von Leoš Janáček (1854-1928), Oper in 3 Akten, Libretto: Leoš Janácek nach einer Novelle von Rudolf Tesnohlídek, UA: 6. November 1924 Brünn, Nationaltheater
Regie: Horst Kupich, Bühne: Jakob Knapp, Kostüme: Jakob Knapp, Licht: Kirsten Heitmann, Dramaturgie: Katja Pfeifer, Choreographie: Stefan Haufe
Dirigent: Golo Berg, Philharmonisches Orchester, Opernchor, Kinder- und Jugendchor des Theaters Vorpommern, Choreinstudierung: Rustam Samedov
Solisten: Jardena Flückiger (Füchslein Spitzohr), Kristi Anna Isene (Fuchs Kraushaar), Thomas Rettensteiner/Günter Papendell (Förster), Johannes Richter (Schulmeister/Dackel), Tye Maurice Thomas (Pfarrer/Dachs), Alexandru Constantinescu (Harašta), Vera Meiß (Försterin) u.a.
Besuchte Aufführung: 17. Oktober 2015 (Premiere)
Kurzinhalt
Der Förster fängt das unschuldige, junge Füchslein Spitzohr und nimmt es mit in die Försterei. Während der Gefangenschaft richtet die Füchsin großen Schaden am Hühnerbestand an. Es gelingt ihr, sich zu befreien und kehrt in den Wald zurück. Dort vertreibt die Füchsin einen Dachs aus seinem Bau und heiratet den Fuchs Kraushaar, mit dem sie eine große Familie gründet. Doch schließlich fällt die Füchsin einem Wilderer zum Opfer. Der Förster findet die tote Füchsin im Wald. Mit ihr sind auch seine Träume gestorben. Er geht an den Ort zurück, an dem alles begonnen hat und erkennt, daß jedem Ende ein Anfang innewohnt.
Aufführung
Beim Betreten des Saals erblickt das Publikum einen Vorhang, der das Bühnenbild verhüllt. Auf den Vorhang erwirken Licht und Schatten die Umrisse eines dichten Waldes. Während die Ouvertüre erklingt, wird eine Drehbühne sichtbar, die im Verlaufe der Handlung drei unterschiedliche, immer wiederkehrende Schauplätze zeigt. In der Mitte der Bühne ist jederzeit ein Kokon zu sehen. Das erste Bild zeigt ein umgestürztes Kapitell. Ein reges Treiben der Waldtiere ist dort am Anfang des ersten Aktes zu beobachten – später findet das Füchslein hier seine Behausung. Den zweiten Schauplatz bildet die Försterei. In einem Wirtshaus, welches das dritte Bild darstellt, trifft man sich regelmäßig zur abendlichen Skatrunde.
Mit verschiedenen Lichteffekten wird während der Aufführung das idyllische Naturambiente verstärkt. Die Kostüme der darstellenden Tiere bilden eine bunte Farbvielfalt und sind der Natur gut nachempfunden. Während dieser Inszenierung werden auffallend viele Kinder aktiv in die Rollen der kleineren bzw. jüngeren Tiere des Waldes einbezogen.
Sänger und Orchester
Alle Sänger spielen ihre Rolle mit Hingabe. Dabei profitiert die Vorstellung vom großen schauspielerischen Einsatz aller Beteiligten. Besonders die junge Sopranistin Jardena Flückiger (Füchslein Spitzohr) beeindruckt auf ganzer Linie: Ihre wunderbar ausgeglichene, feinfühlige, in allen Lautstärken gleichermaßen natürliche, klangvolle Stimme, voll weichen Timbres ist ein Genuß für die Ohren. Zusammen mit der fröhlichen und ausdrucksstarken Kristi Anna Isene (Fuchs Kraushaar) ergibt sich eine äußerst harmonische Darstellung. Ihr voluminöser und in allen Registern gleichmäßig klingender Sopran zeigt glaubhaft verschiedene Emotionen. Da Thomas Rettensteiner (Förster) erkrankt ist, spielt er die Rolle des Försters auf der Bühne, während er vom Bühnenrand gesanglich von Günter Papendell vertreten wird. Beide ergänzen sich ausgezeichnet. Günter Papendells warmer, facettenreicher Bariton überzeugt mit seiner durchschlagenden Kraft und Thomas Rettensteiner zeigt passend dazu sein schauspielerisches Können trotz angeschlagener Gesundheit. Zu den positiven Sängererscheinungen des Abends gehören ebenso Tye Maurice Thomas (Pfarrer/Dachs) und Johannes Richter (Schulmeister/Dackel). Tye Maurice Thomas verleiht mit seinem klangvollen und kräftigen Baß in der Rolle des Pfarrers Autorität. Johannes Richter hingegen glänzt mit seinem hellen und beweglichen Tenor, und singt seine Passagen in den Höhen mit einer beeindruckenden Leichtigkeit, wobei er manchmal etwas lauter hätte sein können. Als Harašta reißt Alexandru Constantinescu sowohl schauspielerisch, als auch mit seiner warmen und satten Stimme das Publikum mit.
Als besonders wirkungsvoll sind sowohl der Opernchor, als auch der Kinderchor zu erwähnen. Die Mitglieder beider Chöre sind hervorragend in die Handlung eingebunden und nehmen aktiv am Geschehen teil. Insgesamt beeindrucken alle mit ihrem fabelhaften Zusammenspiel, sowie guten schauspielerischen Leistungen.
Das dynamische Verhältnis zwischen Orchester und Sängern ist ausgewogen, so daß z.B der Gesang nie zugedeckt wird. Golo Berg dirigiert von Anfang an lebhaft und mitreißend. Allerdings sind die Musiker zunächst nicht immer präzis zusammen, kommen aber so nach und nach in Fahrt und gewinnen an Präzision, wobei die Begleitung der Sänger schließlich eine lobenswerte Sicherheit zeigt.
Fazit
Sowohl optisch und dramaturgisch als auch musikalisch eine glänzende Aufführung. Sänger und ihre Darstellungsart werden vom zahlreich erschienenen Publikum mit häufigem Szenenapplaus und schließlich einem langanhaltenden Schlußbeifall gewürdigt.
Judith Hering
Bild: Barbara Braun/Gunnar Lüsch
Das Bild zeigt: Jardena Flückiger (Füchslein Spitzohr) und Kristi Anna Isene (Fuchs Kraushaar)