von Johann Strauß, Operette in drei Akten, Libretto: Carl Haffner und Richard Genée, UA: 5. April 1874 Wien, Theater an der Wien
Regie: Petra Luisa Meyer, Bühne: Stefan Brandtmayr, Kostüme: Cornelia Kraske
Dirigent: Marcus Bosch und das Gürzenich-Orchester Köln
Solisten: Miljenko Turk (Gabriel von Eisenstein), Ivana Rusko (Rosalinde), Oliver Zwarg (Frank, Gefängnisdirektor), Kangmin Justin Kim (Prinz Orlofsky), Marco Jentzsch (Alfred), Wolfgang Stefan Schwaiger (Dr. Falke), Martin Koch (Dr. Blind), Claudia Rohrbach (Adele), Marike Raschke (Ida), Jochen Busse (Frosch, Gerichtsdiener), Fausto Israel (Ivan)Besuchte Aufführung: 26. November 2017 (Premiere)
Kurz vor einer Inhaftierungsstrafe genießt Rentier Eisenstein noch einmal die Freiheit: maskiert als Marquis besucht er mit seinem Freund Dr. Falke das Souper des Prinzen Orlofsky. Doch Falke hat alles eingefädelt, um sich bei Eisenstein für einen Streich zu revanchieren. Währenddessen versucht Alfred, der Gesangslehrer Orlofskys, Eisensteins Frau Rosalinde zu verführen, wird dann aber mit Eisenstein verwechselt und festgenommen. Auf dem Ball flirtet Eisenstein in der Rolle des Marquis heftig mit einer Ungarin, ohne zu ahnen, daß es sich dabei um seine Frau Rosalinde handelt. Erst im Gefängnis erfährt er von der Verführungsepisode zwischen Alfred und seiner Frau. Im Moment des Ehestreits erscheint Dr. Falke mit der Souper-Gesellschaft und deckt seine Intrige auf.
Aufführung
Die Bühne zeigt zunächst das Innere einer modernen Villa und ist in kühlen Blautönen gehalten. Im vorderen Teil befindet sich eine Sofasitzecke, der hintere Teil wird durch einen Vorhang abgetrennt. Später verwandelt sich die Bühne durch Drehkästen, in denen sich Flaschen befinden in eine moderne Lounge-Atmosphäre, die durch pinkfarbenes und blaues Licht diskoartig ausgeleuchtet wird. Im dritten Akt werden die Kästen zu Gefängniszellen umfunktioniert.
Die Kostüme sind modern und während des Balls sehr schrill in den Farben: die Frauen tragen ausgestellte Kleider mit Tüll und Rüschen, die Herren bunte Anzüge mit Glitzerelementen und Satin. Die Inszenierung versetzt das Geschehen komplett in die heutige Zeit. Dafür wird auch der Text an einigen Stellen angepaßt. Der aus dem Fernsehen bekannte Schauspieler Jochen Busse bekommt eine Paraderolle, in der er ein kleines Kabarettstück einbaut, das losgelöst von dem Stück ist. Insgesamt setzt man auf skurrile und schrille Gags, wie tanzende Transen und eine riesengroße Orgie auf der Bühne, bei der viel nackte Haut gezeigt wird.
Sänger und Orchester
Marcus Bosch dirigiert das Orchester mit einem zackigen Tempo durch die Ouvertüre. Das klingt am Anfang etwas holprig, besonders in den Geigen, die in der Höhe nicht genügend Glanz entwickeln. Doch nach ein paar Minuten haben sie sich eingespielt und können die schwierigen dynamischen Wechsel beherrschen. Der erste musikalische Auftritt von Marco Jentzsch (Alfred) ist leider enttäuschend, da seine Tenorstimme in der Höhe zittert und er die Töne nicht richtig trifft. Es klingt fast so, als sei seine Stimme angeschlagen. Erst im dritten Akt legt sich dies ein bißchen, so daß sein schillernder Tenor zur Geltung kommt. Dagegen besticht Claudia Rohrbach (Adele), deren glockenklarer und warmer Sopran, besonders in den Koloraturen, von Anfang an eine Freude ist. In der berühmten Arie Mein Herr Marquis läßt sie ihre Stimme in der Höhe gekonnt anschwellen und ahmt auch das Lachen durch präzise intonierte Töne verspielt und leicht nach. Miljenko Turk (Eisenstein) überzeugt durch ein besonders lautes Organ. Sein fester Bariton paßt zu seinem temperamentvollen Schauspielen. Besonders in den Duetten mit seiner Gesangspartnerin Ivana Rusko (Rosalinde) kommt die ganze Tragkraft seiner Stimme zur Geltung, die in der Höhe wunderschön leuchtet.
Ivana Rusko (Rosalinde) besticht durch einen kühlen, silbrig leuchtenden Sopran, den sie besonders in der Arie Klänge der Heimat durch ihre starke Stimme und die rhythmische Genauigkeit bei den Koloraturen anmutig zur Geltung bringt. Ein Highlight ist Kangmin Justin Kim (Prinz Orlofsky), dessen Countertenor so hoch und hell klingt, ähnlich einer Sopranistin. Die Arie Ich lade mir gern Gäste ein singt er unangestrengt und sehr flink im dynamischen Wechsel, dabei unterstützt er seine Erscheinung durch extrovertierte Aktionen, in dem er sich auf den Boden wirft, um sich schießt und dabei laut lacht. Erwähnenswert ist auch Wolfgang Stefan Schwaiger (Dr. Falke), der seinen samtenen Bariton klar und wohl akzentuiert einsetzt. Die Arie Brüderlein und Schwesterlein singt er gefühlvoll im sotto voce.
Fazit
Musikalisch ist der Abend sehr unterhaltsam und wartet mit großen Stimmen auf. Allen voran Claudia Rohrbach, Ivana Rusko und Kangmin Justin Kim sorgen für viele abwechslungsreiche Höhepunkte. Dafür erhalten sie vom Publikum besonders großen Applaus. Die Inszenierung ist unterhaltsam, viele Ideen der Regie wirken aber sehr skurril. Leider geht dabei der Operettencharme verloren.
Melanie Joannidis
Bild: Bernd Uhlig
Das Bild zeigt: Claudia Rohrbach (Adele) und Wolfgang Stefan Schwaiger (Dr. Falke)