von Benjamin Britten (1913-1976), Oper in einem Prolog und drei Akten, Text von Montagu Slater nach einem Gedicht von George Crabbe; UA: 1945 London
Regie: Immo Karaman, Bühne: Kaspar Zwimpfer, Kostüme: Nicola Reichert, Choreographie: Fabian Posca, Dramaturgie: Hella Bartnig
Dirigent: Axel Kober, Düsseldorfer Symphoniker, Chor der Deutschen Oper am Rhein, Choreinstudierung: Gerhard Michalski
Solisten: Robert Saccà (Peter Grimes), Ivaldo Bessière (Lehrling), Gun-Brit Barkmin (Ellen Orford), Tomasz Konieczny (Kapitän Balstrode), Jane Henschel (Auntie), Elisabeth Selle (Erste Nichte), Anett Fritsch (Zweite Nichte), Florian Simson (Bob Boles) u.a.
Besuchte Aufführung: 18. September (Premiere)
Kurzinhalt
Dem Fischer Peter Grimes wird von der Dorfgemeinschaft in seiner kleinen Küstenstadt vorgeworfen, daß er seinen Lehrjungen während der Arbeit fahrlässig getötet hat. Doch Richter Swallow spricht Grimes frei: Es handele sich um eine Verkettung unglücklicher Umstände. Mit Hilfe des Apothekers Ned Keene erhält Peter Grimes einen neuen Lehrjungen aus dem Waisenhaus. Doch schon nach kurzer Zeit entdeckt die Lehrerin Ellen Orford Spuren von Mißhandlungen an dessen Körper. Grimes taucht auf, gerät mit Ellen Orford in einen Streit und stürzt mit dem Jungen davon. Die aufgestachelte Menge beschließt, das Elend des Jungen zu beenden und bewegt sich in die Richtung der Hütte von Grimes. Dieser drängt den Lehrjungen durch den Hinterausgang, wo dieser eine Klippe hinabstürzt und tödlich verunglückt. Grimes kann entkommen. Er wird von Wahnbildern gequält, die im befehlen, sein Boot auf offenem Meer zu versenken.
Aufführung
Die gesamte Bühne ist sehr dunkel gehalten: Hauptelement ist eine Art Fließband, welches leicht abgeschrägt die komplette Bühne einnimmt und im Orchestergraben endet. Auf diesem Band sind die Frontseiten von Schränken, Fenstern und verfremdeten Bildern eingearbeitet. Ergänzt wird die Bühne durch optisch darauf abgestimmte Elemente, die je nach Handlung variieren und die schauspielerischen Möglichkeiten erweitern. Die Kostüme sind klassisch gehalten und ebenfalls sehr dunkel. Leider macht die Inszenierung bei einigen Nebenrollen überhaupt nicht klar, welchen Platz die Personen in der sozialen Dorfordnung einnehmen sollen. Man muß schon die Handlung schon sehr genau kennen, um zu wissen, was die Aktionen der Sänger bedeuten sollen.
Sänger und Orchester
Die Düsseldorfer Symphoniker unter der musikalischen Leitung von Axel Kober präsentieren eine gute Leistung. So ist zum Beispiel der hervortretende Gesamtklang der Holzbläser zu Beginn der Oper einfach ein Traum. Bei den Sängern trifft Licht und Schatten aufeinander: Roberto Saccà (Peter Grimes) weiß die Schwierigkeiten seiner Partie zwischen Lyrik und Dramatik gut zu meistern. Ebenfalls überzeugend tritt Gun-Brit Barkmin (Ellen Orford) auf mit einem grandiosen Pianissimo im sechsten Interlude. Tomasz Konieczny (Kapitän Balstrode) hingegen preßt zu sehr, Elisabeth Selle (Erste Nichte) und Anett Fritsch (Zweite Nichte) wirken austauschbar. Bei Sami Luttinen (Swallow) zeigen sich leider erhebliche stimmtechnische Schwierigkeiten, die seinen Gesang regelrecht ungenießbar werden lassen. Hingegen vermag Bruce Rankin (Rector Horace Adams) mit unschuldiger Pfarrerstimme zu gefallen, auch die tiefe Altstimme von Jane Henschel (Auntie) ist überzeugend. Der Chor der Deutschen Oper am Rhein präsentiert einen ausdifferenzierten Klang, auch sehr schwierige Einsätze werden gemeistert. Ebenfalls bemerkenswert sind die einzelnen Chorsoli, die ausnahmslos völlig überzeugen.
Fazit
Makel in der Inszenierung sowie in der musikalischen Leistung einiger Nebenrollen werfen einen Schatten auf die gute Orchesterleistung und die ebenfalls gut besetzten Hauptrollen. Entsprechend beklatschte das Publikum die Aufführung mit Zurückhaltung, ein wahrer Begeisterungssturm blieb aus.
Malte Wasem
Bild: Jörg Michel
Das Bild zeigt: Mißtrauisch beäugen die Dorfbewohner den Außenseiter Peter Grimes (Roberto Saccà)