Stockholm, Folkoperan – DIE PERLENFISCHER

von Georges Bizet, Oper in 3 Akten, Libretto: Michel Carré und Eugène Cormon, schwedische Übersetzung von Mira Bartov
UA: 30. September 1868, Théâtre Lyrique, Paris
Regie: Mira Bartov, Bühne: Gunnar Ekman, Kostüme: Kajsa Larsson, Beleuchtung: Ronny Andersson
Dirigent: Andreas Lönnqvist, Folkoperans Orchester und Chor
Solisten: Ann-Christine Larsson (Leïla), Ulric Björklund (Nadir), Jeremy Carpenter (Zurga), Daniel Frank (Nourabad), Sandra Bergman (die junge Leïla), Viktor Bodelius (der junge Nadir) und Max Kvissberg (der junge Zurga)
Besuchte Aufführung: 17. September 2009 (Premiere)

Die Folkopera öffnete ihre Türen aus privater Initiative im Jahre 1976. Sie ist ein institutionalisiertes Theater und beliebte Anlaufstelle für Schwedens freiberufliche Sänger und Musiker. Mit den Jahren hat die Folkopera internationale Anerkennung gefunden: Das Ensemble ist unter anderem beim Edinburgh Festival, auf der Keiler Festwoche, in Jerusalem und in der Brooklyn Academy of Music in New York zu Gast gewesen. Die Folkopera finanziert sich durch Beiträge von Staat, Land und Kommune, ist aber dennoch auf Einnahmen durch Zuschauerbesuche angewiesen. Jede Inszenierung wird auf Schwedisch aufgeführt. Als Ziel hat sich die Oper gesetzt, Inszenierungen zu produzieren, die nachhaltige Eindrücke hinterlassen und zugänglich für jedermann verständlich sind.
Kurzinhalt
stockholm-folkopera.jpgIn Ceylon ist Zurga das Oberhaupt der Perlenfischer. Das Volk lebt in großer Angst vor der Zukunft. Leïla hilft dem Volk als Schutzpatronin, wofür sie gelobt, ständig verschleiert zu bleiben. Nadir, ein alter Jugendfreund Zurgas, kehrt zurück. Er erkennt in Leïla seine große Jugendliebe wieder, und beide verstoßen gegen ihr Gelübde. Nourabad, Leïlas spiritueller Begleiter, verrät die beiden. Das Paar soll hingerichtet werden. Als Leïla Zurga kurz vor der Hinrichtung eine Kette überreicht, erkennt er die Kette als seine eigene wieder und in Leïla diejenige, die einst sein Leben rettete. Zurga ist bereit auf die Liebe zu Leïla zu verzichten und legt ein Feuer, damit das Paar fliehen kann.
Aufführung
Schon in der Vorhalle hört der Opernbesucher Meeresrauschen und auf der Bühne begegnet ihm eine geheimnisvolle Unterwasserwelt: Überall ist Schrott angespült – eine alte Puppe, eine kaputte Uhr, eine Schubkarre, leere Flaschen und vieles mehr. Im Vordergrund ist eine echte Wasserlache zu erkennen, die an einigen Stellen sprudelt und aus der Nebelschwaden aufsteigen. Dahinter befindet sich Zurgas Thron, der auf einem Schrotthaufen aufgebaut und von weißen Glasflaschen umzäunt ist. Im Hintergrund ist eine lange Wandempore. Bemerkenswert ist, daß sich der Orchestergraben im Hintergrund zwischen Thron und Wandempore befindet und nicht vor der Zuschauerraum. Die Kleidung aller Darsteller ist in Erdfarben gehalten, einzig Leïla sticht mit ihrem glitzernd-weißen Hosenanzug, ihrem Gesichtsschleier und der hochaufgetürmten Frisur heraus.
Sänger und Orchester
Jeremy Carpenter (Zurga) und Ulric Björklund (Nadir) glänzten am Premierenabend in ihren Duetten. Sängerisch steht der durchdringende, starke Baß dem sanften Tenor gegenüber und schauspielerisch ist die Eifersucht greifbar: Ja, sie ist’s, die Hehre, die Eine! Glanzumstrahlt steht die Reine! Ein guter Einfall der Inszenierung ist es, daß, während sich die beiden an ihre Vergangenheit erinnern, sie wirklich durch junge Schauspieler am anderen Bühnenrand dargestellt wird. Sandra Bergman, Max Kvissberg und Viktor Bodelius spielen die jugendliche Generation der drei Hauptpersonen und sind in ihrer Pantomime gefühlvoll (Leïla), verzweifelt (Nadir) und bösartig (Zurga) zugleich. Als Ann-Christine Larsson (Leïla) zum ersten Mal die Bühne betritt, sind die Zuschauer von ihrer Ausstrahlung, die sich auch in ihrer Kleidung widerspiegelt, gefesselt. Ihr gelingen Tonsprünge und Höhen spielend leicht. Das Zusammenspiel aller Solisten mit dem Chor schafft die beeindruckendsten Momente, man ist gefesselt von der Lautstärke, die den ganzen Raum durchdringt: Heil’ger Rausch erfüllt die Adern uns wild mit brennendem Zorne!, und auch der geschickt angelegte Orchestergraben trägt zum deutlichem Verständnis der Sänger bei. Das Orchester unter der Leitung von Andreas Lönnqvist kommt lebhaft daher, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, so daß die Sänger wirken können. Zu begrüßen ist, als um Schluß nicht nur der Dirigent, sondern auch alle Musiker auf die Bühne kommen.
Fazit
Eine erfolgreiche Premiere! Das Publikum ist begeistert vom fabelhaften Bühnenbild, Gunnar Ekmans
und der konstanten Leistung der Sänger und bringt Zwischenapplaus und stehende Ovationen. Wenn das keine Volksoper ist, in der die Schauspieler zum Schluß die Garderobe austeilen.
Frederike Arns

Bild: Mats Bäcker
Das Bild zeigt den Chor der Folkopera

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