von Antonio Literes (1673-1747), Harmonische Oper im italienischen Stil , Libretto: Autor unbekannt, UA: ca. 1718, Spanien
Regie/Bühne/Kostüme:: Zenta Haerter
Dirigent: Jörg Halubek, Kammerorchester Louis Spohr
Solisten: Elizabeth Bailey (Ayre-Luft), Marta Herman (Tierra-Erde), Natalia Perello (Agua-Wasser), Inna Kalinina (Fuego-Feuer), Anna Nesyba (Aurora-Morgenröte), Cozmin Sime (Tiempo-Zeit)
Besuchte Aufführung: 28. Oktober 2016 (Premiere, in spanischer Sprache mit deutschen Übertiteln)
Diese Oper ist eine der wenigen Opern von einem spanischen Komponisten mit spanischem Text. Während der Zeit unter Philipp V. (1683-1746) waren in Spanien bei Hofe eher italienische Opern, zumeist von italienischen Komponisten, üblich. Spanische Musik wurden andernorts gepflegt, so trägt die Partitur die Widmung an die Herzogin von Medina de las Torres nicht ohne Grund. In dieser kurzen, einstündigen Oper, deren Uraufführungsort unbekannt ist, geht es um einen Dialog, zumeist in Form von Arien (mit vorangehenden Rezitativen), Duetten und einem Trio zwischen den sechs Elementen, die durch Musikstücke zusammengehalten werden. Die Elemente sind bis auf die „Zeit“ (tiefe Männerstimme) mit Frauen besetzt. Ob sie auch, wie in dieser Produktion, als Ballettstücke gedacht sind, ist nicht überliefert.
Aufführung
Die Aufführung findet in der Brüderkirche in Kassel statt. Das hochgotische Baudenkmal wurde ab 1298 von den Karmelitern errichtet. Die Kirche wurde 1943 zerstört und 1955 wiedererrichtet. Seit 1971 dient sie gesellschaftlichen bzw. kulturellen Veranstaltungen. Der Kircheninnenraum existiert nur noch modernisiert und vereinfacht. Im Altarraum wird durch Baumstümpfe, kleine Bäume, Zweige und Laubwerk eine archaisch zeitlose Spielfläche geschaffen. Auch die Kostüme mit durchaus modernem Einschlag und Farben lassen sich zeitlich nicht verorten – lassen sich aber den einzelnen Elementen zuordnen. Das Orchester sitzt seitlich im Spielraum, die Zuschauer sitzen auf einer eigens eingebauten Stahltribüne.
Sänger und Orchester
Das Kammerorchester Louis Spohr musiziert in dieser Produktion auf barockem Instrumentarium. Es besteht aus sechs Violinen, Violoncello, Laute, Orgel und Cembalo. Jörg Halubek hat ein Gespür für barocke Klangbilder, für die Darstellung der Emotionen und Zusammenhänge und leitet vom Cembalo aus das perfekt abgestimmte Zusammenspiel zwischen Musik und Gesangssolisten. Die Sängerinnen und Sänger stellen die Elemente dar, sie schildern ihre Bedeutung für den Lauf der Natur, während sie auf den Sonnenaufgang hoffen. Die Luft (Elizabeth Bailey) wird durch hohe Töne charakterisiert, sie zwitschert teilweise wie ein Vögelein. Die Erde (Marta Herman) verfügt über ein sehr tiefes Timbre, dramatisiert wie eine Furie. Beide können mit den schwierigen Koloraturen im Duett glänzen. Ebenfalls ein Duett der Gegensätze (genauso mitreißend wie das erstere) bilden Wasser und Feuer. Natalia Perello (Wasser) ist der jugendliche Sopran, der auch klar, fest und volumenstark ist, Inna Kalinina vermag mit Feuer und gelenkigen Koloraturen die Nacht zu erhellen, doch verliert ihre Stimme im Verlauf ein wenig die Kontrolle. Mit der Zeit (Cozmin Sime) versiegt die Kraft der Sonnenstrahlen in der zunehmenden Dunkelheit. Die schmerzvolle Erfahrung pues que mueren – bis sie endlich ersterben teilt er schmerzvoll in perfekt phrasierten, fallenden Halbtonschritten mit. Er ist ein Baßbariton mit warmer volltönender Stimme, tragend auch in tieferen Lagen mit Volumen. Als Erlösung taucht zum Schluß die Morgenröte auf. Mit einem wahren Teufelstriller schraubt sich Anna Nesyba in gewaltige Höhen, kann aber auch mit weicher Mezzostimme dem ermatteten Schlaf – Dormida fatiga Glaubwürdigkeit geben.
Fazit
Diese Produktion ist ohne Zweifel ein weiterer Schritt in Kassel einen Spielplan mit barocker Aufführungstradition zu schaffen. Jörg Halubek ist der richtige Mann, ein herausragendes barock-instrumentiertes Orchester zu führen und ein Ensemble mit barocken Gesangssolisten zu bilden. Dieser erste Schritt mit dem Kammerorchester Louis Spohr in der Ausgrabung Los Elementos endet vielversprechend, Orchester und Solisten sind hörbar mit der barocken Aufführungspraxis vertraut, das Publikum ist mehr als zufrieden. Weiter so!
Oliver Hohlbach
Bild: Karl-Heinz Mierke
Das Bild zeigt: Natalia Perelló (Wasser), Inna Kalinina (Feuer)