Aachen, Stadttheater – PELLÉAS ET MÉLISANDE

von Claude Debussy (1862-1918), Oper in fünf Akten, Libretto. Maurice Maeterlinck; UA: 30. April 1902, Paris
Regie: Eva-Maria Höckmayr, Bühne: Ric Schachtebeck, Kostüme: Julia Rösler, Licht: Hartmut Litzinger
Dirigent:: Marcus R. Bosch, Aachener Sinfonieorchester und Opernchor, Choreinstudierung: Frank Flade
Solisten: Michaela Maria Mayer (Mélisande), Andreas Macco (Golaud), Hrólfur Saemundsson (Pelléas), Randall Jakobsh (Arkel), Leila Pfister (Geneviève), Katharina Bergrath (Yniold), Pawel Lawreszuk (Arzt, Hirte)
Besuchte Aufführung: 25. Oktober 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
aachen-pelleas.jpgIm Wald trifft Golaud, der Enkel von Arkel, des Königs von Allemonde, auf Mélisande, die traurig und verstört wirkt. Auf seine Annäherungsversuche reagiert sie abweisend. Sechs Monate vergehen. Inzwischen hat Golaud Melisande geheiratet. Arkel akzeptiert die Ehe und empfängt die beiden in seinem Schloß. Pelléas kümmert sich um Mélisande, die sich am Schloß nicht wohl fühlt. Die beiden verbringen Zeit miteinander und kommen sich dabei näher. Golaud bemerkt, daß sich zwischen den beiden etwas entwickelt und warnt Pelléas, er solle Melisande in Ruhe lassen, da sie ein Kind erwarte. Als Golaud seinen Sohn Yniold über das Verhältnis von Pelléas und Mélisande befragt, erfährt er, daß die beiden sich geküßt haben. Darüber ist Golaud empört. Pelléas und Mélisande gestehen sich ihre Liebe. Golaud findet die beiden und tötet Pelléas mit seinem Schwert. Bald darauf bringt Mélisande eine Tochter zur Welt und wird schwer krank. Golaud will die Wahrheit über ihr Verhältnis mit Pelléas erfahren. Doch auch Mélisande stirbt.
Aufführung
Der Wald wurde durch einen Vorhang mit Urwaldbemalung angedeutet. Danach verwandelte sich die Bühne in eine groteske Landschaft, die mit einem Schloß wenig zu tun hat. Eine Art runder Drehteller in der Mitte der Bühne ermöglichte es, verschiedene Requisiten in den Vordergrund zu rücken. Zu sehen war eine Vitrine mit Jägerutensilien wie Gewehren und ausgestopften Tieren. Mehrere geöffnete Kästen symbolisierten die Zimmer des Schlosses. In einem davon befand sich ein Krankenhausbett, an den Wänden gelbe Fliesen. Die Kostüme blieben schlicht und ohne Aussage. Mélisande trug verschiedene Kleider. Eins davon sah aus wie eine Bonbonverpackung, Arkel erschien in brauner Hose und Pullover, Geneviève trug ein rotes Kostüm. Pelléas’ Erscheinung war die eines schüchternen Strebers, in Anzug mit Pullunder und Brille. Die Aufführung war voller Symbole, die nicht gut ausgedeutet wurden und verwirrten. So trug Yniold zum Beispiel einen Schafskopf, Mélisande schnitt sich zwischendurch ihre Haare und verklebte ihr Zimmer mit Klebeband.
Sänger und Orchester
Die musikalische Leistung des Abends war die einzige, die überzeugen konnte. Die Sänger konnten die impressionistischen Klänge Debussys gut umsetzen, so daß der Musik wie erforderlich ein schwebender Charakter verliehen wurde. Allen voran Michaela Maria Mayers (Mélisande) lyrischer und zarter Sopran, den sie sehr differenziert einsetzte, konnte über die Schwächen der Inszenierung hinwegtrösten. Sie wechselte ihrer Rolle entsprechend zwischen zarten und kraftvollen Stimmeinsätzen. Neben ihr spielte Andreas Macco (Golaud) einen verzweifelten Ehemann, er überzeugte vor allen Dingen durch eine sonore und voluminöse Baßstimme, mit der er die Emotionen seiner Figur gut herausspielen konnte. Hrólfur Saemundsson (Pelléas) wirkte in seiner Rolle etwas unbeholfen. Gesanglich konnte er mit seinem warmen und voluminösen Tenor den Erwartungen gerecht werden. Allerdings entsprach seine wenig ansprechende Erscheinung kaum der eines Liebhabers. Auch hier fragte man sich, welchen Sinn diese Regieidee hatte. Randall Jakobsh (Arkel) verlieh seiner Rolle mit einem schallenden und düsteren Baß etwas Gebieterisches. Aber seine Bühnenerscheinung empfand man als irreführend, da er nicht alt genug wirkte, um der Großvater von Pelleas und Golaud sein zu können. Katharina Bergrath (Yniold) war mit ihrem ausnehmend klaren und hellem Sopran eine positive Überraschung. Wiederum störte hier die Personenregie, etwa das ständige An- und Ausziehen des Schafskopfes. Das Orchester schaffte es unter der Leitung von Marcus R. Bosch, einen gleichmäßigen Klangteppich zu erzeugen, der für die impressionistische Musik Debussys typisch ist. Schade war es, daß hin und wieder der Gesang der Solisten übertönt wurde.
Fazit
Abgesehen von der guten musikalischen Leistung kann man leider nichts Positives über die Aufführung sagen. Insgesamt erschien die Inszenierung recht einfallslos und uninspiriert. Ein roter Faden war nicht erkennbar. Nach der Pause erschienen viele der Besucher nicht wieder. Einzig und allein Michaela Maria Mayer und Andreas Macco konnten durch ihre gesangliche Leistung den Abend retten. Ansonsten eine langweilige und ermüdende Angelegenheit.
Melanie Joannidis

Bild: Wil van Iersel
Das Bild zeigt: Michaela Maria Mayer (Mélisande) und Randall Jakobsh (Arkel)

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