ARABELLA – Dresden, Semperoper

von Richard Strauss (1864-1949), lyrische Komödie in drei Aufzügen, Libretto: Hugo von Hofmannsthal, UA: 1. Juli 1933 Dresden, Staatsoper

Regie: Florentine Klepper, Bühne: Martina Segna, Kostüme: Anna Sofie Tuma, Licht: Bernd Purkrabek

Dirigent Christian Thielemann, Sächsische Staatskapelle Dresden, Chor: Wolfram Tetzner, Sächsischer Staatsopernchor Dresden

Solisten: Anja Harteros (Arabella), Thomas Hampson (Mandryka), Albert Dohmen (Graf Waldner), Gabriele Schnaut (Gräfin Adelaide), Hanna-Elisabeth Müller (Zdenka), Daniel Behle (Matteo), Benjamin Bruns (Graf Elemer), Derek Welton (Graf Dominik), Steven Humes (Graf Lamoral), Daniela Fally (Die Fiakermilli), Jane Henschel (Eine Kartenaufschlägerin), Rafael Harnisch (Ein Zimmerkellner), Werner Harke (Ein Zimmerkellner), Andreas Soika (Djura), Tobias Schrader (Jankel)

Besuchte Aufführung: 7. November 2014 (Premiere)

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Im Wien der Restauration lebt die verarmte Grafenfamilie Waldner. Das Grafenpaar hofft, sich mit einer baldigen Vermählung der Tochter Arabella  zu sanieren. Ihre Schwester Zdenka wird als Junge ausgegeben, da die Mittel nicht ausreichen, beide Töchter standesgemäß zu erziehen. Zu den Kavalieren Arabellas zählen die Grafen Elemer, Dominik und Lamoral sowie der mittellose Leutnant Matteo, den Zdenka im Stillen liebt. Arabella verliert ihr Herz an einen Fremden. Er ist der reiche Neffe eines früheren Kameraden des Grafen. Auf dem Wiener Faschingsball hält Mandryka um ihre Hand an. Arabella willigt ein und bittet darum, Abschied von ihrer Mädchenzeit nehmen zu dürfen. Indessen übergibt Zdenka Matteo ein Kuvert mit dem angeblichen Zimmerschlüssel Arabellas, der aber ihr eigener ist. Mandryka wird unfreiwilliger Zeuge dieses Gesprächs und fühlt sich von seiner Verlobten betrogen. Nun gibt sich Zdenka als Frau zu erkennen, womit Arabellas Unschuld bewiesen ist und  Zdenka Matteo gewinnt.

Aufführung
Bühnenbild und Kostüme verlegen die Handlung in ein Wien der Vorkriegszeit. Eine Welt von gestern, die im Zerfall begriffen ist und noch im Korsett steckt. Die Figuren bewegen sich schablonenhaft in Uniformen und Trachten sowie bodenlangen Kleidern mit eng geschnürter Taille, die den Frauen die Figur einer Vase verleihen. Auf einer Schiebebühne spielt der erste Akt in den Zimmern einer leicht angestaubten Hotelsuite mit patiniert, türkisblauen Wänden. Das Wohnzimmer ist spärlich möbliert, rechts, links grenzen die Schlafzimmer der Eltern und Mädchen an. Nach dem Auftritt des slowenischen Neffen Mandryka tut sich ein weiterer, ländlich geprägter Raum auf – Arabellas Zukunft. Kulisse des zweiten und dritten Akts ist das im Jugendstil gehaltene Foyer des Hotels, das sich mit kunstvoll arrangierten Wänden in den dahinter liegenden Ballsaal öffnet.

Sänger und Orchester
Mit einer namhaften Besetzungsliste wurde die Premiere der Arabella am Ort ihrer Uraufführung gewürdigt. Strauss-Experte Christian Thielemann dirigierte die Sächsische Staatskapelle in gewohnt souveräner Manier. Das Orchester kommentierte das Geschehen und seelische Befinden der Personen auf sehr suggestive und transparente Weise. Lyrisch-stille Momente wie das Zwiegespräch Arabellas Mein Elemer (1. Akt) mit Solovioline und Flöten waren eher selten. So hatten Sänger wie die Altistin und Mutterfigur Gabriele Schnaut (Adelaide) es schwer, sich gegenüber der Klanggewalt des Orchesters zu behaupten. Die durch ein Schleudertrauma eingeschränkte Star-Sopranistin Anja Harteros verfügt über die entsprechende Aura für die Rolle der Schönen und Umschwärmten. Dennoch blieb sie als Titelfigur etwas blaß. Harteros hatte im ersten Akt mit Unsicherheiten in der Intonation zu kämpfen – schade für das Duett mit der Schwester Aber der Richtige (1. Akt) – im zweiten Akt mit einer leichten Heiserkeit. Erst zum Finale hin konnte sich ihr warmer Sopran ganz entfalten. Demgegenüber war Hanna-Elisabeth Müller als Schwester Zdenka an szenischer und stimmlicher Präsenz kaum zu überbieten. Intonationssicher, ohne Druck in den Höhen und durchsetzungsstark vermochte sie die inneren Konflikte ihrer Figur intensiv darzustellen. Auch der ihr zur Seite gestellte Daniel Behrend (Matteo) überzeugte durch eine virtuose Tenorstimme, die zwischen brüchig und strahlend changieren konnte. Dieses Paar war die eigentliche Entdeckung des Abends. Auf der Bühne sehr präsent, aber nicht unbedingt an der Seite von Arabella, war Thomas Hampson. Er verkörperte die Rolle des Mandryka mit Nonchalance und einer Weltläufigkeit, die für einen slowenischen Gutsbesitzer beinahe übertrieben wirkte. Stimmlich überzeugte der Bariton durch Agilität und Klangschönheit. Unter den optisch kaum auseinanderzuhaltenden drei Kavalieren, allesamt überzeugende Tenöre, ragte Benjamin Bruns als Graf Elemer heraus. Mit gewollt schrägen Koloraturen und viel Esprit hatte Daniela Fally einen gekonnt komischen Auftritt als Fiakermilli.

Fazit
Die von den Salzburger Festspielen übernommene Arabella-Produktion bot weder ein szenisches, noch ein musikalisches Feuerwerk. Die Regie hat sich sehr eng an die Vorgaben des Hofmannsthalschen Stückes gehalten und wenig experimentiert. Was für die Kulissen und Kostüme als Plus gelten kann, geriet in der Personenführung etwas fade. Die Starbesetzung erfüllte nicht immer die an sie gestellten Erwartungen, dennoch wurde musikalisch einiges geboten. Das Premierenpublikum hat die Vorstellung begeistert aufgenommen, nur wenige Buhrufe mischten sich unter den allgemein großen Beifall.

Norma Strunden

Bild: Matthias Creutziger

Das Bild zeigt: Anja Harteros (Arabella), Sächsischer Staatsopernchor Dresden

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