Die Zauberflöte – Coburg, Landestheater

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Deutsche Oper in zwei Aufzügen, Libretto: Emanuel Schikaneder, UA: 30. September 1791 Wien, Theater im Freihaus auf der Wieden

Regie: Philipp Westerbarkei, Bühne/Kostüme: Tatjana Ivschina

Dirigent: Johannes Braun, Philharmonisches Orchester und Chor des Landestheater Coburg, Choreinstudierung: Mikko Sidoroff

Solisten: Bartosz Araszkiewics (Sarastro), Peter Aisher (Tamino), Michael Lion (Sprecher/1. Priester), Jaehan Bae (2. Priester), Andrzej Quirini (2. Geharnischter), Dimitra Kotidou (Königin der Nacht), Laura Incko (Pamina), Marvin Zobel (Papageno), Francesca Paratore (Papagena), Dirk Mestmacher (Monostatos)

Besuchte Aufführung: 4. November 2018 (Premiere 3.10.2018)

Kurzinhalt

Die Königin der Nacht beauftragt Prinz Tamino, ihre von Sarastro entführte Tochter Pamina zu befreien. Tamino macht sich zusammen mit dem Vogelfänger Papageno auf den Weg. Beide erhalten zum Schutz magische Instrumente: Tamino eine Zauberflöte, Papageno ein Glockenspiel. In Sarastros Tempel findet Papageno. Monostatos, Oberaufseher Sarastros nimmt den Prinz gefangen und bringt ihn zu Sarastro. Papageno und Tamino sollen drei Prüfungen bestehen. Papageno bricht das Schweigen und muß Tamino verlassen. Tamino besteht die erste Prüfung. Zusammen mit Pamina besteht er mit Hilfe der Zauberflöte auch die Prüfungen des Feuers und des Wassers. Dadurch werden sie in den Kreis der Eingeweihten aufgenommen. Papageno spielt sein Glockenspiel und bekommt seine Papagena. Ein Versuch der Königin der Nacht, in den Tempel einzudringen, scheitert.

Aufführung

Diese Zauberflöte spielt in einem Nachtklub. Die drei Damen sind Personal, die Königin der Nacht ist der Star auf der Bühne. An den Tischen sitzen Gäste in Frack und blauen Abendkleidern. Tamino tritt als Gast in asiatischen Gewändern auf, Papageno kommt im Vogelkostüm. Pamina wird im dunklen Keller durch Monostatos gefoltert, wofür er blutige Prügel bezieht. Sarastro ist eine Mischung aus Phantom der Oper (Maske), Marco Polo (Kleidung bzw. Korsett) und der brutale Pate dieser dunklen Gesellschaft. Zwar gibt es keine Türen zu Wissensprüfungen, aber Überwachungsmonitore und eine Badewanne, in der Pamina badet und in der später ein Baum entsprießt.

Sänger und Orchester

Der große Erfolg der Zauberflöte ist u.a. der Rolle des lustigen Papageno und der beiden Liebespaare zuzuschreiben. Marvin Zobel stellt den spielerisch eindrucksvolle Papageno dar und bildet, zusammen mit der gelenkigen Papagena Francesca Paratore, ein Traumpaar. Gleiches gilt für Tamino und Pamina: Mit lyrischem, gefühlvollen Tenor besticht Peter Aisher. Dies gelingt ihm schon am Anfang mit Dies Bildnis ist bezaubernd schön.

Laura Incko als Pamina überzeugt mit einer sehr lyrisch ausgeprägten Stimme und begeistert vor allem mit Ach ich fühl es – und kann die szenische Umsetzung als gequältes Mädchen vergessen machen. Dirk Mestmacher ist als Spieltenor mit der Rolle des Monostatos gut im Rennen. Er kann sich mit tenoralem Glanz stimmlich durchsetzen: Alles fühlt der Liebe Freuden! Michael Lion ist als solider Hausbaß ein gütiger Sprecher und Priester. Dimitra Kotidou als Königin der Nacht hat mit den Koloraturen in Der Hölle Rache einige Probleme. Bartosz Araszkiewics (Sarastro) hat ähnliche Probleme in der Tiefe. Eine solide Basis besitzt der Chor und der Kinderchor. Die drei Knaben sind drei weibliche Kinderchorsolisten und überzeugen mit sehr klarer, kindlicher Intonation auch in den hohen Registern. Das Philharmonische Orchester unter der Leitung von Johannes Braun startet zwar mit Elan und Esprit in die Ouvertüre, hält sich danach aber dezent im Hintergrund, von Mozarts Zauberwelt findet sich in dieser Aufführung keine Spur.

Fazit

Die Intention dieser Produktion ist schwierig zu durchschauen, zumal einige Szenen gekürzt sind. Klar ist jedoch, daß es hier nicht um den Geist der Aufklärung oder der geistigen Reife geht, sondern um dunkle Machenschaften, die auch zu blutigen Auseinandersetzungen führen, zu Bildern des Niedergangs. Wegen dieser bedrückenden Szenen wird wieder einmal bewußt, daß dies keine Oper für Kinder ist, aber eine Oper mit Kindern. Der Kinderchor und drei Solistinnen daraus (die drei Knaben) sind ein musikalischer Höhepunkt. Die übrigen Rollen sind meist schwierig zu besetzen, zumal für kleine Häuser mit dünner Personalschicht. Die Geharnischten und die drei Damen werden am meisten bejubelt, Sarastro (ein finsterer Pate aus der Unterwelt) und die Nachtklub-Königin der Nacht deutlich weniger.

Oliver Hohlbach

Bild: Sebastian Buff

Das Bild zeigt: Abendgesellschaft mit den drei Damen und – im Vordergrund mit dem Rücken zum Zuschauer – Peter Aisher (Tamino)

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