16. Juli 2021, 21:00 Uhr, Kathedrale Notre-Dame
L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato – Frohsinn, Schwermut, Mäßigung
Pastorale in drei Akten von Georg Friedrich Händel (1685-1759)
UA: 27. Februar 1740, Royal Theatre Lincoln’s Inn Fields, unter Händels Leitung, London, Libretto: Charles Jennens nach den Gedichten L’Allegro und il Penseroso von John Milton (1608-1674) und Il Moderato von Ch. Jennens
Dirigent: William Christie, Chor und Orchester Les Arts florissants
Solisten: Rachel Redmond, Sopran, Rory Carver, Tenor, Streten Manojlovic, Baß17. Juli 2021, 21:00 Uhr, Hof des HospizSemele
Oratorium, in 3 Akten, Libretto von Newburgh Hamilton nach William Congreves Adaptation der Metamorphosen von Ovid(3. Buch), UA: 10. Februar 1744, Covent Garden unter Händels Direktion, London
Dirigent: Leonardo Garcia Alarcon, Chor von Namur, Millenium Orchestra
Solisten: Ana Maria Labin (Semele, S), Matthew Newlin (Jupiter/Apollo, T), Chiara Skerath (Juno, S), Dara Savinova (Ino, Junon), Contralto), Lawrence Zazzo (Iris/Athamas, Contre-Ténor), Andreas Wolf (Cadmus/Hoher Priester/Somnus (Schlaf), B)18. Juli 2021, 21:00 Uhr, Salle des Pôvres, HospizKonzert (Récital)
mit Paul-Antoine Bénos-Djian (Haute-Contre)
Airs d’opéras (Opernarien) von Händel, Vivaldi, Stradella und Albinoni
Dirigent: Stéphane Fuget, Ensemble Les Epopées
Vorbemerkung
Bezeichnet man Frankreich als eine der ersten Weinregionen der Welt, so wird Burgund, le Bourgogne, als zweite, und Bordeaux als erste Region genannt. Sicher ist es aber, daß der Geschmack entscheidet, wohin man fährt.
Während Frankreich die Nummer Eins als Weinland beansprucht, herrscht kein Einvernehmen darüber, welches man zum ersten Musikland in Europa küren soll. Ich glaube, das ist auch gut so, denn in allen europäischen Ländern trifft man auf zahlreiche Musikfestivals mit klassischer Musik.
Die zahlreichen Musikfestivals in Frankreich sind aber – wie mir scheint – dort meist kleiner dimensioniert als in unserem Land. Dennoch bemerkt man in den letzten Jahren, daß die einzelnen Festspiele sich mehr und mehr ausbreiteten, etwa von einer einzigen Kirche oder Halle in weitere Orte und Ortschaften der Umgebung. Oft liegen die Aufführungsorte mehr als eine halbe Stunde Autofahrt auseinander.
So besuchte ich öfter das Festival de la Chaise-Dieu in der Auvergne( Mittelfrankreich). Von der mitten im Ort gelegenen Kathedrale Saint Robert hat sich das Festival jetzt auf das ganze Tal Le Puy-en-Velay in zwölf weitere Kirchen und Säle ausgebreitet. Die Stadt Puy war im Mittelalter einer der vier Ausgangspunkte der Jakobswege von Frankreich nach Santiago de Campostela und daher schon immer ein bedeutendes kulturelles Zentrum.
Zweites Wochenende des Festivals
16. Juli 2021, 21:00 Uhr, Kathedrale Notre-Dame
L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato – Frohsinn, Schwermut, Mäßigung
Pastorale in drei Akten von Georg Friedrich Händel (1685-1759)UA: 27. Februar 1740, Royal Theatre Lincoln’s Inn Fields, unter Händels Leitung, London, Libretto: Charles Jennens, nach den Gedichten L’Allegro und il Penseroso von John Milton (1608-1674) und Il Moderato von Ch. JennensDirigent: William Christie, Chor und Orchester Les Arts florissants
Solisten: Rachel Redmond, Sopran, Rory Carver, Tenor, Streten Manojlovic, Baß
Die beiden Figuren Allegro – Frohsinn und Penseroso – Schwermut führen ein Streitgespräch. Allegro weist Penseroso von sich: Sie möge ihren Wohnsitz dort bauen, wo im brütenden Dunkel die Nachtraben singen. Penseroso entgegnet, die nichtigen Freuden sollten sich verziehen, denn sie seien doch nur Träume.
