Wuppertal, Opernhaus – TRISTAN UND ISOLDE

von Richard Wagner, Musik und Text, Handlung in drei Akten nach dem Versroman Tristan von Gottfried von Straßburg, UA: 10. Juni 1865, München
Regie: Gerd Leo Kuck, Bühne: Roland Aeschlimann, Kostüme: Andrea Schmidt-Futterer
Dirigent: Toshiyuki Kamioka; Sinfonieorchester Wuppertal, Herrenchor der Wuppertaler Bühnen, Choreinstudierung: Jaume Miranda
Solisten: John Uhlenhopp (Tristan), Marion Ammann (Isolde), Gregory Reinhart (Marke), Kay Stiefermann (Kurwenal), Olaf Haye (Melot), Anette Bod (Brangäne), Boris Leisenheimer (Hirte), Andreas Heichlinger (Steuermann), Cornel Frey (Stimme eines jungen Seemanns)
Besuchte Aufführung: 8. März 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
wuppertal-tristan.jpgIsolde befindet sich mit ihrer Zofe Brangäne auf der Überfahrt von Irland nach Kornwall, wo sie König Marke angetraut werden soll, um die beiden Länder nach dem vorherigen Krieg wieder einander anzunähern. Das Schiff steht unter dem Befehl des Königs Neffen Tristan. Wie Isolde Brangäne anvertraut, hat dieser ihrem Verlobten Morold im Zweikampf besiegt. Sie hatte jedoch Morolds Schwert vergiftet, so daß Tristan auf die heilkundige Isolde angewiesen war. Isolde konnte Tristan jedoch nicht töten, da sie sich unsterblich in ihn verliebte. Nun will sie Tristan und sich selber mit einem getarnten Todestrank umbringen. Angesichts des erwarteten Todes gesteht Isolde ihre Liebe, was Tristan erwidert. Vorher hatte Brangäne jedoch den Todestrank mit einem Liebestrank ausgetauscht. Trotzdem heiratet Isolde König Marke, so daß Tristan und Isolde sich nur in der Nacht sehen können. Dabei werden sie entdeckt. Im Kampf mit dem Diener Melot, der die beiden verriet, wird Tristan schwer verwundet. Sein Freund Kurwenal bringt ihn daraufhin auf dessen Burg Kareol in der Bretagne und bittet Isolde, Tristan zu pflegen. König Marke hat währenddessen durch Brangäne vom Tausch des Liebes- bzw. Todestranks erfahren und möchte den beiden verzeihen. Als das Schiff mit Isolde endlich ankommt, ist es zu spät: Tristan stirbt in ihren Armen. Isolde folgt ihm in den Tod.
Aufführung
Die Bühne ist einfach gestaltet. Direkt am Orchestergraben befinden sich zwei Stufen, dahinter ein durchscheinender Vorhang, der während des gesamten Stückes unten bleibt. Hinter diesem Vorhang sind vier in die Tiefe gezogene Rahmen perspektivisch angeordnet. Hier ist durch zusätzliche Treppen im Boden ein Betreten der Bühne möglich. Im dritten Akt wird in der Mitte der Bühne zusätzlich ein Block installiert, der Tristans Bett darstellt. Die Beleuchtung setzt die Bühne im ersten Akt in dunkles Licht, im zweiten Akt erscheinen auch Rottöne des Sonnenunter- und aufgangs. Im dritten Akt dominiert dann helles, weißes Licht. Die Kostüme sind klassisch zeitlos gehalten.
Sänger und Orchester
Unter der Leitung von Toshiyuki Kamioka gelingt eine musikalisch grandiose Aufführung der 1865 als unaufführbar geltenden Oper. Mit genauem Dirigat führt er das Sinfonieorchester Wuppertal durch die Partitur und weiß, gerade mit feinen Abstufungen in der Dynamik, die Feinheiten der Partitur auszudeuten. Für die Inszenierung wurden einige Gastsänger verpflichtet: Hier überragt Marion Ammann mit einer brillanten Interpretation der Isolde, die sowohl die lyrischen als auch dramatischen Stellen ihrer Rolle überragend gestaltete, z.B. ihre „Verklärung“ am Opernschluß. Anette Bod (Brangäne) fällt aufgrund ihres stark forcierten Vibratos, gerade im Zusammenspiel mit Isolde im ersten Akt, im Verhältnis zu den anderen Sängern ab. John Uhlenhopp (Tristan) meistert seine Partie, die Liebesszenen im zweiten Akt gelingen ihm sehr einfühlsam, während er im dritten Akt die gegensätzliche Dramatik von Tristans lang anhaltenden Todeskampf hörbar macht. Gregory Reinhart (König Marke) ist eine Idealbesetzung mit großer Ausstrahlungskraft in Stimme und Schauspiel. Die Interpretation von Kay Stiefermann (Kurwenal) mit profundem, kräftigem Bariton ist bemerkenswert. Seine Ensemblekollegen können sich trotz ihrer kleineren Rollen ebenfalls stimmlich herausheben: Cornel Frey (Stimme eines jungen Seemann) eröffnet die Oper mit klarem Tenor und Boris Leisenheimer (Hirte) überrascht mit ungewohnt kerniger Stimme, wenn er nach dem Schiff mit Isolde Ausschau hält.
Fazit
Für Wagnerianer ist der Besuch ein Muß aufgrund der musikalischen Höchstleistung, die vom Premierenpublikum mit lang anhaltenden, stehenden Ovationen gefeiert wurde. Ingesamt krankt die Aufführung jedoch an der statischen Inszenierung: In fast viereinhalb Stunden passiert auf der Bühne nahezu gar nichts, was für Nicht-Wagnerianer mit zunehmender Dauer zur echten Belastung werden kann.
Malte Wasem

Bild: Michael Hörnschemeyer
Bildlegende: Isolde (Marion Aumann) reicht Tristan (John Uhlenhopp) den vermeintlichen Liebestrank.

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