Benefiz-Gala zum 100jährigen Bestehen des Kölner Kammerorchesters

Joseph Haydn (1732-1809), Konzert C-Dur  für Violoncello und Orchester

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Sinfonia concertante Es-Dur KV 364 für Violine, Viola und Orchester

Ludwig van Beethoven (1770-1827), Konzert C-Cur o. 56 „Tripelkonzert“ für Violine, Violoncello, Klavier und Orchester

Solisten: Anne Sophie Mutter (Violine),  Mischa Maisky (Violoncello), Michael Barenboim (Klavier)

Besuchtes Konzert: 19. März 2023 in der Kölner Philharmonie

 

Dies war in mancherlei Hinsicht ein bemerkenswertes Konzert: nach einer eher schleppend anlaufenden normalen Spielzeit nach der pandemiebedingten Unterbrechung mit häufig sehr spärlich ausgelastetem Konzertsaal endlich mal wieder ein voll besetztes Haus; ein Publikum, das nicht nach dem kaum verklungenen letzten Ton die Ausgänge stürmt (wie leider oft zu beobachten) sondern aufsteht und lange und intensiv Beifall klatscht und natürlich ein Solistenaufgebot, das weltweit ein Garant für hervorragende musikalische Spitzenqualität ist.

Das alles war ein doppeltes Jubiläumsgeschenk, denn nicht nur das Hundertjährige gab es zu begehen. Franz Xaver Ohnesorg feierte am 9. März seinen 75. Geburtstag. Er war Gründungsintendant der Kölner Philharmonie und verstand es, dem neuen Konzertsaal mit großen Künstlernamen – Pavarotti, Domingo, Barenboim, Alfred Brendel u.s.w. – internationale Aufmerksamkeit zu verschaffen. Die Solisten der Benefiz-Gala haben ihm das Konzert zum Geburtstag geschenkt, er wiederum widmete es um in ein Benefiz-Konzert zugunsten des fast ausschließlich privat finanzierten Kölner Kammerorchesters, dessen Vorstandsvorsitzender er ist.

Zu Beginn ließen es sich Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und NRW-Kulturministerin Ina Brandes nicht nehmen, den Jubilaren zu gratulieren und auf das interessierte Publikum zu verweisen, das eine solche Musikkultur in dieser Stadt ermöglicht. In Köln spielt die Musik waren Frau Rekers Worte, die sogleich mit einem tollen Programm umgesetzt wurden.

Als erstes brillierte Daniel Müller-Schott mit Haydns Cellokonzert. Heute ist er weltweit einer der gefragtesten Cellisten, seine große Förderin war Anne Sophie Mutter, die damit neben den Jubilaren zu einer Zentralfigur dieses Konzerts wird. Müller-Schott spielte sehr emotional und mit sichtbarer Freude und Begeisterung. Christoph Poppen und sein Kammerorchester, ebenfalls in bester Spiellaune, begleiteten perfekt und stilsicher das großartige Werk aus der Wiener Klassik, das bis 1961 als verschollen galt, nach seiner Wiederentdeckung aber rasch in aller Welt bekannt und beliebt wurde.

Mozarts Sinfonia Concertante KV 364 ist ein permanenter Dialog zwischen Geige und Bratsche, ein Frage-Antwort-Spiel im ständigen Wechsel, dann wieder übergehend zum gemeinsamen harmonischen Musizieren. Beide Solisten, Anne Sophie Mutter und Michael Barenboim, spielten mit absoluter Perfektion, ohne daß der Eindruck von Routine aufkeimen konnte. Vor allem in den Kadenzen, durch Blickkontakt aufeinander eingehend, übertrug sich diese positive Anspannungen auf die Zuhörer, die die Musiker mit großem Applaus in die Pause verabschiedeten. Und auch hier war das Orchester nicht nur Begleiter sondern Mitgestalter, wobei die Bläser ein besonderes Lob für ihren musikalischen Dialog verdienen.

Einen weiteren Höhepunkt erlebten die Konzertbesucher mit dem Auftritt von Martha Argerich, Anne Sophie Mutter und Mischa Maisky zu Beethovens Tripelkonzert. Jede/jeder für sich Ausnahmesolist, gefeiert in den großen Konzerthäusern der Welt, aber auch immer wieder gemeinsam musizierend in verschiedenen Kammermusik-Konstellationen. Anne Sophie Mutter ist seit frühester Kindheit mit diesem Konzert vertraut, Martha Argerich ist die Grande Dame am Flügel, Mischa Maisky entlockt dem Cello satte Töne und sanghaft schmeichelnde Melodien gleichermaßen, keiner von ihnen spielt die Musik einfach so runter.

Was soll man schreiben über ein Konzert, bei dem einfach alles perfekt ist und vom erweiterten Orchester buchstäblich mit Pauken und Trompeten aufgespielt wird. Beste Spiellaune, ein äußerst präzises Dirigat von Christoph Poppen, der seit mehr als 10 Jahren künstlerischer Leiter des Orchesters ist und ihm noch weitere Jahre erhalten bleiben wird.

Der Schlußapplaus war beeindruckend, lang anhaltend, und es gab eine berührende Zugabe – ein eigens für das Solistentrio geschriebenes Arrangement von John Williams Melodie aus Schindlers Liste, die der Jubilar ankündigte und eindringlich allen Kriegs- und Gewaltopfern widmete.

Von Musikstück zu Musikstück gab es eine Steigerung – erst ein Solist, dann zwei, dann drei. Nun gab es eine emotionale Steigerung: Franz Xaver Ohnesorg setzte sich quasi als Nummer vier neben Martha Argerich an den Flügel um für sie umzublättern! Erst dann versammelten sich alle Solisten des Abends noch einmal auf der Bühne, um sich von dem begeisterten und ergriffenen Publikum feiern zu lassen.

Dorothee Riesenkönig

Bild: Susanne Diesner

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