akt, 26. Auftritt).

Sabine Devieilhes Interpretation der Königin der Nacht  ist eiskalt und kristallklar mit makellosen Koloraturen. Man ahnt, daß diese Rolle sie stärker fordert, als die der Lakmé, mit der sie zwei Monaten zuvor ihr Pariser Debut machte (cf. OPERAPOINT, 11. Januar 2014). Daniel Schmutzhard stellt mit volkstümlichem Witz und klanglicher Finesse den Papageno dar. Regula Mühlemann ist seine bezaubernde Papagena. Franz Josef Seligs tief orgelnder Baß macht ihn zu dem Sarastro, den man sich wünscht. Alle übrigen Sänger und Sängerinnen fügen sich auf demselben hohen musikalischen Niveau in das hervorragende Ensemble ein. Der Chor singt gut und nuanciert.

Unter Philippe Jordans klarer, maßvoller Leitung kommen das Orchester als Ganzes als auch jedes einzelne Instrument gebührend zur Geltung.

Fazit

Robert Carsen scheint eine ökologische Phase zu haben, welche die Inszenierung vor Unpassendem bewahrt hat. Im übrigen, nimmt Carsen der Königin der Nacht alles geheimnisvoll „Sternflammende“: Unscheinbar inmitten ihres Gefolges, tritt sie im Rampenlicht auf. Auch wird sie – ganz widersprüchlich – zur hilfesuchenden Frau, die beim Weisen Sarastro Trost findet und mit ihn über die Proben „ihrer Kinder“ wacht. Auch wenn das szenische Umfeld einer gewissen Märchenhaftigkeit entbehrte, so blieben Spiel und Gesang zauberhaft und Mozarts Musik tat das Ihre. Die Aufführung brachte, vielleicht auch durch die auffallende Jugend des Ensembles, besondere Freude.

Alexander Jordis-Lohausen

Bild: Opéra national de Paris/Agathe Poupeney

Das Bild zeigt : Mitte: Franz Josef Selig (Sarastro), re: Pavol Besnik (Tamino) und Julia Kleiter (Pamina), li: Daniel Schmutzhard (Papageno)

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