Musikfest Berlin

Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam

Werke von Johannes Brahms, Wolfgang Rihm und Richard Strauss

Dirigent: Mariss Jansons, Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam

Solist: Leonidas Kavakos, Violine

Besuchte Aufführung: 6. September 2014

Musikfest Berlin 2014:

Vorbemerkung

Den Auftakt des Berliner Konzertlebens nach der Sommerpause bildet jedes Jahr im September, nun bereits zum zehnten Mal, das Musikfest Berlin. Das Orchesterfestival ist Bestandteil der ganzjährigen Berliner Festspiele und bietet in der Zeit von 2. bis 22. September 2014 in der Philharmonie und deren Kammermusiksaal 31 Veranstaltungen mit über 75 Werken von 24 Komponisten, gespielt von 25 Orchestern und zahlreichen internationalen Solisten. Den programmatischen Schwerpunkt des diesjährigen Musikfestes bilden Schumann und Brahms. Ihre Inspirationsquelle ist Johann Sebastian Bach und die Entwicklung des modernen Orchesters.

Das Konzert

Ein regelmäßiger Gast des Musikfestes ist der lettische Maestro Mariss Jansons mit dem Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam, das er seit 10 Jahren leitet. Die Brillanz und Präzision dieses Klangkörpers bestechen von Anfang an. In den Variationen über ein Thema von Joseph Haydn von Johannes Brahms präsentiert Jansons das einprägsame Thema des Chorale St. Antoni und die folgenden acht Variationen insgesamt leicht und unprätentiös, wenn auch anfangs etwas verschleppt und zerfasert. Nach der schwermütigen Melodie der vierten Variation gewinnt das Spiel in den dynamisch und rhythmisch markanten Vivace- und Grazioso-Teilen jedoch zunehmend an Fahrt und Dichte.

Das für kleines Orchester und Solovioline geschriebene Lichte Spiel von Wolfgang Rihm gerät zum intimen Austausch zwischen ausgedehnten lyrischen Monologen des Solisten Leonidas Kavakos und einem sensibel reagierenden Orchester. Tranceartig entfalteten sich die aus Terzen aufgebauten Klangskulpturen zart und unsentimental von der Violine ins Orchester hinein. Den anschließenden großen Applaus konnte der an diesem Abend anwesende Komponist persönlich entgegen nehmen. Kavakos bewies bei der Zugabe der Bachschen Gavotte en Rondeau aus der Partita in E-Dur Nr. 3 (Violine allein) seines feingliedrigen Spiels.

Der zweite Teil des Abends ist dem diesjährigen Jubilar Richard Strauss gewidmet. Ungeheuer intensiv spielen Jansons und sein Orchester die Tondichtung Tod und Verklärung op. 24, unruhig und rhythmisch schwankend wird das Todesmotiv vom lyrischen Eingangsteil bis zum feierlich-hymnischen Finale gestaltet, dabei Pathos vermeidend.

Auch die Wahl des letzten Stückes Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28 unterstreicht das eher bodenständige Auftreten Jansons. Das brillant instrumentierte Werk des damals dreißigjährigen Strauss gilt als effektvoller Erfolgsgarant eines jeden Orchesters und bildete auch an diesem Konzertabend den musikalischen Höhepunkt. Nach dem einleitenden Streicherthema entfaltet Jansons die gesamte Bandbreite des musikalischen Schelmenportraits zwischen graziös und schelmisch, feurig und klagend, aggressiv und weinerlich. Das beeindruckend disziplinierte Concertgebouw Orchestra gestaltet die sehr kontrastreichen Episoden präzise, transparent und glänzend.

Fazit

Ein Erlebnis, den 71jährigen Jansons, der inzwischen selten die Bühne betritt und das Royal Concertgebouw Orchestra nur noch in dieser Spielzeit leiten wird, zu hören. Die Musiker und Solisten des Klangkörpers bewiesen Weltklasse-Niveau, ebenso Leonidas Kavakos an der Violine.

Norma Strunden

Bild: Kai Bienert

Das Bild zeigt: Leonidas Kavakos, Mariss Jansons

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