Hof, Städtebundtheater – DON PASQUALE

von Gaetano Donizetti; Drama buffo in 3 Akten, Libretto von G.D. Ruffini und Gaetano Donizetti in der deutschen Übersetzung von Joachim Popelka, UA: 1843, Paris
Regie: Rainer Friedemann, Bühne: Anne Weiler, Kostüme: Barbara Schwarzenberger
Dirigent: Lorenz C. Aichner, Hofer Symphoniker, Opernchor
Solisten: Jürgen Schultz (Don Pasquale), Thomas Rettensteiner (Doktor Malatesta), Chong Sun (Ernesto), Gesche Geier (Norina), Christian Seidel (Notar)
Besuchte Aufführung: 29. Mai 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
hof-don-pasquale.jpgDer geizige Don Pasquale möchte heiraten, um dadurch die Heiratspläne seines Neffen und Erben Ernesto mit der mittellosen Norina zu durchkreuzen. Sein Freund Doktor Malatesta soll ihm eine junge und reiche Ehefrau suchen. Statt dessen entwirft Malatesta einen Plan um Ernesto zu helfen und Don Pasquale zu prellen. Er gibt Norina unter falschem Namen als seine tugendhafte Schwester aus, in die sich Don Pasquale sofort verliebt. Ein falscher Notar vollzieht die Trauung. Doch nach der Hochzeit verwandelt sich die liebevolle Norina in einen Hausdrachen. Völlig erschöpft von den Launen seiner jungen Gattin stimmt er letztendlich der Heirat Ernestos mit Norina zu, um damit seine neu Frau loszuwerden. Der Plan Malatestas geht damit auf.
Aufführung
Anne Weilers Bühne ist einfach gestrickt, auf einer Schräge wird zwischen Seitentüren eine typische spießbürgerliche Scheinwelt karikiert. Eine bunte Hintergrundszene – mit den typischen röhrenden Hirschen – steht für die Hochzeitsszene, eine einfache Stellwand für das normale Zuhause. Die Kostüme von Barbara Schwarzenberger stellen den deutschen Spießbürger vor: Der dandyhafte Neffe, der auf die Erbschaft wartet, der biedere Don Pasquale, die gutaussehende Norina, Malatesta als italienischer Gauner, sowie den Chor als Hausfrauen, Friseur, Priester und Postbote. Diese schauen gerne zu, wenn Norina gegenüber ihrem Ehemann handgreiflich wird.
Sänger und Orchester
Gesche Geier sprang für die erkrankte Monika Hügel als Norina für die ersten beiden Vorstellungen ein und wurde zum Glanzpunkt des Abends. Eine geschmeidiger Soubrette mit absolut sicheren Koloraturen und sehr schönen hohen Tönen. Aber sie kann auch, wenn es nötig, ist wunderschön keifen. Jürgen Schultz (Don Pasquale) ist ein leicht trotteliger Komödiant, der eher zum Sprechgesang neigt. An diesem Abend kommen noch Unsicherheiten im Text und Takthalten hinzu. Vielleicht liegt es auch daran, daß Lorenz C. Aichner etwas zu schwungvoll (aber ganz im Sinne einer buffa) aufspielen läßt – manchmal ist das Orchester zu laut für einige Sänger. Dieses Problem hat auch Chong Sun (Ernesto), der Haustenor im lyrischen Fach. Bei dieser Aufführung hat er kaum Durchschlagskraft und in den höheren Tonlagen klingt er eng. Solche Probleme hat Thomas Rettensteiner (Malatesta) nicht. Sein in allen Belangen glänzender Bariton empfiehlt ihn längst für größere Häuser.
Fazit
Rainer Friedemann hat die Rahmenhandlung deutlich geändert: Doktor Malatesta ist kein Arzt, sondern will Don Pasquale um sein Geld bringen – mit Hilfe seiner Komplizin Norina. Wie er es geschafft hat, das Vertrauen des Don Pasquale zu erreichen, bleibt bei Handlungsänderung unklar.
Freundlicher Applaus ist der wohlverdiente Lohn für das gesamte Ensemble. Ein heiterer Sommerspaß ohne wirklichen Tiefgang ist das richtige Abschiedsgeschenk bevor es für das Ensemble in die Sommerpause zur dringend nötigen Entspannung geht.
Oliver Hohlbach

Bild: SFF Fotodesign
Das Bild zeigt: Der erste Ehestreit gleich nach der Trauung. Jürgen Schultz als Don Pasquale (sitzend) und Gesche Geier als Norina (li. stehend).

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