Giulio Cesare in Egitto – Köln, Oper

von Georg Friedrich Händel (*1685) Oper in drei Akten, Libretto: Nicola Francesco Haym, UA: 20. Februar 1724, London

Regie: Vincent Boussard, Bühne: Frank Philipp Schlößmann, Kostüme: Christian Lacroix

Dirigent: Rubén Dubrovsky und das Gürzenich-Orchester Köln

Solisten: Raffaele Pe (Giulio Cesare), Kathrin Zukowski (Cleopatra) Adriana Bastidas-Gamboa (Cornelia), Anna Lucia Richter (Sesto), Sonia Prina (Tolomeo), Achilla (Matthias Hoffmann), Regina Richter (Nireno), Sung Jun Cho (Curio)

Besuchte Aufführung: 14. Mai 2023

Kurzinhalt

Giulio Cesare hat seinen politischen Gegner Pompeo besiegt und trifft in Ägypten einen Machtstreit zwischen Cleopatra und ihrem Bruder Tolomeo an. Als Tolomeo den Kopf Pompeos als Willkommensgruß an Cesare schicken läßt, stürzt das Pompeos Frau Cornelia und ihren Sohn Sesto in tiefe Verzweiflung. Sesto schwört seinen Vater zu rächen. Cleopatra wickelt Cesare um den Finger, damit er sie gegen Tolomeo unterstützt. Cornelia wird währenddessen sowohl von Tolomeo als auch von seinem Diener Achilla umworben. Bei einer Schlacht gewinnt Tolomeos Truppe gegen Cesares und nimmt Cleopatra gefangen. Cesare überlebt die Schlacht und rettet Cleopatra, in die er sich unsterblich verliebt hat. Als Tolomeo Cornelia erneut bedrängt, tötet Sesto ihn. Cleopatra wird mit Cesares Unterstützung Königin von Ägypten.

Aufführung

Die hintere Wand der Bühne dient als Projektionsfläche und zeigt stimmungsvolle Landschaftsbilder, wie beispielsweise eine verdunkelte Sonne und Wolken, Pyramiden, oder Palmen. Durch die Beleuchtung werden die Szenen in ihrer dramaturgischen Bedeutung dramatisch hervorgehoben. Dabei dienen Schiebewände, die von weißen Lichtröhren umrahmt sind, wie optische Trennwände und werden zwischen den Szenen eingeschoben, um Teile der Bühne vom Rest des Geschehens abzutrennen oder auch neue Akteure einzuführen. Die Kostüme sind ausgefallen und fantasievoll. Zu Beginn und Ende trägt das Ensemble Rokoko-typische Kostüme in schwarz, dazwischen treten die einzelnen Sänger und Sängerinnen aber auch in modernen Hosenanzügen, Clowns-Kostümen oder Königsroben auf. Anfang und Ende des Stücks wirken somit wie ein Rahmen um die eigentliche Handlung, die in einer modernen Zeit stattfindet.

Sänger und Orchester

Rubén Dubrovski eröffnet den Abend in der Ouvertüre mit einem gleichmäßigen Dirigat und schafft es besonders gut, die abwechselnd einsetzenden Stimmen in den Instrumenten zusammenzuhalten, dank seiner sehr präzisen rhythmischen Vorgaben. Raffaele Pe (Giulio Cesare) überzeugt mit einem sehr hellen Countertenor, den er in den Höhen anstrengungslos glänzen läßt. Besonders die Koloraturen in den hohen Lagen singt er mit großem stimmlichen Können und rhythmischer Präzision, dabei besticht seine klare Stimme in den Spitzentönen mit einem unfaßbar großen Volumen; dafür erntet er nach seinen Arien vom Publikum öfters schallenden Applaus. Adriana Bastidas-Gamboa (Cornelia) singt die Rolle der nach Rache sinnenden Witwe mit ihrem schweren Mezzosopran zunächst sehr bedächtig und ausbalanciert. In der Arie Priva son d’ogni conforto – Mir ist jeder Trost genommen, schreitet sie gedankenversunken über die Bühne und singt das Largo sehr bedächtig und mit sanfter Intonation. Später bringt sie aber auch die Emotion der Wut gegenüber Tolomeo durch einen sehr akzentuierten Stimmeinsatz gut zur Geltung. Der geheime Star des Abends ist allerdings Kathrin Zukowski (Cleopatra), die über einen unglaublich klaren und lyrischen Sopran verfügt und sehr leichtfüßig durch die einzelnen Arien schwebt. Dabei beherrscht sie alle technischen Raffinessen wie das Ausschicken der Stimme oder das sotto voce ungemein gut und schafft es gleichzeitig, die Emotionen als stolze, aber auch verletzliche Herrscherin zu transportieren. Auch hierfür spendet das Publikum frenetischen Applaus mittendrin. Technisch und dynamisch versiert singt auch Anna Lucia Richter (Sesto) die Hosenrolle des rachsüchtigen Sohns mit einem gläsernen, sehr hell gefärbten Sopran, den sie in der Höhe wunderschön anschwellen läßt. Dabei zeigt sie ein sehr extrovertiertes Schauspiel und betont das Jugendliche ihrer Rolle, indem sie sich öfters bei dem Versuch, Tolomeo mit dem Schwert zu erstechen, ungeschickt anstellt. Sonia Prima (Tolomeo) zeigt in ihrer Rolle als Mann schauspielerisch die beste Leistung: als wollüstiger Macho räkelt sie sich auf der Bühne in selbstgefälligen Posen, lacht diabolisch und zwingt die Frauen öfter ihr in den Schritt zu packen. Stimmlich verfügt sie über einen üppigen Alt, der in der Tiefe sehr inbrünstig und manchmal etwas kratzig klingt. Ebenfalls überzeugen kann Matthias Hoffmann (Achilla) mit seinem knurrenden Baßbariton, der ein stählernes Timbre hat und gut zu der Rolle des aggressiven Verführers paßt.

Fazit

Musikalisch läßt der Abend keine Wünsche offen. Allen voran Kathrin Zukowski zuzuhören, ist ein wahrer Genuß. Dafür wird sie als Publikumsliebling zurecht mit dem meisten Applaus belohnt. Wunderschön sind auch die Licht- und Bildeffekte auf der Bühne, die eine stimmige Atmosphäre erzeugen, ebenso wie die fantasievollen Kostüme. Insgesamt eine sehr sehenswerte Inszenierung!

Melanie Joannidis

Bild: Karl & Monika Forster

Das Bild zeigt: Raffaele Pe (Giulio Cesare), Kathrin Zukowski (Cleopatra)

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