Echo Klassik Verleihung 2014

Nach sechs Jahren kehrte die Echo Klassik Verleihung wieder in die Münchner Philharmonie zurück: die 21. Echo Klassik Verleihung fand am 26. Oktober 2014 vor ausverkauftem Haus statt und wurde vom ZDF zweit Stunden später im Fernsehen übertragen. Große Überraschungen brachte die Veranstaltung nicht mit sich – die meisten der Preisträger waren bekannte Gesichter aus den vergangenen Jahren. Trotzdem präsentierten die Moderatoren Rolando Villazón und Nina Eichinger eine prächtige Gala-Show, bei der die Klassik-Prominenz Deutschlands geehrt wurde. Mit Preisen in den verschiedensten Kategorien wurden die Künstler von prominenten Laudatoren (u.a. Senta Berger und José Carreras) ausgezeichnet.

Universal-Music---ECHO-Klassik-2014In seinem Vorwort betonte Dieter Gorny, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie, daß es nicht nur der Anspruch einer solchen Verleihung sei, die musikalische Leistung der Interpreten zu würdigen, sondern auch an den Stellenwert der klassischen Musik zu erinnern – hohe Ziele für eine eher seichte Gala-Veranstaltung, bei der Glanz und Glamour doch mehr im Vordergrund standen als die Wertschätzung der Musik.

Dennoch konnte der Abend einige musikalische Höhepunkte bringen. In der Kategorie Beste Sängerin des Jahres gewann keine geringere als Anna Netrebko den Preis für die Interpretation in ihrem neuen Album Verdi. Die Jury stützte ihre Entscheidung auf die stimmliche Vielfalt und Wiedererkennbarkeit der Netrebko. Ihr Live-Auftritt wurde diesem Urteil gerecht: mit großer Dramatik, sowohl in Stimme als auch Mimik, gab sie die Lady Macbeth aus der gleichnamigen Oper in der Arie La luce langue – Das Licht erlischt. Ihr runder Sopran mit großem Volumen setzte musikalische Akzente, besonders durch die Wechsel von tiefen, ruhigen Tönen zu leidenschaftlicher Höhe – die Netrebko weiß wie es gemacht wird. Bester Sänger des Jahres wurde Piotr Bezcala. Er wurde für seine Interpretation der Verdi Oper (Rigoletto) ausgezeichnet. Doch er sang eine Arie aus Werther Pourquoi me réveillerWarum mich wecken?. Das geschah wohl, weil man dem Publikum ein bißchen mehr Abwechslung bieten wollte. Sein lyrischer Tenor legte sich schön in die romantischen Legato-Bögen der Arie und bestach durch einen Schmelz beim Auf- und Abschwellen der Stimme. Jonas Kaufmann, der für die solistische Einspielung des Jahres im Bereich Opernarien ausgezeichnet wurde (natürlich auch ein Verdi Album) mußte seinen Auftritt wegen einer Grippe absagen. Über den Laudator José Carreras ließ er dem Publikum seine Entschuldigung ausrichten.

Einen ganz besonderen Preis erhielt Nikolaus Harnoncourt für sein Lebenswerk. Nikolaus Harnoncourt hat mit seiner Beharrlichkeit und einem unerschöpflichen Fleiß der Musik neue Impulse verliehen, indem er sich dem vermeintlich Alten zuwandte: der historischen Aufführungspraxis, so hieß es in der Begründung der Jury. Der selbsterklärte „Widerspruchsgeist“ nahm die Verleihung ehr reflektiert hin: immerhin sei das auch eine Erinnerung daran, daß es mit dem Leben bald vorbei sei, erklärte der 85-jährige resignierend.

Weitere Preisträger waren u.a. die Sopranistin Diana Damrau (Preis Klassik ohne Grenzen), Yannick Nézet-Séguin (Dirigent des Jahres), Anne-Sophie Mutter (Konzerteinspielung des Jahres) und David Garret (Bestseller des Jahres). Leider wurden die „unbekannteren“ Interpreten nach der Live-Aufzeichnung im Saal im Schnelldurchlauf ausgezeichnet, darunter u.a. der Chor des Bayerischen Rundfunks und das SWR Sinfonie-Orchester Baden-Baden und Freiburg.

Insgesamt ist die Verleihung unterhaltsam, aber sie hinterläßt leider den Eindruck mehr eine Publicity-Veranstaltung für die Prominenz zu sein, als tatsächlich im Dienste der Klassik zu stehen, wie es wohl ihr eigentlicher Sinn sein sollte.

Melanie Joannidis

Bild: Hoederath / Universal Music
Auf dem Bild (vorne, v.l.n.r.): David Garrett, Anna Netrebko, Yannick Nézet-Séguin, (hinten, v.l.n.r.): Dickon Stainer (Präsident DECCA), Ute Fesquet (Vice President A&R DGG), Kleopatra Sofroniou (Director Domestic Marketing DGG), Eric Schulz, Rolando Villazón, Piotr Beczala, Anne-Sophie Mutter, Frank Briegmann (President Central Europe Universal Music und Deutsche Grammophon), Costa Pilavachi (Senior Vice President Classical A&R Universal Music Group International), Mark Wilkinson (Präsident DGG)

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