Allegro beschwört Euphrosyne, die Göttin der Freude und die Nymphen, von denen Lust und Fröhlichkeit, Witz und Neckerei ausgehen. Penseroso hingegen wünscht sich von seiner Göttin nur innere Ruhe, Frieden und Naturverbundenheit. Abwechselnd werden die Vorzüge der jeweiligen Gemütsverfassung umschrieben. Während Allegro in ungetrübter Heiterkeit die Schönheiten der Natur erleben will, den Morgen eines jeden Tages fröhlich begrüßt und das Landleben preist, sehnt sich Penseroso nach der Stille der Nacht, dem Klagegesang der Nachtigall und dem Warnruf des Wächters, der das Haus vor Ungemach bewahrt.
Im weiteren geht es um die Vertiefung der Ansicht von Allegro für eine Anteilnahme am öffentlichen Leben wie etwa die Triumphzüge des Adels oder den Maskenspielen und die sich ins Innere kehrende Ansicht von Penseroso, die sich am liebsten in einen Klostergarten zurückziehen möchte, wo sie aus der Kirche die Orgel erschallen hört.
Schließlich kommt Moderato hinzu und weist das angeberische Prahlen mit erdachten Bildern auf die Gesundheit, Zufriedenheit und Genügsamkeit als Ideale hin. Wenn Liebe mit Vernunft gepaart sei und Heil und Glück dazukämen, dann werde ein langes Leben gut enden. Nur der, der nach den Gesetzen der Natur lebt und den Weg der goldenen Mitter verfolgt, wird so enden. Der Reiz jeder Tat liege nur in der Ordnung und im richtigen Maß. Dem stimmen Allegro und Penseroso zu.
Tenor Rory Carver bestritt die Figur Allegro (Heiterkeit). Er geht von der Fröhlichkeit der Nymphen und der Leichtigkeit der Göttin der Freunde Euphrosyne aus und möchte die Schwermut und Besinnlichkeit von Penseroso verbannen. Sein Tenor ist in manchen Passagen etwas zu breit aufgesetzt, doch im übrigen leicht und schlank. Rachel Redmond, die schottische Sängerin, stellt als Penseroso mit überraschend großem Stimmvolumen die Gedankentiefe des Lebens in nächtlicher Stille dar. Immer wieder sind ihre langen, klangreichen Stimmausschickungen bewundernswert. Sie ist unbestritten als Sängerin auffallend mit ihrer klaren, voluminösen Sopranstimme, bei der auch nicht die kleinste Stimmtrübung bemerkbar wurde.
Als erstes fiel mir Come, come, come but keep thy wonted state – komm, komm, komm, in deiner steten Würd‘ auf.
Sie gibt den hohen, lang angehaltenen Tönen einen solch intensiven Klang, daß einem allein dadurch ein Schauer den Rücken herunterläuft. Und das bleibt auch in der Folge so. Man ist glücklich, diese wunderbaren Klänge vernehmen zu dürfen. Alle Zuhörer halten den Atem an. Ohnehin ist das Publikum das gesamte Konzert über sehr diszipliniert. Kaum ein Husten oder andere Zwischengeräusche, etwas was man in unseren Konzerten nicht so häufig antrifft!
Dann kam ein Musikstück, das man kaum je vergessen kann. Es ist ein langes Duett von Sopranstimme in Colla parte mit der Flûte traversière. Der Spieler der Querflöte ist Serge Saitta. Er stammt aus Lyon und ist in Frankreich ein sehr reputierter Flötist.
Ein höchst bemerkenswertes Wechselspiel zwischen der Flöte, die die Nachtigall repräsentiert und der menschlichen Stimme entspinnt sich. Einmal übernimmt die Flöte die Führung, dann wieder der Sopran und umgekehrt. Es sind nicht nur kurze Passagen, sondern länger dauernde Teile hoher Töne, geschwinder Passagen und Kettentriller. Man verfolgt dieses unfaßbar brillante Spiel mit angehaltenem Atem. Alles Virtuose wird faßbar durch die Tatsache, daß es sich hier um einen Wettstreit von Nachtigall und menschlicher Stimme handelt. Schwer zu entscheiden, wer dabei siegt. Doch dabei zu sein, ist alles! Die Bewunderung, die heute – wie mir scheint – so oft fehlt, herrscht hier bei allen Anwesenden. Riesiger Applaus als kleiner Dank für die Wonne des Zuhörens!
Dennoch gab es direkt danach einen weiteren Leckerbissen mit der Baßarie Mirth admit me of the crew – Freud vereint mich deiner Schar . Das Charakteristische waren die beiden Naturhörner, die Händel ja immer gerne einsetzt, wenn er die Natur beschreiben will. Es war ein angenehmes Vergnügen, dem Hornist (Glen Borling) zuzuhören.
