von Giuseppe Verdi, Oper in drei Akten, Libretto: Francesco Maria Piave,UA: 11. März 1851, Venedig
Regie: Werner Pichler, Bühnenbild: Erwin Bode
Dirigent: Alois Seidlmeier, Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg, Chor des Landestheaters
Solisten: Milen Bozhkov (Herzog von Mantua), Roland Fenes (Rigoletto), Sofia Kallio (Gilda), Michael Lion (Graf von Monterone), Jason Nandor Tomory (Graf von Ceprano), Johanna Stark (Gräfin Ceprano), Marek Reichert (Marullo), Christian Sturm (Borsa), Patrick Simper (Sparafucile), Petra Gruber (Maddalena), Stefanie Schmitt (Giovanna), Martin Trepl (Gerichtsdiener), Eva-Maria Fischer (Page)
Besuchte Aufführung: 2. Mai 2009 (Premiere)
Kurzinhalt
Die Orgie im Palast des Herzogs von Mantua ist in vollem Gang, der Herzog stellt der Gräfin Ceprano nach. Auch der Graf Monterone verflucht den Herzog wegen der Entehrung seiner Tochter durch den Herzog und Rigoletto wegen dessen Spott. Rigoletto kehrt zu seiner Tochter Gilda zurück, die er vor der Gesellschaft verborgen hält. Den als armen Studenten verkleideten Herzog gelingt es, in Gildas Zimmer einzudringen. Gilda verliebt sich in den Herzog. Kaum ist der Herzog gegangen, kommen die Höflinge zu Gilda und entführen sie. Rigoletto eilt in den Palast und stellt entsetzt fest, daß Gilda schon in den Fängen des Herzogs ist. Gilda kehrt zwar zu Rigoletto zurück, hält aber an ihrer Liebe zum Herzog fest. Rigoletto schwört Rache und beauftragt Sparafucile den Herzog zu ermorden. Dann zwingt er Gilda zuzusehen, wie der Herzog ein neues Liebesabenteuer mit Maddalena beginnt. Gilda hört, wie Maddalena Sparafucile überzeugt, statt des Herzogs einen Fremden zu töten. Gilda hat Männerkleidung angelegt und Sparafucile tötet sie als sie als später Gast in seine Wirtschaft kommt. In der Dunkelheit steckt er die Leiche in einen Sack, den er Rigoletto übergibt, der glaubt, dies sei der tote Herzog. Rigoletto bricht über ihrer Leiche zusammen.
Aufführung
Dieser Rigoletto versetzt uns in eine mondäne Gesellschaft dieses oder des letzten Jahrhunderts. Doch der schöne Schein trügt, in dieser Herrengesellschaft dienen Frauen nur als Objekte sexueller Übergriffe. Auch der Herzog legt gerne Hand an und verteilt an die Damen rote Strumpfbänder, an Gilda sogar ein rotes Kleid. Werner Pichler verzichtet auf große Ausstattung und eine dämonisierende Zeichnung der Personen, das sind eher Menschen wie du und ich. Sparafucile scheint eher Strandwärter als ein Betreiber eines halbseidenen Etablissements zu sein und trägt ständig Sonnenbrille, was als italienischer Einschlag gelten mag. Maddalena ist eher ein unscheinbares Heimchen, das sich für den Herzog erst schön macht. Rigoletto wird von einem Behinderten dargestellt mit verbranntem Gesicht und Buckel. Das verbrannte Gesicht betont oder verdeckt er entweder mit einem grünen Haarteil. Er will zu der Gesellschaft dazu gehören, wird aber in eine Außenseiterrolle gedrängt.
Sänger und Orchester
Musikalisch und sängerisch kann man von einer ausgezeichneten und geschlossenen Ensemble-Leistung sprechen. Glanzpunkt ist Milen Bozhkov, der mit der bekannten Bravourarie Donna e mobile nicht nur Weiberherzen gewinnt, sondern fast alle hohen Töne mit schwereloser Leichtigkeit trifft und alle in seinen Bann zieht. Roland Fenes (eingesprungen als Rigoletto) hat die geläufige Gurgel, um diese zerrissene Rolle auch stimmlich darzustellen. Den Ausbruch zwischen Wahnsinn und Wut im zweiten Akt mit La ra, la ra oder Cortignani, vil razza dannata – Hofschranzen, verdammtes Geschlecht singt er mit viel Emotion in der Stimme. Ihm gelingen die Koloraturen technisch sicher, besonders in den tiefen Lagen. Petra Gruber als Maddalena ist genauso wie Sofia Kallio als Gilda ein jugendlicher dramatischer Sopran mit gelungenen Koloraturen und sicherer Höhe und Tiefe. Allerdings klingen die Stimmen so ähnlich, daß sie im Finale kaum zu unterscheiden waren. Besonders bemerkenswert ist die hervorragende, fast schon verschwenderische Besetzung der Nebenrollen. Michael Lion ist als Graf Monterone mit seinem wohltönenden Baß überbesetzt, der einzige Grund, weshalb er nicht die Rolle des Sparafucile übernimmt, ist, daß Patrick Simper zwar nicht über Lions Klangvolumen verfügt, jedoch eine eindrucksvolle volltönende Tiefe hat.
Fazit
Bravorufe bereits im zweiten Akt, stürmischer Applaus am Ende für alle Beteiligten mit mehr als drei Vorhängen. Die Inszenierung spiegelt die augenblickliche Sichtweise des Regietheaters auf Rigoletto und ist somit auf der Höhe der Zeit. Die hervorragende musikalische Umsetzung und Ensemble fesselte den Zuhörer von Anfang an. Wahrlich ein italienischer Höhepunkt in Coburg!
Oliver Hohlbach
Bild: Henning Rosenbusch
Bildlegende: Maddalena (Petra Gruber) hat sich für den Herzog zu Recht gemacht.