von Johann Strauß (1813-1883), Operette in drei Akten, Libretto: Friedrich Zell u. Richard Geneé, UA: 3. Oktober 1883 Berlin, Neues Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater
Regie: Steffen Piontek
Dirigent: Ulrich Kern, Neue Lausitzer Philharmonie, Opernchor, Choreinstudierung: Albert Seidl
Solisten: Thembi Nkosi (Herzog von Urbino), Dirk Konnerth (Caramello), Jenifer Lary (Annina), Marc-Eric Schmidt (Pappacoda), Anna Gössi (Ciboletta), Stefan Bley (Bartolomeo Delaqua), Emma Rothmann (Barbara), Hans-Peter Struppe (Barbaruccio), Barbara Siegel (Agricola), Carsten Abel (Testaccio), Robert Rosenkranz (Enrico Piselli), Holden Madagame (Centurio)
Besuchte Aufführung: 29. September 2018 (Premiere)
Der Herzog von Urbino ist weithin als Weiberheld bekannt, so daß die Senatoren von Venedig ihre Frauen in der Zeit des Karnevals zu Hause in sicherer Verwahrung wissen wollen. Senator Delaqua will seine Tochter Barbara sogar in ein Kloster bringen lassen. Diese aber will an dem Fest teilnehmen und tauscht mit dem Fischermädchen Annina die Rollen. Unterdessen wird der Leibbarbier des Herzogs beauftragt, daß ihm Barbara heimlich zugeführt werde. Es kommt zu einigen Verwechslungen und am Ende findet der Herzog Gefallen an der „falschen“ Barbara, nämlich an Annina, die allerdings mit Caramello liiert ist. Um in der Nähe von Annina zu sein, erhält Caramello kurzerhand die Stelle des Verwalters.
Aufführung
Während der Ouvertüre ist ein stimmungsvoll gemaltes Bild der Lagunenstadt bei Nacht zu sehen, während in den einzelnen Akten unterschiedliche Aufbauten die Bühne, die Elemente des „romantischen“ Venedig verkörpern darstellen, wie Rialtobrücke, Arkaden des Herzogspalastes, ein Gondoliere an der Anlegestelle sowie bewegtes Wellenspiel des Kanals. Die Sänger agieren dazu in prachtvollen Kostümen, die nicht nur die Stimmung der Zeit, sondern auch die des Karnevals übertragen.
Sänger und Orchester
Thembi Nkosi als Herzog zeigt volle Bühnenpräsenz. Er beeindruckt in seinen Arien durch tenorale Leichtigkeit und lyrische Stimmführung, wobei seine Stimme stets ein farbenreich changierendes Spektrum ausleuchtet. Dirk Konnerth stellt ein Caramello wie aus dem musikalischen Bilderbuch dar: auftrittsstark und mit Brillanz funkelt sein Komm in die Gondel, stets mühelos und raumgreifend. Seine offene Tenorstimme beherrscht er voll schillernder Facetten. Stimmlich mitreißend gefällt auch Jenifer Lary als Annina. Sie zeigt in ihrem Auftrittslied Frutti di Mare einen Sopran voller Leuchtkraft und stimmlicher Elastizität. Ebenso weiß sie im Duett mit stimmlich nuancenreichem Farbenspiel zu betören. Auch Anna Gössi als Ciboletta erfreut mit großvolumigem Sopran und eine ausdrucksstarker Leichtigkeit. Eric Schmidt (Pappacoda) erreicht mit warm ausgeleuchtetem Timbre einen elegant-heiteren Stimmduktus. Köstlich ist auch das Spiel der drei senilen Senatoren, die von Stefan Bley, Hans-Peter Struppe und Carsten Abel kongenial in Szene gesetzt werden. Die Neue Lausitzer Philharmonie unter Ulrich Kern webt dazu mit wendigem Spiel und eindrucksvoller Durchsetzungskraft einen mitreißenden Klangteppich. Besonders hervorzuheben sei auch der glänzend aufgestellte Opernchor.
Fazit
Die Aufführung in der Regie von Steffen Piontek zeigt mustergültig, wie wichtig bei einer musikalischen Produktion neben dem gezeigten musikalischen Standing auch die schauspielerische Leistung der Sänger ist. Und hier zeigt sich musikalisch wie auch schauspielerisch, im perfekten Zusammenspiel aller Beteiligten ein auf Hochglanz poliertes Juwel! Die mitreißend ausgestattete Aufführung ist ein köstlicher Reigen perlender Heiterkeit, der durch sängerische und spielerische Leichtigkeit in Sphären musikalischer Ausgelassenheit entführt. Ein wunderbar gelungener Abend – Bravo!
Dr. Andreas Gerth
Bild: Marlies Kross