Detmold, Landestheater – GÖTTERDÄMMERUNG

von Richard Wagner (1813 – 1883), Dritter Tag des Bühnenfestspiels Der Ring des Nebelungen, Libretto vom Komponisten
UA: 1876 Bayreuth
Regie: Kay Metzger, Bühne und Kostüme: Petra Mollérus, Dramaturgie: Elisabeth Wirtz
Dirigent: Erich Wächter, Bielefelder Philharmoniker, Opernchor des Landestheaters
Solisten: Johannes Harten (Siegfried), Andreas Jören (Gunther), Joachim Goltz (Alberich), Christoph Stephinger (Hagen), Sabine Hogrefe (Brünnhilde), u.a.
Besuchte Aufführung: 12. September 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
detmold-gotterdammerung.jpgDer dritte Tag der Ring-Tetralogie schildert den Tod Siegfrieds, den Untergang der Götter und die Erlösung vom Ring und von seinem Fluch. Siegfried drängt es zu neuen Taten in die Welt. Als Liebespfand läßt er Brünnhilde den Ring zurück, den er im Kampf mit dem Drachen errungen hatte. Alberichs Sohn Hagen kennt die Macht des Ringes und versucht, durch Intrigen in seinen Besitz zu gelangen. Er gibt dem unwissenden Siegfried einen Trank, der ihn Brünnhilde vergessen lässt. Tief gekränkt verbündet sich diese mit Hagen, damit er Siegfried töte. Erst nach dem Mord begreift Brünnhilde, daß sie von Hagen benutzt wurde, um an den Ring zu kommen. Brünnhilde durchkreuzt den Plan Hagens und gibt den Rheintöchtern den Ring zurück. Damit ist das Ende der Götter gekommen.
Aufführung
Der Bühnenvorhang öffnet sich, und mit den ersten Tönen des Orchesters zeigt sich das Bühnenbild: Eine graue Klinkerwand im Hintergrund begrenzt die Bühnentiefe. Davor dekorieren zu beiden Seiten einige Stühle die ansonsten karge Fläche. Nebel, Rauch und Schneeflocken tauchen das bläulich-graue Bühnenlicht in eine nächtliche und kalte Stimmung. Drei Nornen, in brauner schlichter Kleidung, die ihre Zugehörigkeit zur Erda symbolisiert, werfen während ihres gesanglichen Vortrags einander das Seil zu und umschlingen sich damit, bis es reißt. Brünnhilde tritt auf die Bühne, gekleidet in ein weißes Kleid, gefolgt von Siegfried, der in bunter Kleidung und zotteligen Haaren die Flower-Power-Bewegung aufleben läßt. Der Bühnenvorhang öffnet sich für den ersten Aufzug und präsentiert eine gänzlich andersartige Atmosphäre: Eine steril wirkende, helle Bühne mit einem großen Neonlampenring über einem weißen ringförmigen Tisch. Die Wächter Hagens sitzen in lilafarbener Kleidung und neongrünen Brillen auf weißen Stühlen und tippen in weiße Notebooks. Diese Hightech-Welt wird immer wieder mit fremden Elementen angereichert, so beispielsweise durch hängende Opfertiere im ansonsten steril gehalteneN Ambiente im zweiten Aufzug. Der dritte Aufzug verbindet die Gegensätze der unterschiedlichen Bühnenbilder: Große alufarbene Rohre enden auf einem mittig platzierten Podest. Nebel, Rauch und Schneeflocken bilden das grau-trübe Licht des Anfangs. Nachdem in den drei vorangegangen Inszenierungen des Rings die französische Revolution, der erste Weltkrieg und die Flower-Power-Bewegung als Tableau Verwendung fanden, wagt Regisseur Kay Metzger in dieser Inszenierung einen Ausblick in die Zukunft, gespickt mit Zitaten aus den Zeitenwenden der drei vorangegangenen Inszenierungen des Rings.
Sänger und Orchester
Das Orchester unter der Leitung von Erich Wächter spielte die Wagnersche Musik ausgewogen. Das Lautstärkeverhältnis zwischen Orchester und Sängern war gut abgestimmt. Als Leistung der Sänger ist schon allein die Bewältigung der sehr langen Aufführungsdauer hervorzuheben. Die Rollen- und Stimmenverteilung der überwiegend hauseigenen Solisten wurde gut gelöst. Einen großen theatralischen Anspruch bietet die Inszenierung für die Darsteller allerdings nicht. Die Sopranistin Sabine Hogrefe (Bünnhilde) meistert die teils schwierigen Phrasen des Werkes stimmlich gut. Die Textverständlichkeit leidet allerdings unter ihrem gewaltigen Vibrato. Christoph Stephinger (Hagen), der als Gastsänger von der Bayerischen Staatsoper München gewonnen wurde, singt seine Baß-Partien solide und behält konsequent seine ernste Mimik bei, der Rolle entsprechend. Die Textverständlichkeit ist bei ihm etwas deutlicher gegeben als bei Sabine Hogrefe, doch bietet es sich insgesamt an, das Libretto genauestens zu kennen, da von dem Gesang aller Solisten nur einzelne Wörter zu verstehen sind. Der liebliche Gesang der Rheintöchter und die gut gesungenen Einlagen des Opernchores erfrischen die Aufführung.
Fazit
Nur ausgesprochene Wagner-Liebhaber kommen hier aufgrund der Musik auf ihre Kosten. Für alle anderen heißt es: Wer die ersten zwei sehr anstrengenden, langatmigen Stunden bis zur ersten Pause durchgehalten hat, wird im zweiten und dritten Akt mit einem etwas lebendigeren Vortrag belohnt. Sehr viel Fesselndes passiert in dieser Inszenierung aber nicht. Da vermögen auch die oben beschriebenen kleinen Kontraste oder die teilweise knalligen Kostümfarben in sonst überwiegend weißer Bühnenausstattung keine wirkliche Aufmunterung zu schaffen.

Britta Winkelnkemper

Bild: Landestheater/Hörnschemeyer
Das Bild zeigt: Sabine Hogrefe (Brünnhilde)

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