Basel, Theater – MADAMA BUTTERFLY

von Giacomo Puccini (1858-1924), Tragedia giapponese in drei Akten, Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
Regie: Jetske Mijnssen, Bühnenbild: Paul Zoller, Dramaturgie: Brigitte Heusinger
Musikalische Leitung: Enrico Delamboye, Sinfonieorchester Basel und Chor des Theater Basel, Chorleitung: Henryk Polus
Solisten: Svetlana Ignatovich (Butterfly), Maxim Aksenov (B. F. Pinkerton), Eung Kwang Lee (Sharpless), Valentina Kutzarova (Suzuki), Karl-Heinz Brandt (Goro), Jeanine de Bique (Kate Pinkerton), Eugene Chan (il principe Yamadori/ l’ufficiale des registro)
Besuchte Aufführung: 12. September 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
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Die fünfzehnjährige Geisha Cio-Cio-San heiratet den ihr unbekannten amerikanischen Marineleutnant B. F. Pinkerton, der sie liebevoll Butterfly nennt. Für Pinkerton ist die Hochzeit nach japanischem Recht nur ein Spiel, denn er will sich nach seiner Rückkehr in die USA mit einer Amerikanerin verheiraten. Für Butterfly hingegen ist es wahre Liebe für die sie konvertiert und daraufhin von ihrer Familie verstoßen wird. Jahrelang wartet Butterfly sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres geliebten Mannes. Trotz ihrer finanziellen Not schlägt sie das Heiratsangebot des reichen Yamadori aus, im unerschütterlichen Glauben an die Heimkehr Pinkertons zu ihr und dem gemeinsamen Sohn. Konsul Sharpless soll Butterfly von der baldigen Ankunft Pinkertons erzählen – und auch von dessen amerikanischer Frau. Doch in ihrer Euphorie läßt Butterfly ihn nicht zu Wort kommen. B. F. und Kate Pinkerton kommen zu Butterfly, um das Kind abzuholen und es mit in die USA zu nehmen. Den Schmerz, ihr Kind zu verlieren, erträgt Butterfly nicht, und so bleibt ihr als einziger Ausweg der Selbstmord.
Aufführung
Das spartanisch-nüchterne Bühnenbild gleicht einem noch unfertigen Haus. Der zunächst überraschende, baustellenartige Eindruck des Ganzen weicht allerdings mit dem Auftreten B. F. Pinkertons, Goros und Sharpless’ einer inszenatorischen Erkenntnis: Der Baustellencharakter demonstriert die übereilte Hast, mit der die Heirat zwischen Pinkerton und Butterfly arrangiert wurde. Schnell wird deutlich, daß nicht nur das Haus instabil wirkt, sondern auch das vermeintliche Glück des Paares ein fragiles ist. Von Beginn an liegt die Ahnung eines großen Unglücks in der Luft, die keinen Zweifel an einem tragischen Ausgang der Liebesbeziehung läßt. Die klare Sprache der Kulisse (zusammen mit den kontrastiven bunten Kostümen vor allem der Hochzeitgesellschaft) offenbart die Doppelbödigkeit des Sujets, dabei läßt sich die Inszenierung viel Raum für die Darstellung psychischer und emotionaler Prozesse.
Sänger und Orchester
Die Protagonisten überzeugten nicht nur durch ihre glanzvollen Partien sondern auch durch großes schauspielerisches Talent. Allen voran Svetlana Ignatovich (Butterfly), die mit ihrem ausdruckstarken Sopran das Publikum regelrecht bezauberte. Nach ihrer nuancenreichen Darbietung der Arie un bel dì-ein schöner Tag bedankte sich das Publikum mit Szenenapplaus. Ebenso große Überzeugungskraft bewies Maxim Aksenov (B. F. Pinkerton) mit seiner in allen Lagen voluminösen Stimme. Das gemeinsame Liebesduett zu Ende des ersten Aktes sprühte vor enthusiastischer Emphase. Den beiden wurden mit Valentina Kutzarovas (Suzuki) filigranem Mezzosopran, dem es jedoch nie an nötigem Tiefgang fehlte, und dem kräftig-kernigen Bariton Eung Kwang Lees (Sharpless) stimmlich durchaus ebenbürtige Vertraute an die Seite gestellt.
Den großartigen sängerischen Leistungen stand das Orchester in nichts nach. Enrico Delamboye bewies eine außerordentliche Sensibilität für Klangnuancen und führte seine Musiker sicher von brillant-schimmernden bis hin zu dramatisch-bedrohlichen Klängen.
Fazit
Die Oper ging unter die Haut – dank des hervorragenden Zusammenspiels aller Akteure. Dramatische Musik bedarf keines überladenen Bühnenbildes, um ihre volle Wirkung entfalten zu können. Kein unnötiger Schnickschnack lenkt vom Wesentlichen der Handlung ab und schärft so den Blick des Publikums für innere Handlungsvorgänge. Unübertroffen bleibt dabei der tragische Selbstmord der Madama Butterfly, mit solcher Eindringlichkeit dargeboten, daß das Publikum respektvolle Sekunden abwartete bis es in tosenden Applaus und Bravorufe ausbrach.
Isabell Seider

Bild: Hans-Jörg Michel
Das Bild zeigt v. l. n. r. Svetlana Ignatovich (Butterfly), Maxim Aksenov (B. F. Pinkerton), Chor Theater Basel, Karl-Heinz Brandt (Goro)

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