Wolfgang Amadeus Mozart; Dramma giocoso in zwei Akten, Libretto: Lorenzo da Ponte, UA: Burgtheater Wien 1790
Regie: Ozren Prohić, Bühne: Siegfried E. Mayer, Kostüme: Gera Graf
Dirigent: Werner Lemberg, Staatsorchester Rheinische Philharmonie
Solisten: Monica Mascus (Dorabella), Estelle Kruger (Fiordiligi), Theodora Varga (Despina), Dejan Maksimović (Ferrando), Alex Sanmarti (Guglielmo), Radoslaw Wielgus (Don Alfonso)
Besuchte Aufführung: 16. Mai 2009 (Premiere)
Kurzinhalt
Die Offiziere Ferrando und Guglielmo sind sich sicher: Ihre Verlobten, die Schwestern Dorabella und Fiordiligi, sind ihnen treu. Der Philosoph Don Alfonso bezweifelt dies und schließt mit den Männern eine Wette, um die Treue der Schwestern in den nächsten 24 Stunden auf die Probe zu stellen. Ferrando und Guglielmo fingieren ihren Zug in den Krieg und kehren verkleidet als albanische Offiziere zurück. Diesmal macht Ferrando Fiordiligi und Guglielmo Dorabella den Hof. Auch die Zofe Despina, die ihren Anteil von Don Alfonso erhalten soll, hat ihre Finger im Spiel. Dorabella gibt sich schnell dem neuen Mann hin, während Fiordiligi zunächst zögert; doch es kommt wie es kommen muß: die Frauen verlieben sich, die Männer sind enttäuscht. Nur Don Alfonso kann sich über den Gewinn seiner Wette freuen. Seine Lebensphilosophie: Così fan tutte – so machen es alle Frauen.
Nachdem die Frauen einen Hochzeitsvertrag mit dem jeweiligen Angebeteten unterschrieben haben, fliehen die Männer und kehren als Ferrando und Guglielmo zurück. Sie halten den Frauen anhand der Verträge deren Untreue vor. Schließlich deckt Don Alfonso das von ihm angezettelte Spiel auf und schlägt den Paaren vor, sich in ursprünglicher Konstellation wieder zu finden.
Aufführung
Das Bühnenbild mit einem drehbaren Element in der Mitte, das für die verschiedenen Szenen einfach umgedreht wird, ist voll von Stereotypen aus dieser Zeit; so bereitet Despina den Kakao mit einem Mixer vor, saugt Staub in der Bleibe der Schwestern, und auch ein Fernseher ziert das Bild. Barbie und Ken dienen als Requisiten zu Beginn des zweiten Aktes, und statt eines Spazierganges einigen sich Dorabella und Ferrando auf eine Spritztour im knallig pinkfarbenem Wagen. Auch die Kostüme spiegeln die Zeit wieder. Interessant ist die Farbgebung: Zu Beginn und am Ende sind die Kostüme schwarz-weiß gehalten, und mit der Ankunft der Albaner tritt Farbe auf die Bühne.
Schon vor der Aufführung hat Intendantin Annegret Ritzel in einer kurzen Ansprache auf die Skandalträchtigkeit der Aufführung hingewiesen. Don Alfonso und Despina werden mehrfach als Liebespaar beim Geschlechtsakt gezeigt, und auch die Zärtlichkeiten der Liebespaare sind nicht ganz jugendfrei.
Sänger und Orchester
Die sechs Gesangspartien der Oper sind gut besetzt. Alex Sanmarti (Guglielmo) zeigt eindrucksvoll seine kraftvolle und angenehme Stimme, Radoslaw Wielgus singt einen fundierten Don Alfonso, der dynamisch sehr vielfältig ist. Mit Estelle Kruger als Fiordiligi und Monica Mascus als Dorabella hat das Koblenzer Theater zwei erstklassige Sängerinnen engagiert, die beide durch gute Dynamik und ausdrucksstarke Stimmen glänzen – ihr Zusammenklang ist ein wahrer Genuß. Theodora Varga als Despina singt mit junger und frischer Stimme, allerdings wenig kräftig. Besonders gelingt ihr die Adaption des Arztes und des Notars, in der sie ihre Stimme in ein Quäken verwandelt. Dejan Maksimović ist gesundheitlich stark angeschlagen und kann daher als Ferrando nicht überzeugen. Das Orchester unter der Leitung von Werner Lemberg bringt die für Mozart so essentielle Leichtigkeit, sowohl in den Bläsern als auch im Holz.
Fazit
Vielen Zuschauern im Koblenzer Theater ist das zuviel der Sittenwidrigkeit, doch beklagen kann sich wohl kaum einer, denn der Fokus der Oper auf der körperlichen Interaktion der Paare und dem Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel liegt dem Libretto inne. Eine gelungene Inszenierung, die mit einer guten Besetzung und einem anregenden Bühnenbild im Stil der 50er Jahre auffährt.
Julia Korst
Bild: Kai Myller
Das Bild zeigt: Noch zeigen Monica Mascus (Dorabella, 1. v.l.) und Estelle Kruger (Fiordiligi 2. v.l.) den albanischen Offizieren die kalte Schulter, aber es wird nicht lange Dauern, bis sie ihren eigentlichen Verlobten Dejan Maksimović (Ferrando, 3.v.l.) und Alex Sanmarti (Guglielmo, 4. v.l.) ihr Herz schenken. Die Zofe Theodora Varga (Despina) kennt sich mit Männern und deren Vorlieben aus.