Fazit
Der Schlußapplaus für alle Musiker, Solisten einschließlich ihres renommierten Dirigenten William Christie, der nun schon zum fünfunddreißigsten Mal beim Festival anwesend war, höre gar nicht auf. Man gab eine Zugabe mit dem Tenor-Chorgesang Haste thee, nymph, and bring with thee just and youthful jollity – eil dich, Nymph, und bring auch gleich Jux und jeden Jugendstreich mit.
Es ist dem Festival International Opéra Baroque & Romantique hoch anzuerkennen, daß nur an vier Wochenenden im Juli an drei verschiedenen Orten Konzerte und halbszenische Opern aufgeführt werden. Dieses Jahr war es das zweite Wochenende im Juli, das ich besuchte. Es war ganz den Kompositionen Georg Friedrich Händels gewidmet. Die künstlerischen Darbietungen aller drei Teile hatten ein außerordentlich hohes Niveau. Die Reduzierung auf lediglich vier Wochenenden für das Festival hat eine große Konzentration bezüglich der Qualität zur Folge. Das – finde ich – ist das große Verdienst der künstlerischen Leiterin des Festivals, Madame Anne Blanchard.
Dr. Olaf Zenner
Zweites Bild von oben: Serge Saitta, Flûte traversière, Rachel Redmond, Penseroso
Drittes Bild von oben: Hornist (Glen Borling), Streten Manojlovic, Baß
Traduction en Français
39ème Festival international d’Opéra Baroque et Romantique
Beaune 2021
Note préliminaire
Si la France est décrite comme l’une des premières régions viticoles du monde, la Bourgogne est citée comme la deuxième, et Bordeaux comme la première. Ce qui est certain, en revanche, c’est que c’est le goût qui décide de la destination. Si la France revendique la première place en tant que pays viticole, il n’y a pas de consensus sur celui qui devrait être couronné premier pays musical d’Europe. Je pense que c’est tout aussi bien, car dans tous les pays européens, on rencontre de nombreux festivals de musique classique.
Mais les nombreux festivals de musique en France sont – me semble-t-il – le plus souvent de plus petite taille que dans notre pays allemand. Néanmoins, ces dernières années, on a remarqué que les festivals individuels se sont étendus de plus en plus, par exemple d’une seule église ou salle à d’autres lieux et villes des environs. Les lieux de représentation sont souvent distants de plus d’une demi-heure de route. Par exemple, j’ai souvent visité le Festival de la Chaise-Dieu en Auvergne. De la cathédrale Saint Robert au centre de la ville, le festival s’est étendu à toute la vallée du Puy-en-Velay dans douze autres églises et salles. Au Moyen Âge, la ville du Puy était l’un des quatre points de départ des chemins de pèlerinage du pèlerinage de Santiago, de la France à Santiago de Compostelle, et a donc toujours été un centre culturel important.
Le 16 juillet 2021, le deuxième week-end du festival:
le premier concert de la série a eu lieu dans la cathédrale Notre-Dame. Le programme comprenait
L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato – Gaieté, Mélancolie, Modération, une Pastorale en trois actes de George Fréderic Händel (1685-1759)
Première exécution : 27 février 1740, Royal Theatre Lincoln’s Inn Fields, sous la direction de Haendel, Londres, livret : Charles Jennens, d’après les poèmes L’Allegro et il Penseroso de John Milton (1608-1674) et Il Moderato de Ch. Jennens
Chef d’orchestre : William Christie, chœur et orchestre Les Arts florissants
Solistes : Rachel Redmond, Soprano, Rory Carver, Ténor, Streten Manojlovic, Basse
Contenu court
Les deux personnages Allegro – la gaieté et Penseroso – la mélancolie se disputent. L’Allegro rejette le Penseroso : elle devrait construire sa résidence là où les corbeaux nocturnes chantent dans l’obscurité menaçante. Penseroso répond que les plaisirs vains doivent disparaître, car ils ne sont que des rêves.
L’Allegro invoque Euphrosyne, la déesse de la joie, et les nymphes, dont émanent la luxure et la gaieté, l’esprit et le badinage. Penseroso, quant à lui, ne souhaite de sa déesse que la paix intérieure, la tranquillité et la proximité de la nature. Les mérites de chaque état d’esprit sont décrits tour à tour. Alors que l’Allegro veut connaître les beautés de la nature dans une sérénité absolue, accueille avec joie le matin de chaque jour et fait l’éloge de la vie à la campagne, le Penseroso aspire au silence de la nuit, à la complainte du rossignol et au cri d’alarme du gardien qui protège la maison contre les méfaits.
