Konzertgala zum 40. Bühnenjubiläum von Waltraud Meier
Programm: Kindertotenlieder (Gustav Mahler nach Gedichten von Friedrich Rückert)
Fünf Lieder für eine Frauenstimme und Klavier (Richard Wagner nach Gedichten von Mathilde Wesendonck)
Lieder aus des Knaben Wunderhorn (Gustav Mahler)
Fünf Lieder nach Texten von Friedrich Rückert (Gustav Mahler)
Solisten: Waltraud Meier (Mezzosopran), Joseph Breinl (Klavier)
Besuchte Aufführung: 2. Juli 2016
Mit einem raffiniert verzögerten Höhepunkt riß Mezzosopranistin Waltraud Meier ihr Publikum beim Mozartfest zu Begeisterungsstürmen hin. Im vollbesetzten Würzburger Mainfranken Theater jagte Schuberts Erlkönig als zweite Zugabe vielen Hörern kalte Schauer über den Rücken. Zur Seite hatte Waltraud Meier dabei ihren langjährigen Klavierbegleiter Joseph Breinl, ein weltweit gefragter Kammermusiker. Der sensible und zurückhaltende Pianist folgte seiner Partnerin in blindem Verständnis, setzte aber auch immer wieder eigene, dezente Akzente.
Dabei steht der recht verhaltene Beginn des Liederabends der international gefeierten Würzburgerin, der unter dem Zeichen ihres 40-jährigen Bühnenjubiläums firmiert, denn anfangs klangen Mahlers Kindertotenlieder stimmlich wie gestalterisch etwas einfarbig. Ab Wenn dein Mütterlein fixierte sich das Klangbild mehr und mehr. Mit teils heftiger Erregung und einschmeichelnd-süßem Legato ließ Waltraud Meier bereits jene Intensität In diesem Wetter, in diesem Braus aufschimmern, die sie später auch Richard Wagners Wesendonck-Liedern schenkte. Dabei setzte die geschätzte Wagnerinterpretin in den Schmerzen alle ihre Kräfte ein. Mahlers Knaben Wunderhorn schwankte heftig zwischen Übermut und Abgrund. Des Antonius von Padua Fischpredigt klang wie ein lustiger Gassenhauers, während Wo die schönen Trompeten blasen eher eine tiefsinnige Tragödie ist.
Fazit
Zwar ist das Programm dieses Liederabends nicht ganz neu. Waltraud Meier hat schon viele Liederabende gegeben, jedoch wird deutlich, über welch großes wort- und stimmgewaltiges Potential sie noch verfügt. Zwar wird sie Ihre Paraderollen wie Kundry oder Isolde nicht mehr singen, aber ihr einstmals lyrischer Mezzo gewinnt immer mehr dramatische Helden-Tiefe. Bestes Beispiel die beiden Zugaben: Nach Wolfgang Amadeus Mozarts feurigem Als Luise die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte als kumulativer Höhepunkt der Erlkönig: Würdig einer großen Sängerin, deren Weltkarriere auf den Brettern des Würzburger Theaters begann.
Beste Voraussetzung für das Rollendebüt der Ortrud in Bayreuth 2018. Ihren Frieden mit der Bayreuther Festspielleitung hat sie wohl geschlossen.
Oliver Hohlbach
Bild: Wikipedia