Aachen, Stadttheater – FAUST

von Charles Gounod, Oper in 5 Akten, Libretto: Jules Barbier und Michel Carré, UA: 19. März 1859, Paris
Regie: Michael Talke, Bühne: Barbara Steiner
Dirigent:: Daniel Jakobi, Sinfonieorchester Aachen, Opern- und Extrachor, Choreinstudierung: Frank Flade
Solisten: Yikun Chung (Faust), Andreas Macco (Mephistopheles), Martin Berner (Valentin), Pawel Lawreszuk (Wagner), Irina Popova (Margarete), Iva Danova (Siébel), Annika van Dyk (Marthe)
Besuchte Aufführung: 24. Mai 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
aachen-faust.jpgDoktor Faust hat sich alles Wissen angeeignet und sieht trotzdem keinen Sinn im Leben. Er ruft Satan an, der in Gestalt des Mephistopheles erscheint. Er verwandelt Faust in einen jungen Mann und bekommt dafür seine Seele. Zusammen ziehen die beiden umher und treffen im Dorf auf Soldaten, die in den Kampf ziehen. Unter ihnen ist Valentin, der seinem Freund Siébel aufträgt, seine Schwester Margarete an seiner Stelle zu beschützen. Als Faust Margarete sieht, verliebt er sich sofort. Mit Mephistopheles Hilfe sticht er Siébel aus und gewinnt das Mädchen für sich. Valentin kehrt unversehrt aus dem Krieg zurück. Inzwischen hat Margarete ein Kind von Faust zur Welt gebracht. Valentin will sich bei Faust dafür rächen, daß er seine Schwester entehrt hat. Die beiden bekämpfen sich, dabei stirbt Valentin, denn Faust ist durch Mephistopheles Macht der Stärkere. Noch im Sterben verflucht er Margarete. Im Wahnsinn bringt diese ihr Kind um und wird zum Tode verurteilt. Faust, der sie liebt und sie nur wegen Mephistopheles’ verlassen hat, kommt in ihre Gefängniszelle, um sie zu befreien. Doch Margarete weigert sich ihre Seele dem Teufel zu überlassen. Sie stirbt und wird von Engeln im Himmel empfangen.
Aufführung
Die Bühne zeigte traditionelle Elemente, wie man sie von mittelalterlichen Bildern über den Faust Stoff kennt: etwa das Kaminzimmer Fausts mit Büchern und einem Totenschädel oder das Zimmer Margaretes mit einem Treppenaufgang. Gemälde, auf denen Fachwerkhäuser abgebildet waren, sorgten für Dorfatmosphäre. Die Damen Soldaten erschienen in Bauernkleider, die Soldaten in Tarnkleidung. Margarete trug ein weißes Kleid, das ihre Unschuld betonte, Faust einen einfachen Anzug. Mephistopheles’ Kostüm zeigte alle Attribute eines Teufels: Hörner, Schwanz und schwarze Schwingen. Die Aufführung orientierte sich am Wettstreit zwischen Gut und Böse. Dies wurde besonders während des Vorspiels deutlich. Dort lieferte sich ein Engel mit Mephistopheles ein Wortgefecht über Tafeln, wer Fausts Seele bekomme.
Sänger und Orchester
Die Rolle des Faust wurde als Alter Ego dargestellt: Faust als alter Mann war eine Statistenrolle, aber seine Jugend wurde von Yikun Chung (Faust) verkörpert. Die beiden waren aneinander gefesselt. Yikun Chung betonte dies, indem er immer wieder an seinen Fesseln zerrte. Trotz einer leichten Erkältung schaffte er es mit seinem durchdringenden und facettenreichen Tenor zu wirken. Besonders in der Eingangsarie Rien! En vain j’interroge, en mon ardente vielle, la nature et le Créateur – Genug! Umsonst befrage ich der lichten Sterne Chor und den Schöpfer (1.Akt), konnte er die Verzweiflung Fausts gut widerspiegeln. Andreas Macco (Mephistopheles) gab in Faust sein Debüt in Aachen. Er bestach besonders in der Arie Le veau d’or est vainqueur des dieux- Das goldene Kalb wird die Götter besiegen (1. Akt). Die teuflische Erscheinung wurde hier durch kommandierende Gesten unterstrichen. Sein düsterer Baß klang sonor und unterstrich das furchteinflößende Element seiner Pose. Irina Popova (Margarete) konnte der Vorlage auch gerecht werden. Ihr voluminöser Sopran war sehr vibratolastig, in den Höhen aber bestechend klar. Durch ihre betont gefühlvollen Gesten (anmutige Bewegungen mit den Händen und eine Mimik, die unschuldig wirkte) schaffte sie einen guten Kontrast zu den vom Teufel besessenen Dorfbewohnern. Ebenso erwähnenswert ist die Leistung Martin Berners (Valentin), dessen klarer und lyrischer Bariton eine Bereicherung für die Aufführung war. Seine Sterbeszene spielte er theatralisch aus, indem er nach seiner Schwester schlug und sie verfluchte. Die musikalische Leitung hatte Daniel Jakobi, der ein angemessenes Tempo wählte und das Orchester lautstärketechnisch gut regelte, so daß die Sänger nie übertönt wurden.
Fazit
Alles in allem eine sehr aufwendige Inszenierung, durch viele Showeinlagen, (wie z.B. Tanz und rote Luftballons). Dies versprach einen kurzweiligen Abend. Besonders hervorzuheben sind die beiden Hauptdarsteller Andreas Macco und Yikung Chung. Dies zeigte dann auch die Reaktion des Publikums, das für beide Sänger sehr stark applaudierte. Besonders unter musikalischen Aspekten ein Aufsehen erregendes und fesselndes Stück, das keine Minute langweilig wurde!

Melanie Joannidis

Bild: Will van Iersel
Das Bild zeigt: Yikun Chung (Faust) und Andreas Macco (Mephistopheles)

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