Mainz, Staatstheater – DIDO AND AENEAS

von Henry Purcell (1659–1695); Oper in drei Akten, Libretto: Nahum Tate nach Vergils „Aeneis“
UA: Josias Priest‘s School of Young Ladies, Chelsea 1689
Regie: Arila Siegert, Bühne: Hans Dieter Schaal, Kostüme: Susanne Maier-Staufen
Dirigent: Michael Schneider, Philharmonisches Staatsorchester Mainz
Solisten: Tatjana Charalgina (Dido), Patrick Pobeschin (Aeneas), Dmitry Egorov (Zauberin, Geist, 1. Matrose), Anne Ganzenmüller (Belinda), Aurora Perry (2. Frau, 1. Hexe), Ileana Mateescu (2. Hexe), Regina Pätzer (Ariadne), Vokalensemble der Hochschule für Musik
Besuchte Aufführung: 03.10.2009 (Premiere)

Kurzinhalt
mainz-dido-and-aeneas.jpgDido und Aenaes lieben einander, doch sie weist ihn zurück – das Schicksal verbiete es, denn sie hat geschworen, nie wieder zu lieben. Die Hexen verschwören sich gegen Dido die beiden und wollen Kathargo vernichten. Ihr Plan: Die Zauberin soll dem Trojaner als Merkur erscheinen und ihn an seine Pflicht erinnern, mit seiner Flotte nach Italien zu segeln und Troja dort neu zu errichten. „Merkur“ erscheint Aeneas und erinnert ihn an seinen Auftrag. Aeneas berichtet Dido verzweifelt davon. Als er vorschlägt, entgegen der göttlichen Vorsehung doch zu bleiben, lehnt sie ab. Aeneas bricht auf, Dido weiß, daß ihr nur der Tod bleibt.
Aufführung
Das Bühnenbild von Hans Dieter Schaal besticht durch seine raffinierte Ästhetik. Im Hintergrund dient ein großer Kreis je nach Tageszeit als Mond oder Sonne. Davor liegen die Grundformen von zehn Booten auf der Bühne, die durch Seile mit der Decke verbunden sind; sie liegen, schaukeln oder hängen in der Luft. Mal dienen die Boote als sich öffnende Särge, aus denen sich langsam die Hexen herauswinden, mal nutzt das sich einende Paar ein Boot als Liebesnest. Schließlich steigt Dido in die Gondel des Todes, singt ihr Lamento, während sie darin davonfährt, und erhält schließlich von dem düsteren Gondoliere ihren Todeskuß.
Die Kostüme von Susanne Maier-Staufen bestechen durch gerade Schnitte und deutliche Farbgebung: Die Hexen tragen schwarze Kapuzenwesten, die Hauptcharaktere weiße Anzüge und – im Falle der Belinda – ein weißes Kleid.
Von den Aktionen der Darsteller sind besonders die der Hexen und Matrosen hervorzuheben. Zurückhaltend und distanziert ist das Verhältnis zwischen Dido und Aeneas. Meist steht sie mit verschränkten Armen da, den Blick von ihm abgewendet. Selbst als die Hexen das Paar zusammentreiben, stehen sie zunächst Rücken an Rücken auf der Bühne und verschränken nur langsam ihre Arme ineinander.
Arila Siegert und Michael Schneider wählen für den Prolog ein stummes Vorspiel zu den Klängen von Matthew Lockes Curtain Tune, einer Schauspielmusik zu Shakespeares The Tempest. Außerdem erklingt der von Dido gesungene Purcell-Song O Solitude sowie das von Ariadne vorgetragene Lamento d‘Arianna von Claudio Monteverdi.
Sänger und Orchester
Tatjana Charalgina (Dido) singt klar und dynamisch. Die aufbrausenden Passagen in der zweiten Szene des dritten Aktes einerseits und ihr eher nüchtern vorgetragenes Lamento When I am laid in earth andererseits bezeugen ihre erstaunliche Wandlungsfähigkeit. Patrick Pobeschin (Aeneas) singt kräftig und mit weichem Timbre. Ein weiteres Highlight ist der beeindruckende Auftritt von Dmitry Egorov (Zauberin, Geist, 1. Matrose): Sein klarer Tenor erklingt kraftvoll, dynamisch und äußerst agil. Vor allem das Vorspiel der Hexen zu Beginn des zweiten Aktes gelingt ihm mit der nötigen Expressivität. Auch Anne Ganzenmüller (Belinda) besticht durch ihre klare Stimme, hat allerdings bei flinkeren Passagen wie zum Ende des ersten Aktes Probleme mit der Intonation.
Beachtlich ist die Leistung des Orchesters unter der Leitung von Michael Schneider. Er dirigiert ein extrem dynamisches und flexibles Orchester und kann die Akustik im Kleinen Haus des Mainzer Staatstheaters voll ausnutzen. So erzeugen leiseste Passagen Spannung bis in die hintersten Reihen. Auch der Zusammenklang von Chor und Instrumentalisten ist eindrucksvoll.
Fazit
Dem Mainzer Staatstheater gelingt mit Purcells Dido and Aeneas eine großartige Premiere. Musikalisch ist der Abend mehr als zufriedenstellend, klanglich imposant, optisch ausgewogen und von gelungener Ästhetik. Ein Besuch dieser Aufführung ist empfehlenswert. Da sind sich auch die Besucher einig, die den Erfolg mit minutenlangem, tosendem Applaus belohnen.
Julia Korst

Bild: Martina Pipprich
Das Bild zeigt: Patrick Pobeschin (Aeneas) will Tatjana Charalgina (Dido) vor dem blauen schimmernden Mond für sich gewinnen. Davor tanzen die Hofleute (Vokalensemble) zwischen den Schiffskörpern umher.

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