Un ballo in maschera – Ein Maskenball – Köln, Oper

von Giuseppe Verdi (1813-1901) Melodramma in drei Akten, Libretto: Antonio Somma, UA: 17. Februar 1859, Rom

Regie: Jan Philipp Gloger, Bühne: Ben Baur, Kostüme: Sibylle Wallum, Choreografie: Nwarin Gad, Licht: Andreas Grüter

Dirigent: Giuliano Carella und das Gürzenich-Orchester Köln

Solisten: Gaston Rivero (Riccardo), Simone del Savio (Renato), Astrik Khanamiryan (Amelia), Agostina Smimmero (Ulrica), Hila Fahima (Oscar), Wolfgang Stefan Schwaiger (Silvano), Christoph Seidl (Samuel), Lucas Singer (Tom)

Besuchte Aufführung: 14. April 2024 (Premiere)

Kurzinhalt

Graf Riccardo ist in Amelia, die Frau seines besten Freundes und Beraters Renato, verliebt. Doch Amelia erkennt, die Gefahr dieser Liebe und bittet die Wahrsagerin Ulrica um ein Kraut, dass ihre unerfüllte Liebe verschwinden lassen kann. Riccardo, der sich verkleidet hat, beobachtet diese Szene und läßt sich im Anschluß seine eigene Zukunft voraussagen: er wird von der Hand eines Freundes ermordet werden. Riccardo nimmt die Prophezeiung aber nicht ernst. Er drängt Amelia dazu, ihm ihre Liebe zu gestehen, was sie tut. In diesem Moment trifft Renato ein, der meint, die beiden inflagranti erwischt zu haben. Renato beschuldigt Amelia der Untreue und schwört Rache. Er schließt sich den Verschwörern Samuel und Tom an, die einen Coup gegen den Grafen geplant haben. Auf dem Maskenball sticht Renato Riccardo nieder. Die Prophezeiung hat sich erfüllt. Noch bevor Riccardo stirbt, vergibt er Renato und beteuert Amelias Unschuld.

Aufführung

Die Bühne zeigt die Eingangshalle eines opulenten Palastes mit einem breiten rechteckigen Marmorboden in der Mitte, der von griechischen Säulen und schweren Samtvorhängen eingerahmt wird. An der Seite ist eine riesige Statue des Grafen angebracht, die zum Ende der Oper zu Fall gebracht wird, als Symbol der Revolution. Um die Tiefe des Raumes nutzen zu können, wird das Orchester an die Seite verlegt. Die Kostüme sind (originalgetreu) aus dem 18. Jahrhundert: Amelia trägt ein schwarzes Corsagen-Kleid mit weitem Rock und ausgestellten Hinterteil mit violetten Verzierungen, die Herren tragen majestätische Offizierskleidung in gedeckten Farben. Insgesamt erzeugt die Inszenierung eine düstere Atmosphäre durch die überall vorherrschenden dunkel-blau-violetten Töne in Kostümen und Statisterie.

Sänger und Orchester

Gleich zu Beginn zeigt sich, dass es keine kluge Entscheidung ist, das Orchester an den Rand der Bühne zu legen. Das Dirigat von Giuliano Carella in der Ouvertüre hat ein recht zackiges Metrum, was dann von den Sängern nicht sehr gut aufgenommen werden kann im ersten Akt der Oper. Der erste Choreinsatz ist leider nicht im Takt, da das Orchester schneller spielt. Gaston Rivero (Riccardo) singt mit einem scheppernden Tenor, den er sehr flink an die rhythmischen Wechsel anpassen kann. Zu Beginn klingt er bei manchen Spitzentönen etwas zittrig, kann aber im Laufe des Abends das volle Volumen seines satten Tenors in der Höhe abrufen und im fortissimo glänzen. Dabei überzeugt er durch ein sehr komödiantisches Schauspiel, ahmt Ulrica mit verachtenden Gesten nach und markiert einen Herrscher, der sich über alle Regeln hinweg setzt und nichts ernst nimmt. Sein Kontrahent Simone del Savio (Renato) überzeugt mit seinem dunkel gefärbten Bariton, der fast schon ein Baß sein könnte, durch eine profunde Tiefe und ein eindringliches Timbre, das er sehr unaufgeregt präsentiert. Er intoniert die Melodien sehr klar und kann auch die gefühlvollen Arien durch das An- und Abschwellen seiner Stimme sehr gut transportieren. Unter den Frauenstimmen ist Hila Fahima (Oscar) in der Nebenrolle des Pagen eine Überraschung, da sie mit ihrem lyrischen, glockenklaren Sopran ein wunderschönes Timbre in der Stimme mitbringt. Leider hat sie auch zu Beginn mit dem schnellen Dirigat zu kämpfen und ist nicht immer ganz im Takt, aspiriert zu oft, das legt sich aber im zweiten Akt, wo sie im sotto voce ihre Stimme in der Höhe wunderschön schimmern läßt. Astrik Khanamiryan (Amelia) hat im Vergleich dazu einen schweren, warmen Sopran, der ein dominantes vibrato mitbringt. Das hilft ihr, die Trauer und Verzweiflung ihrer Rolle stimmlich und schauspielerisch hervorzuheben, sodass man wirklich mit ihr mitfühlen kann. Ebenfalls eine Überraschung ist Agostina Smimmero (Ulrica), deren düsterer Mezzo einen unglaublich hohen Ambitus aufweist: sowohl in den hohen Tönen klingt sie sauber und sicher, als auch in den ganz tiefen Tönen, wo man sie dank eines sehr üppigen und breitgefächerten Timbres schon eher als Altistin verordnen würde.

Fazit

Auch wenn der erste Akt sehr holprig ist, was die rhythmische Synchronität von Orchester und Gesang angeht, kann der gesamte Abend doch musikalisch überzeugen. Die Sängerinnen und Sänger bringen eine tolle Leistung auf das Parkett, schallenden Applaus gibt es neben Gaston Rivero und Astrik Khanamiryan auch für die Nebenrollen Agostina Smimmero und Hila Fahima. Das stimmige Bühnenbild und die Kostüme im originalgetreuen Stil sind absolut gut getroffen und verleihen der Verdi-Oper Authentizität. Sollte man sich unbedingt ansehen, wenn man Verdi-Fan ist!

Melanie Joannidis

Bild: Sandra Then

Das Bild zeigt: Chor der Oper Köln, Gaston Rivero (Riccardo),  Astrik Khanamiryan (Amelia)

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