Plus loin, le regard d’Allegro sur la vie publique, comme les processions triomphales de la noblesse ou les mascarades, s’approfondit, et celui de Penseroso, tourné vers l’intérieur, préférerait se retirer dans le jardin d’un monastère où il peut entendre l’orgue résonner depuis l’église.
Enfin, le Moderato entre en scène et souligne la vantardise avec des images imaginaires de santé, de contentement et de frugalité comme idéaux. Si l’amour est associé à la raison et que le salut et le bonheur s’y ajoutent, alors une longue vie se terminera bien. Seuls ceux qui vivent selon les lois de la nature et suivent la voie du juste milieu finiront ainsi. Le charme de chaque acte ne réside que dans l’ordre et la juste mesure. L’Allegro et le Penseroso sont d’accord.
Chanteurs et orchestre
Le ténor Rory Carver a chanté l’Allegro (gaieté). Il prend comme point de départ la gaieté des nymphes et la légèreté de la déesse des amis Euphrosyne et veut bannir la morosité et la contemplation du Penseroso. Son ténor est un peu trop large dans certains passages, mais autrement léger et maigre. Rachel Redmond, la chanteuse écossaise, dépeint dans le rôle de Penseroso avec un volume vocal étonnamment grand la profondeur de la pensée de la vie dans le silence nocturne. Encore et toujours, ses longues et sonores exhalaisons vocales sont admirables. Elle est sans aucun doute une chanteuse remarquable avec sa voix de soprano claire et volumineuse, dans laquelle on n’a pas remarqué la moindre fadeur vocale.
La première chose qui m’a frappé, c’est Come, come, come but keep thy wonted state – Viens, viens, viens, mais garde ta place. Elle donne aux notes aiguës et soutenues un son si intense qu’il donne à lui seul un frisson dans le dos. Et cela reste ainsi pendant tout le reste du morceau. On est heureux d’entendre ces sons merveilleux. Tous les auditeurs retiennent leur souffle. En tout cas, le public est très discipliné tout au long du concert. Pas une seule toux ou autre bruit entre les deux, ce qui n’est pas souvent le cas dans nos concerts !
Puis vint un morceau de musique qu’il est difficile d’oublier. Il s’agit d’un long duo de voix de soprano in colla parte avec la flûte traversière. Le joueur de flûte est Serge Saitta. Il vient de Lyon et est un flûtiste très réputé en France.
Une interaction des plus remarquables se développe entre la flûte, représentant le rossignol, et la voix humaine. À un moment donné, la flûte prend le dessus, puis la soprano et vice versa. Il ne s’agit pas seulement de courts passages, mais de sections plus longues de notes aiguës, de balayages et de trilles en chaîne. On suit ce jeu incompréhensiblement brillant en retenant son souffle. Toute la virtuosité est rendue tangible par le fait qu’il s’agit d’un concours entre rossignol et voix humaine. Il est difficile de décider qui va gagner. Mais être là, c’est tout ! L’admiration qui me semble faire si souvent défaut aujourd’hui est présente chez toutes les personnes présentes. Des applaudissements nourris comme un petit merci pour le plaisir de l’écoute !
Néanmoins, immédiatement après, il y avait un autre régal avec l’air de basse Mirth admit me of the crew – L’hilarité me fait admettre l’équipage. L’élément caractéristique était les deux cors naturels, qu’Haendel aime toujours utiliser lorsqu’il veut décrire la nature. C’était un agréable plaisir d’écouter les deux Haste thee, nymph, and bring with thee just and youthful jollity – Hâte-toi, nymphe, et apporte avec toi une juste et jeune gaieté.
C’est tout à l’honneur du Festival International Opéra Baroque & Romantique de ne présenter des concerts et des opéras semi-scénographies que pendant quatre week-ends de juillet, dans trois lieux différents. Cette année, c’est le deuxième week-end de juillet que j’ai participé. Il était entièrement dédié aux compositions de George Fréderic Händel. Les performances artistiques des trois parties étaient d’un niveau exceptionnellement élevé. La réduction à seulement quatre week-ends pour le festival a entraîné une grande concentration en termes de qualité. C’est, à mon avis, le grand mérite de la directrice artistique du festival, Madame Anne Blanchard.
Dr. Olaf Zenner
Deuxième photo à partir du haut : Serge Saitta, Flûte traversière, Rachel Redmond, Penseroso
Troisième photo à partir du haut : Horniste (Glen Borling), Streten Manojlovic, Basse