von Giovanni Battista Martini (1706-1784), Intermezzo a due, Libretto: Pietro Metastasio, UA: 1744 Bologna.
Sub-Plot (etwa: Stück im Stück)
von Lucia Ronchetti, Handlung basierend auf dem Libretto Didone abbandonata von Pietro Metastasio. UA: 6. April 2014 Dresden, Semperoper
Regie: Axel Köhler, Bühne: Arne Walther, Kostüme: Frauke Schernau, Licht: Fabio Antoci
Dirigent: Felice Venanzoni, Mitglieder des Händelfestspielorchesters Halle,
Solisten: Christel Loetzsch (Dorina), Matthias Rexroth (Nibbio), Norma Nahoun (Didone), Pavol Kubán (Enea), Julian Arsenault (Iarba),
Tänzer: Mandy Garbrecht, Nicole Meier, Mykola Abramenko.
Besuchte Aufführung: 6. April 2014 (Premiere und Uraufführung des Sub-Plot)
Zu Beginn des Intermezzo wartet Dorina auf den Opern-Impresario Nibbio und sucht nervös nach einer Arie, die sie ihm vortragen kann. Der Gast von den Kanarischen Inseln trifft bald darauf ein, erweist sich jedoch als sehr zudringlich und in musikalischer Hinsicht wenig kompetent. Unter einem Vorwand schickt Dorina ihn hinaus. Erschöpft läßt sie sich auf ihre Chaiselongue fallen und schläft ein.
Dorina hat Kostümprobe und ist unzufrieden. Erneut erscheint Nibbio, sie klagt ihm ihr Leid über das Operngeschäft. Der Impresario reicht ihr einen unterschriebenen Vertrag, auf dem Dorina ein Honorar von unbegrenzter Höhe einsetzen kann, was sie auch tut. Doch sie ist erschrocken, als sie feststellt, welche Gegenleistung er für ihre hohe Gage erwartet.
Sub-Plot
Didone steht zwischen ihrem Geliebten Enea (Aenea) und Iarba, der sie um ihres Reiches willen zur Ehe zwingen möchte. Enea wird von den Göttern nach Troja zurückgerufen, Iarba von Dido grob zurückgewiesen. Trotz ihrer verzweifelten Versuche, den hin- und hergerissenen Enea zu halten, bricht dieser zu neuen Heldentaten auf. Dido steht nun vor der Wahl, Iarba zu heiraten oder Selbstmord zu begehen. Sie beklagt ihr Schicksal.
Aufführung
Kulisse beider Stücke ist ein schmaler, zweietagiger Wohnraum an der Bühnenrampe. Unten das Gemach der Dorina, zu beiden Seiten flankiert von einem Treppenhaus, das auf einen Balkon führt. Ambiente und Kostüme sind barock. Drei Tänzer ergänzen als stumme Diener die Handlung. Der Szenenwechsel zum Sub-Plot vollzieht sich in Dorinas Träumen. Es wird Nacht, hinter der Schlafenden steigt, in antikem weißen Gewand, Dido herauf. Eneas tritt, als alter Ego des Dirigenten Venanzoni, aus dem Spiegel heraus; ein Hinweis auf die umgekehrte Spiegelung von Intermezzo und Einlage. Die bei der Uraufführung 1744 das Intermezzo umrahmende Handlung der opera seria Didone abbandonata wird nun zur zehnminütigen Einlage des Intermezzo. (Eine Erläuterung, was ein Sub-Plot ist, wäre hilfreich gewesen.)
Sänger und Orchester
Die zehn Musiker des Händelgastspielorchesters Halle spielen Giovanni Battista Martinis unkonventionelles Intermezzo kenntnis- und facettenreich. Dirigent Felice Venanzoni begleitet am Cembalo und übergibt im experimentelleren Sub-Plot an ein eindrucksvolles, aber ungewohntes Duo aus Kontrafagott und Kontrabaß.
Die fünfköpfige Sängerriege besteht aus Mitgliedern des Jungen Ensembles der Semperoper und Countertenor Matthias Rexrodt. Letzterer als Nibbio ist darstellerisch wie sängerisch versiert, wendig in den Koloraturen und leicht im hohen Register. Ihm zur Seite steht Christel Loetzsch (Dorina), ein Koloratursopran mit dunklem Timbre, die ihre Rolle vokal agil, mit viel schauspielerischem Talent und Witz gestaltet. Norma Nahoun (Didone) verfügt über eine klaren, in den Höhen mühelosen Sopran, und offenbart feine vokale Nuancen in Mein unglückliches Schicksal wird Legende werden. Pavol Kubán (Enea) ist der modernen, teilweise a-capella-Partitur von Lucia Ronchetti mit seinem biegsamen Bariton stimmlich gewachsen. In der Verkörperung des trojanischen Liebhabers und Helden bleibt er etwas blaß.
Fazit
Das damals ungeheuer populäre Drama Didone abbandonata von Pietro Metastasio wird in Dresden nun zum zweiten Mal, aber mit der Musik von Lucia Ronchetti inszeniert und als Stück in das Intermezzo Lʾimpresario delle Canarie implantiert. Lʾimpresario reiht sich in die Serie der Intermezzi ein, die als Kurzoper auf die Bühne gebracht werden. Martinis Intermezzo und der Sub-Plot von Ronchetti, als „Stück im Stück“, boten eine interessante Abwechslung von Barock und Moderne sowie von buffa (Lʾimpresario) und seria (Sub-Plot), die Regisseur Axel Köhler kontrastreich und sehr unterhaltsam herausgearbeitet hat.
Norma Strunden
Bild: Matthias Creutziger
Das Bild zeigt: Christel Loetzsch (Dorina), Matthias Rexroth (Nibbio)