SALOME – Bonn, Oper

von Richard Strauss (1864–1949), Musikdrama in einem Aufzug, Libretto: Oscar Wilde, in der deutschen Übertragung von Hedwig Lachmann; UA: 9. Dezember 1905 Dresden, Hofoper

Regie/Bühne/Kostüme: Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka

Dirigent: Stefan Blunier, Beethoven Orchester Bonn

Solisten: Roman Sadnik (Herodes), Anjara I. Bartz ( Herodias), Nicola Beller Carbone (Salome), Olafur Sigurdarson (Jochanaan), Tamás Tarjányi (Narraboth), Lisa Wedekind (Page der Herodias) u.a.

Besuchte Aufführung: 8. Februar 2015 (Premiere 1. Februar 2015)

THEATER BONN: SALOMEKurzinhalt

Im Mondschein schwärmt der Soldat Narraboth von Salomes Schönheit. Aus einer Zisterne dringt die Stimme des Propheten Jochanaan, der dort von Herodes gefangen gehalten wird. Salome ist sofort fasziniert und verführt Narraboth dazu, den Gefangenen trotz des strikten Verbotes durch Herodes heraufzuholen. In seinen Rufen verurteilt Jochanaan das sittenlose Gebaren am Hof des Herodes, auch alle Annäherungen Salomes weist er brüsk ab. Als diese Jochanaan zu küssen versucht, begeht Narraboth aus Eifersucht Selbstmord. Jochanaan verflucht Salome und steigt wieder in die Zisterne hinab.

Herodes, gefolgt von seiner Frau Herodias und den übrigen Gästen einer Festgesellschaft, suchen nach Salome. Herodes bittet sie, für ihn zu tanzen und verspricht, ihr als Gegenleistung jeden Wunsch zu erfüllen. Salome tanzt und fordert dann den Kopf des Jochanaan in einer Silberschüssel. Nur widerwillig erfüllt Herodes ihr den Wunsch. Mit Entsetzen muß er ansehen, wie Salome den abgeschlagenen Kopf küßt. Daraufhin befiehlt Herodes seinen Soldaten, Salome zu töten.

Aufführung

Bekanntlich ohne Ouvertüre wird die Aufmerksamkeit direkt auf die Bühne gelenkt: Dort ist die Szene von einem Kaffeehaus im Stil der 1920er Jahre, also nahe der Entstehungszeit der Oper, ganz in schwarz/weiß arrangiert. Bistrotischchen und Stühle, Marmorboden. Die Festgesellschaft sitzt an Tischen, dazwischen Narraboth und der Page. Herodias und Herodes, sowie Salome tummeln sich, sie wirken angespannt. Herodes vergnügt sich mit jungen Mädchen. Die Damen tragen Federboa und Stirnband, es wird mit Zigarettenspitzen geraucht, alle sind sehr elegant. Im Hintergrund ist ein Brunnen. Jochanaan ist wie Herodes gekleidet, doch wirkt er durch die Gefangenschaft verwahrlost.

Für Salomes Tanz wird das Mobiliar zur Seite gerückt: Allerdings tanzt nicht sie, sondern ein Double mit einem Tanzpartner. Währenddessen wird das Augenmerk auf die nun verstört wirkende Salome gelenkt, die sich am Bühnenrand ihres eleganten weißen Abendkleides entledigt und stattdessen in ein Matrosenkleid schlüpft. Sie wirkt nun wie ein Kind. Gekrümmt vor Schmerzen im Unterleib, strahlt sie Verzweiflung aus, während das Paar für Herodes tanzt. Als Salome insistierend den Kopf des Jochanaan fordert, Herodias höhnisch lacht und Herodes vom Entsetzen gepackt wird, serviert ein Kellner der sich an einem Tisch zusammen gefundenen verstörten Familie nicht nur den gewünschten Kopf, der Herodes, sondern auch die Köpfe der Königin sowie den von Salome.

Sänger und Orchester

Die volle Besetzung im Orchester in Balance mit den Singstimmen zu halten ist bei der Opulenz der Partitur stets die Herausforderung. Blunier  läßt die Klangfarben leuchten und ist bemüht, die Sänger nicht zu dominieren, was besonders gut gelingt, wenn diese an der Rampe singen, was meistens passiert. Nicola Beller Carbone singt die Partie der Salome eindringlich. Sie bringt ihren Sopran modulationsreich und enorm stilsicher als Farbe ins Tutti ein, ihre Rolle entwickelt sie spannungsreich und geheimnisumwittert. Olafur Sigurdarson singt mit differenzierten Nuancen die Partie des Propheten, dessen Singen aus dem Hintergrund natürlich eine Herausforderung ist, die er gut bewältigt. Roman Sadnik (Herodes) spielt den Tetrarchen als triebhaften Mann, der am Ende zur Besinnung kommt. Sein Tenor wirkt prägnant und paßt für diese Rolle gut. Anjara I. Bartz überzeugt vor allem durch ihre schauspielerische Leistung als Herodias. Die kleineren Partien sind mit guten Stimmen besetzt.

Fazit

Die Geschichte in Richtung sexuellen Kindesmißbrauchs zu interpretieren, geht erschreckend schlüssig auf. Von Beginn an wirkt die Atmosphäre in der Familie des Tetrarchen ungut. Die beiden Regisseurinnen lesen die blutrünstige Geschichte biblischer Provenienz als beklemmende Familientragödie. Musikalisch auf jeden Fall eine hörenswerte Aufführung.

Felicitas Zink

Bild: Thilo Beu

Das Bild zeigt: Herodias(Anjara I. Bartz ), Salome (Nicola Beller Carbone), Herodes (Roman Sadnik), 1. Soldat(Rolf Broman)

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