Salome – Malmö, Oper

von Richard Strauss (1864–1949), Musikdrama in einem Aufzug, Libretto vom Komponisten nach Oscar Wildes gleichnamiger Dichtung, UA: 9. Dezember 1905 in Dresden

Regie: Eirik Stubø, Kostüme, Maske und Bühnenbild: Magdalena Åberg, Licht: Ellen Ruge, Choreographie: Örjan Andersson

Dirigent: Patrik Ringborg, Orchester der Oper Malmö

Solisten: Laura Wilde (Salome), Lars Cleveman (Herodes), Karin Lovelius (Herodias), Kostas Smoriginas (Jochanaan), Conny Thimander (Narraboth), Mathilda Bryngelsson (Page), Carl Rahmqvist, Tor Lind, Rickard Söderberg, Fredrik Hagerberg und Joel Kyhle (fünf Juden), Nicolai Elsberg und Johan Bogren (zwei Nazarener), Caspar Engdahl und Gustav Johansson (zwei Soldaten), u.a.

Besuchte Aufführung: 8. Februar 2025 (Premiere)

Kurzinhalt

In Palästina unter der Herrschaft des Herodes kündigt sich das Ende der bisherigen Weltordnung an. Jochanaan ist einer der Endzeitpropheten und wird in einem Brunnen gefangen gehalten. Die junge Stieftochter des Herodes, Salome, verlangt ihn zu sehen und verliebt sich in ihn, was den Hauptmann Narraboth, der sie heimlich liebt, in den Selbstmord treibt. Als Salome von Jochanaan immer wieder einen Kuß fordert, wird sie von ihm zurückgewiesen und verflucht. Herodes bittet Salome darum, für ihn zu tanzen und schwört einen Eid, ihr dafür zu geben, was auch immer sie sich wünsche. Sie tanzt den Tanz der sieben Schleier und fordert dafür den Kopf des Jochanaan. Herodes versucht sie davon abzubringen, gibt aber schließlich nach. Entsetzt sehen er und die anderen Beteiligten, wie Salome mit dem abgeschlagenen Kopf spricht und ihn küßt. Herodes befiehlt, Salome zu töten.

Aufführung

Die Bühne ist dunkel und die Ausstattung karg. Sie besteht neben einem gedeckten Tisch eigentlich nur aus einem Gerüst mit Scheinwerfern, die ins Publikum gerichtet sind. Der Boden ist mit Asche bedeckt. Jochanaan singt aus dem Hintergrund. Sein Auftritt erfolgt aus dem gleißend hellen Licht. Von der dunklen Bühne sticht Salome in ihrem weißen Kleid ab. Die Kostüme sind formell und schlicht. Bis auf die Soldaten und Jochanaan treten die Männer im Anzug auf. Der Tanz der sieben Schleier wird nicht nur von Salome, sondern auch von den fünf Juden und anderen Nebenfiguren getanzt, während die Bühne sich dreht. Er endet pantomimisch: Salome streckt sich vor ihrem Stiefvater aus, der sie bewundernd streichelt. Die Aktion mit dem abgeschlagenen Haupt des Propheten ist im Gegensatz zu der sonst eher abstrakten Handlung überaus realistisch. Salome wickelt es nach und nach aus und besudelt ihr weißes Negligé dabei von oben bis unten mit Blut. Das von den äußeren Mitteln zurückhaltende Bühnenbild legt den Akzent auf die psychologische Handlung. Bei den Schlußakkorden blenden die Scheinwerfer das Publikum mit ihrem gleißenden Licht.

Sänger und Orchester

Patrik Ringborg leitet das Orchester mit sicherer Hand und arbeitet die zahllosen, mitunter lautmalerischen Details der Partitur deutlich heraus. Man hört die Pfauen und Tauben, von denen im Gesangstext die Rede ist, schreien und gurren, das Riesenorchester winselt, ächzt und stöhnt, die dynamischen Steigerungen entfalten ihre volle Wucht. Die Sänger müssen dementsprechend Kraft aufwenden, um durch den dichten Instrumentalklang hindurchkommen. Das gelingt den Interpreten der umfangreicheren Partien auch relativ gut, angefangen mit Conny Thimander (Narraboth), dessen Töne die einzigen sind, die an diesem Abend tenoral leuchten. Lars Clevemans (Herodes) Stimme klingt hingegen eher baritonal und mutet eher sprecherisch an, was der Rolle gut ansteht. Das Orchester wird bei seinen Passagen zurückgenommen, wodurch der Gesangstext gut verständlich wird. Sein bewegliches Spiel verleiht der Rolle eine naturalistische Note, so wie auch Karin Lovelius eine realistische Herodias gibt, die sich mit einer Mischung aus Verachtung und Langeweile von dem anrüchigen Spiel Salomes mit den so gar nicht väterlichen Gefühlen ihres Stiefvaters abwendet. Laura Wilde (Salome) nimmt man die Verkörperung einer jungen, manipulativen Frau ohne weiteres ab. Sie ist eine grazile Erscheinung auf der Bühne und hat sowohl mit Kostas Smoriginas (Jochanaan) als auch mit Cleveman als Herodes physisch eng zu interagieren. Die hohen Töne ihrer Partie setzt sie entschieden und sicher. Sie hat eine angenehme, unangestrengte Tonbildung, die sie den gesamten Abend über aufrecht erhält. Ihre sprecherischen Abschnitte kommen in aller nur wünschenswerten Klarheit durch. Sie verfügt, ebenso wie Lars Cleveman, über eine gute Aussprache. Ihr grauenhaftes Spiel mit dem abgeschlagenen Kopf, den sie fast schon malerisch auf einem Aschehaufen drapiert, nimmt stetig an Leidenschaft zu. Carl Rahmqvist, Tor Lind, Rickard Söderberg, Fredrik Hagerberg und Joel Kyhle (fünf Juden) agieren hektisch und eckig. Sie haben auch als stumme Rollen nach ihrem zeternden Quintett auf der Bühne zu bleiben und zu agieren. Von den kleineren Rollen macht vor allem Gustav Johansson als Soldat eine beeindruckende Figur, nicht zuletzt, als er synchron zu dem orchestralen Aufschrei den Kopf aus dem Bühnenhintergrund kommend Salome vor die Füße legt. Smoriginas‘ Jochanaan ist stimmlich ausgeglichen; er enthüllt am erst Ende seines Dialogs mit Salome sein volles stimmliches Volumen. Anders als vom Libretto vorgesehen zeigt er sich nicht gänzlich unbeeindruckt von Salomes Reizen, sondern kann sich nur mit Mühe ihrer immer aufdringlicher werdenden Annäherungsversuche erwehren.

Fazit

Die Salome an der Oper Malmö besticht durch ihre geradlinige Lesart des dramatischen und musikalischen Textes. Das nüchterne Bühnenbild, das dennoch nicht der im Libretto vorgesehenen Symbolik entbehrt, kontrastiert mit der ausdrucksstarken musikalischen Interpretation. Die leere Szene wird von der orchestralen Klangorgie ausgefüllt, die Aktionen sind pointiert auf die Dramaturgie der Strauss’schen Partitur abgestimmt. Die musikalische und szenische Wiedergabe schlug das Publikum in ihren Bann und die stehenden Ovationen für die Sänger dieser stimmigen Produktion waren hochverdient.

Dr. Martin Knust

Bild: Jonas Persson

Das Bild zeigt: Laura Wilde (Salome), Conny Thimander (Narraboth)

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