Una cosa rara – Regensburg, Theater

von Vicente Martin y Soler (1750/54-1806), Dramma giocoso in zwei Akten, Libretto: Lorenzo Da Ponte nach der Commedia La luna della sierra von Luis Velez de Guevara e Duenas, UA: 17. November 1786 Wien. Theater nächst der Burg

Regie: Andreas Baesler, Bühne/Kostüme: Markus Lüpertz und Ruth Groß

Dirigent: Alexander Livenson, Philharmonisches Orchester Regensburg

Solisten: Sinead Campbell-Wallace (Isabella, Königin von Spanien), Angelo Pollak (Giovanni, Prinz von Spanien), Philipp Meraner (Corrado, Gran Scudiere), Anna Pisareva (Lilla), Sara-Maria Saalmann (Ghita), Seymur Karimov (Lubino), Mario Klein (Tita), Jongmin Yoon (Lisargo, Podesta

Besuchte Aufführung: 1. November 2018 (Premiere 27.10.2018)

Kurzinhalt

Die Königin Isabella und ihr Sohn Giovanni fahren zur Jagd ins Gebirge und treffen auf die Landbevölkerung. Dabei ergibt sich die Geschichte um die selbstbewußten Freundinnen Lilla und Ghita, die aus Liebe zu ihren Verlobten (Lubino und Tita) dem Prinzen Giovanni, dem korrupten Stallmeister der Königin Corrado und dem Bürgermeister Lisargo ein Schnippchen schlagen. Vor allem der Prinz begehrt Lilla als Geliebte, was eine Kritik an der seinerzeitigen Adelsgesellschaft war.

Aufführung

Der wirklich große Meister orientiert sich am Stück und seinem Geist und schafft farbenfrohe, grobfleckige Bilder, die an ein naives Kasperletheater denken lassen. Andreas Baesler greift den Faden auf und läßt die Personen wie Puppenfiguren etwas grobmotorisch wiederholend agieren. Plötzlich auf der Drehbühne auftauchende Büsche, auf Scheiben gemalte Schafe und Gebäudeteile, dienen als Versteck oder Auftrittsplattform – während die Königin mit dem Bogen auf die Wildschwein-Jagd geht.

Sänger und Orchester

Alexander Livenson führt das Philharmonische Orchester stets sicher, ja heiter über die klanglichen Wege, über die auch schon Mozart gewandelt ist. Die Orchesterstücke können mitreißen, haben somit einen klanglichen Wiedererkennungswert. Zwar sind die Chöre gestrichen, aber schon die Rezitative der Solisten sind musikalisch-feinsinnige Kostbarkeiten, vom Cembalo aus von Jooa Jang begleitet. Auch die Arien kommen überzeugend über die Rampe. Die meiste Erfahrung mit historischer Musik hat Sara-Maria Saalmann (Ghita), die auch schon bei den Tagen der alten Musik in Innsbruck reüssierte. Aber auch Sinead Campbell-Wallace kann da mithalten, gibt der Isabella die nötige karikierende überzogene Würde einer volksnahen Königin mit warmer volltönender Stimme. Angelo Pollak als Giovanni ist ein quirliger Spieltenor, der im Mozartfach eine strahlende Zukunft hat. Philipp Meraner gibt dem intriganten Corrado mit herber tenoraler Stimme die böse Ausstrahlung. Die beiden Liebespaare sind mit der besagten erfahrenen Sara-Maria Saalmann mit traumwandlerischen Koloraturen und dem tiefen Baß von Mario Klein (Tita) trefflich besetzt, das zweite Paar besteht aus Anna Pisareva (Lilla) mit sicherer Höhe und dem baritonal timbrierten Seymur Karimov (Lubino) mit kerniger Höhe.

Fazit

Immerhin bewegt sich die Vorstellung – wenn auch das Libretto um eine Stunde gekürzt wurde und kein Chor vorkommt – sängerisch durchaus auf gleicher Höhe mit Mozart. Schließlich wurde Una cosa rara in Wien ein größerer Erfolg als Mozarts Figaro. Mozart zitiert später bei Don Giovannis letztem Abendessen ein Thema daraus, das man im Finale der Oper wiedererkennt. Das mit Mozart sehr vertraute Solisten-Ensemble setzt sängerisch hier Maßstäbe, auch das Orchester klingt detailverliebt und malerisch. Der zweite Garant für ein rundum begeistertes Publikum ist die Symbiose aus bunten Bühnenbild und stimmiger Personenführung. Die farbenfrohen Bühnenbilder und Kostüme stammen von Markus Lüpertz und bilden mit der Regie von Andreas Baesler eine stimmige Einheit In letzter Zeit scheiterten viele Maler bei dem Versuch, sinnvolle Bühnebilder abzuliefern. Nun gelingt dem einem namhaften Künstler Lüpertz ein stimmiges und werkgetreues Bühnenbild zu schaffen: Bravo! Somit bejubelt das Publikum einen geglückten Brückenschlag zwischen Bühnenbild, Solisten und Orchestergraben: Ein Beispiel für wunderbares Opern-Ensemble-Theater – heutzutage ein rares Vergnügen!

Oliver Hohlbach

Bild: Martin Sigmund

Das Bild zeigt: Sara-Maria Saalmann (Ghita), Sinéad Campbell-Wallace (Isabella, Königin von Spanien), Anna Pisareva (Lilla)

Veröffentlicht unter Opern