Der Teufel mit den drei goldenen Haaren – Köln, Oper

von Stefan Johannes Hanke (*1984), Libretto: Dorothea Hartmann nach dem Märchen der Gebrüder Grimm, UA: März 2012, Hannover

Regie: Brigitta Gillessen, Bühne/Kostüme: Jens Kilian, Licht: Philipp Wiechert, Dramaturgie: Tanja Fasching, Coach für Zaubertricks: Erik Werner, Kampfchoreographie: Annika Wiessner

Dirigent: Rainer Mühlbach, Gürzenich-Orchester Köln

Solisten: Arnheiður Eiríksdóttir (Glückskind), Kathrin Zukowski (Prinzessin), Fährmann (Anton Kuzenok), Stefan Hadžić (Teufel/Anführer der Räuber), Florian Köfler (Teufels Großmutter/Langsamer Räuber), Leilei Xie (Dümmlicher Räuber), Julian Schulzki (König)

Besuchte Aufführung: 11. März 2020 (Premiere)

Kurzinhalt

Ein Land ist verflucht: Der Fährmann mußte seine Braut verlassen, der Apfelbaum trägt keine goldenen Äpfel mehr und der Brunnen spendet kein Wasser mehr. Das Glückskind will die Prinzessin gegen den Willen heiraten. Der König will dies verhindern und schickt das Glückskind mit einem Brief ins Schloß.

Unterwegs trifft das Glückskind auf drei Räuber. Die Räuber rauben den königlichen Brief, schreiben diesen neu und lassen das Glückskind weiterziehen.

In der Nähe des Schlosses trifft das Glückskind auf die Prinzessin, die das Glückskind auch ihrerseits heiraten möchte. Der König stellt die Bedingung, daß das Glückskind ihm vor der Hochzeit zuerst die drei goldenen Haare des Teufels aus der Hölle holen soll.

In der Hölle angekommen packt das Glückskind die Angst. Es trifft auf die Großmutter des Teufels, die ihm helfen will. Als der Teufel eingeschlafen ist, zupft ihm seine Großmutter die drei goldenen Haare aus und bringt in Erfahrung, daß an der Wurzel des Apfelbaums eine Maus nagt und den Brunnen eine Kröte

austrinkt. Beide Tiere müssen getötet werden und der Fährmann muß sein Ruder an jemand anderen übergeben, dann sei er befreit. Das Glückskind kehrt in das Königreich zurück und übergibt die goldenen Haare. Der König will darauf hin noch mehr der goldenen Haare. Er macht sich auf den Weg in die Hölle. Er übernimmt das Ruder des Fährmanns, woraufhin dieser befreit ist.

Aufführung

Beeindruckende Felsmalereien vor und hinter den Bühnenelementen auf deckenhohen Leinwänden rahmen die Aufführung ein. Mittels geschickter Lichttechnik werden im Verlauf der Oper verschiedene stimmungsvolle Effekte erzielt. Hinter den Reihen der Zuschauenden befindet sich auf der einen Seite ein Brunnen, auf der anderen Seite ein Baum.

Die Oper beginnt eigentlich schon vor der Oper. Dirigent Rainer Mühlbach übt mit dem Publikum ein Schlaflied für den Teufel ein. Dann beginnt die Oper mit dem Auftritt von Raben und dem Fährmann, die vom bemitleidenswerten Zustand des Königreichs berichten. Das Glückskind hebt sich schon durch das gelbe Kostüm in farblicher Hinsicht bemerkenswert von den übrigen Figuren ab. Die Figuren ziehen sich teilweise an den Seiten der Bühnen um, so daß die Singenden durchgehend auf der Bühne befindlich sind.

Die Regie läßt sich sehr genau auf die Musik ein: die Sängerinnen und Sänger bewegen sich teilweise haargenau zu den musikalischen Figuren von Stefan Johannes Hankes Musik. Dies ist insbesondere vor der bewegten und agilen Aufführung ausgesprochen bemerkenswert. Die Sängerinnen und Sänger sind außerdem wunderschön und charakteristisch kostümiert.

Sänger und Orchester

Zwar weist der Titel der Oper auf den Teufel als Hauptfigur hin, doch ist es eindeutig das Glückskind, das die Opernaufführung in jeder Hinsicht dominiert. Virtuos spielt Arnheiður Eiríksdóttir mit ihrer beweglichen Stimme und setzt gekonnt musikalische Impulse in Bewegungen um. Besonders eindringlich singt sie den Satz zu Anfang ihres Besuchs in der Hölle: Ich habe Angst!. Die Prinzessin Kathrin Zukowski singt wohlklingende, ariose Musik mit einer ausgeglichenen Stimme.

Florian Köfler als Großmutter des Teufels gibt eine resolute Dame, die sogar Dirigent Rainer Mühlbach kurzzeitig aus seiner Position entläßt. Der Teufel (Stefan Hadžić) tritt vergleichsweise wenig auf und gibt seinen Klagen über die Menschen genervten Ausdruck – vielleicht hätte es ihm wohlgetan, insgesamt ein wenig menschlicher zu sein.

Julian Schulzki als König hingegen bleibt der musikalische Ausdruck verwehrt: Stefan Johannes Hanke stattet seinen König ausschließlich mit einer Sprechstimme aus.

Die Musikerinnen und Musiker des Gürzenich-Orchesters Köln spielen Stefan Johannes Hankes Musik mit großer Leichtigkeit und Engagement unter der sicheren musikalischen Leitung von Rainer Mühlbach.

Fazit

Eine wunderschön umgesetzte Aufführung, die vom Publikum zu Recht mit anhaltendem Applaus gewürdigt wurde. Auch die Musik verdient Applaus: Stefan Johannes Hanke hat eingängige Neue Musik zu dem recht betagte Märchensujet geschrieben. Allerdings eröffnen sich doch einige Fragen: obwohl die Aufführung insgesamt sicher mehr als gelungen ist, bleibt insgesamt beim Opernbesuch offen, ob die Aufführung tatsächlich schon für Kinder ab fünf Jahren geeignet ist und ob es sich überhaupt um einen Stoff handelt, der in dieser Form Kindern dargeboten werden sollte. Manche Szenen sind insgesamt furchteinflößend und darüber hinaus recht bedrohlich umgesetzt. Die Räuber bedenken sich gegenseitig mit Phrasen wie Halt’s Maul! und prügeln sich auf offener Bühne. Der König und der Teufel wollen das Glückskind töten und die Großmutter betrügt ihr eigenes Enkelkind. Ein Glücksfall für das Glückskind – der Teufel aber dürfte sich in seiner ohnehin schon einsam wirkenden Hölle danach noch einsamer fühlen als zuvor.

Dr. Raika Lätzer

Bild: Paul Leclaire

Das Bild zeigt: Julian Schulzki (König), Arnheiður Eiríksdóttir (Glückskind)

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