LOHENGRIN – Augsburg, Theater

von Richard Wagner (1813-1883), Romantische Oper in drei Aufzügen; Libretto: Der Komponist; UA: 28. August 1850 Weimar, Großherzoglichen Hoftheater

Regie: Thorleifur Örn Arnarsson, Bühne/Kostüme: Josef Halldorsson

Dirigent: Dirk Kaftan, Augsburger Philharmoniker, Chor und Extrachor, Choreinstudierung:  Katsiaryna Ihnatsyeva-Cadek

Solisten: Vladislav Solodyagin (König Heinrich), Gerhard Siegel (Lohengrin), Sally du Randt (Elsa), Jaco Venter (Telramund), Kerstin Descher (Ortrud), Dong-Hwan Lee (Heerrufer), u.a.

Besuchte Aufführung: 3. Mai 2014 (Premiere)

Augsburg_Lohengrin_1Kurzinhalt

König Heinrich ruft die Brabanter zum Feldzug. Telramund, von seiner Gattin Ortrud angestachelt, beschuldigt Elsa des Mordes an ihrem Bruder Gottfried. Ein Gottesgericht in Form eines Zweikampfs soll über Elsas Schuld entscheiden. Da erscheint ein Fremder im Boot, gezogen von einem Schwan; er besiegt Telramund. Dieser Fremde heiratet Elsa, aber diese darf nie nach seinem Namen und Herkunft fragen. Ortrud und Telramund bezichtigen den Fremden der Zauberei. Im Brautgemach bricht Elsa ihr Versprechen und stellt die verbotenen Fragen. Telramund dringt ein, im Zweikampf stirbt er. Nun muß Lohengrin Namen und Herkunft offenbaren. Ortrud triumphiert, aber Lohengrin bewirkt die Rückkehr Gottfrieds als König.

Aufführung

Zwei historisierende Halbkuppeln einer griechischen Basilika, unterhalb der Bühnendecke deutlich sichtbar eingehängt, bestimmen das Bühnenbild in allen drei Akten. In jedem Akt wechseln die Kostüme und das Bühnebild unter dieser Kuppel. Während der erste Akt von Dunkelheit und barockisierenden Kostümen geprägt ist, beginnt der zweite Akt vor einer weißen Klagemauer, an der Telramund und Ortrud ihren dunklen Pakt mit Blut besiegeln. Dann blickt man in einen verstaubten dunklen Versammlungssaal mit mittelalterlichen Rüstungen. Das Brautgemach betreten Elsa und Lohengrin in Weiß über eine beidseitige Rampe. Nachdem Elsa Telramund erstochen hat, wird auf die Rückseite der Kammer eine Winterlandschaft projiziert, über die sich Gottfried nähert.

Sänger und Orchester

Der wichtigste Leistungsträger in dieser Oper ist der ständig präsente Chor. Unter der Leitung von Lorenzo Da Rio ist es gelungen, den sehr großen, verstärkten Chor zu einem geschlossenen Klangkörper zu formen und eine harmonischen Bindung und Synchronität zwischen allen Stimmgruppen zu erreichen.

Eine besondere Wirkung erzielt Dirk Kaftan im Zusammenspiel zwischen Chor und Orchester durch sein wenig vorwärtsstrebendes Dirigat. Einerseits entstehen pathetische Klangwolken wie beim Brautlied, andererseits gehen in seinen manchmal viel zu epischen Breiten Anspannungen verloren, wie beim Sonnenaufgang im zweiten Akt, wenn die Sonne nicht wirklich aufgehen will.

Mit dem langsamen Tempo hat Gerhard Siegel kaum Probleme. Durch seine intelligente Gestaltung der Rolle des Lohengrins und der genauen Einteilung der Atempausen kann er die Phasen immer aussingen, nicht immer mit voller Strahlkraft, aber immer im Sinne Richard Wagners. Mit der Schlußansprache In fernem Land, tenoral leuchtend vorgetragen, kann er die Begeisterung der Zuschauer wecken. Mit dieser Leistung kann eigentlich nur Dong-Hwan Lee als Heerrufer mithalten, der auch noch in den Höhen mit baß-baritonaler Strahlkraft aussingen kann.

Sally du Randt gibt der Elsa als dramatischer Sopran mit zu schriller Stimme keine schönen Momente, Diese Elsa bleibt völlig blaß. Kerstin Descher verfügt nur in der mittleren Lage über einen ausdrucksstarken Sopran, die Höhen klingen schrill und wirken aufgesetzt, die Tiefe kann sie nicht gestalten. Ihre Ortrud verbreitet mit Entweihte Götter tatsächlich Angst. Jaco Venter fehlt die Ausdauer für die mörderische Partie des Telramund, er rettet sich mit matter Stimme ins Ziel. Vladislav Solodyagin ist kein glücklicher König Heinrich, hat mit dieser Partie immer wieder Probleme, denn er liegt teilweise mit ganzen Phrasen daneben.

Fazit

Am Ende geteiltes Echo des Publikums: Jubelstürme für Dirk Kaftan und Gerhard Siegel, freundlicher Beifall für das Orchester, Chor und übrige Solisten, während das Regieteam deutliche Mißfallensäußerungen einfahren muß – provoziert durch hämisches Grinsen oder Beifall-Klatschen ins Publikum. Über drei Akte war das Bühnengeschehen unverständlich oder völlig beliebig geblieben, so meint man Parallelen zum Tanz der Vampire, dem Rosenkavalier in Rokoko-Kostümen oder Les Miserables zu erkennen.

Musikalisch hingegen funktioniert das aufwendige Bühnenbild als Auftrittsfläche für den Chor. Jedoch wird man mit dieser Produktion das konservative Publikum aus dem nahen München, dort den Regietheater-Einfällen der Staatsoper überdrüssig, eher abschrecken.

Oliver Hohlbach

Bild: A.T. Schaefer

Das Bild zeigt: Gerhard Siegel (Lohengrin), Sally du Randt (Elsa), Jaco Venter (Telramund), Kerstin Descher (Ortrud)

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