Wiesbaden, Hessisches Staatstheater – IL TROVATORE – DER TROUBADOUR

von Giuseppe Verdi (1813-1901), Dramma lirico in vier Akten, Libretto Salvatore Cammarano, vollendet von Leone Emmanuele Bardare, nach dem Schauspiel El trovador von Antonio García Gutiérrez.
Regie: Cesare Lievi, Bühnenbild: Csaba Antal, Dramaturgie: Bodo Busse und Serge Honegger
Dirigent: Mario de Rose, Orchester, Chor und Extrachor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Solisten: Tatiana Plotnikova (Leonora), Tito You (Conte di Luna), Jeniece Golbourne (Azucena), Luis Chapa (Manrico), Bernd Hofmann (Ferrando), Betsy Horne (Inez)
Besuchte Aufführung: 12. September 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
wiesbaden-trovatore.jpgFerrando, Hauptmann des Grafen di Luna, erzählt seinen Soldaten eine unheimliche Geschichte: Eine Hexe wurde beschuldigt, den Sohn des alten Grafen verwünscht haben; sie wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt, der Sprößling entführt und in der Asche fand man die Überreste eines Kindes.
Der jetzige Graf di Luna liebt Leonora, eine Hofdame, die jedoch nur Augen für den Troubadour Manrico hat. Dieser entpuppt sich nicht nur in der Liebe als Rivale sondern auch als politischer Feind des Grafen. Er verwundet Manrico im Duell. Die Zigeunerin Azucena pflegt ihren Sohn Manrico und gesteht ihm, daß sie es war, die einst den Grafensohn entführte, um ihre als Hexe verurteilte Mutter zu rächen. Anstelle des fremden Kindes stieß sie aus Versehen ihr eigenes in die Flammen. Ferrando läßt Azucena ergreifen und führt sie als Spionin dem Grafen vor, der sie als Mörderin seines Bruders entlarvt. Manrico versucht sie zu befreien und wird dabei selbst gefangen genommen. Leonora verspricht dem Grafen die Ehe, um so dem Geliebten das Leben zu retten. Sobald sie Manrico in Sicherheit glaubt nimmt sie ein tödliches Gift und stirbt. Der Graf läßt Manrico töten, und Azucena hat nun ihre Mutter gerächt: Manrico war der jüngere Bruder des Grafen.
Aufführung
Die Inszenierung versucht den unterschiedlichen Szenerien des Librettos gerecht zu werden. Mit Wellblech wurde ein variables Bühnenbild gestaltet. Dadurch konnte jeder Schauplatz deutlich skizziert werden. Trotz des in sich schlüssigen Bühnenbildes war eine zentrale Aussage jedoch nicht erkennbar: Die Zigeuner wirkten wie eine lustig-bunte Version einer Straßengang, deren Anführer ein Ständchen singender Che Guevara ist. Die Soldaten des Grafen im Kostüm einer (Disco-)Security versprühen den Charme einer auf eine Straßenschlacht vorbereiteten Polizeitruppe. Bedauerlich ist, daß nach jeder Szene der Vorhang für Umbauarbeiten geschlossen werden mußte was die Entwicklung eines dramatischen Spannungsbogens verhindert.
Sänger und Orchester
Die gesanglich beste Leistung gelang Jeniece Golbourne in der Rolle der Azucena, die mit ihrem dramatisch-düsteren Alt die Arie Stride la vampa – Lodernde Flammen eindrucksvoll darbot. Tatiana Plotnikovas (Leonora) klarer Sopran kann leidenschaftlich sein, was sie wenigstens in den Arien, nicht zuletzt in D’amer sull’ali rosee – Auf der Liebe rosigen Schwingen unter Beweis stellte. Ebenfalls von Anfang an solide präsentierte sich Tito You (Conte di Luna), dessen voller Bariton im Tace la notta – die Nacht schweigt mit viel Gefühl erklang. Luis Chapas (Manrico) Tenor wirkte zunächst in den hohen Lagen gepreßt, steigerte sich aber nach der Pause besonders in der impulsiven Arie Di quella pira l’orrendo foco – Lodern zum Himmel seh’ ich die Flammen. Bernd Hoffmann (Ferrando) hatte ebenfalls anfänglich mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen, fand aber schließlich zu einem vollen Baßklang. Das szenische Spiel der Akteure war der gesanglichen Darbietung entsprechend schwankend und nicht immer überzeugend.
Das Orchester unter der Leitung Mario de Roses bemühte sich zwar um einen ausgewogenen Klang, überlagerte aber in den Tuttistellen zuweilen die Akteure. Alles in allem war es keine Sternstunde der italienischen Oper, wenn auch eine ordentliche Leistung.
Fazit
Es war eine durchwachsene Premiere, die vom Publikum entsprechend zwiespältig aufgenommen wurde. Es fehlte an Tiefgang, was nicht zuletzt an den ständigen Unterbrechungen lag. Der Aufführung, vor allem aber der Inszenierung, wurden sowohl laute Bravo- als auch Buh-Rufe zuteil.
Isabell Seider

Bild: Martin Kaufhold
Das Bild zeigt v. l. n. r.: Jeniece Golbourne (Azucena), Tatiana Plotnikova (Leonora), Luis Chapa (Manrico), Tito You (Conte di Luna)

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