von Guiseppe Verdi (1813-1901), Melodramma in 3 Akten, Libretto: Francesco Maria Piave nach dem Schauspiel Le roi s’amuse von Victor Hugo, UA: 1851, Venedig, Teatro La Fenice
Regie: Karsten Wiegand, Bühne: Bärbl Hohmann, Kostüme: Alfred Mayerhofer, Dramaturgie: Mark Schachtsiek,
Dirigent: Gregor Bühl, Staatskapelle Weimar, Herrenchor des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Einstudierung: Markus Oppeneiger
Solisten: George Gagnidze (Rigoletto), Pedro Velázquez Díaz (Herzog von Mantua), Kerstin Avemo (Gilda), Remigiusz Lukomski (Sparafucile), Roswitha C. Müller (Maddalena), Renatus Mészár (Graf von Monterone), Katharina Ruhl (Tochter Monterones), Philipp Meierhöfer (Graf von Ceprano), Katrin Niemann (Gräfin von Ceprano) u.a.
Besuchte Aufführung: 7. November 2009 (Premiere)
Kurzinhalt
Rigoletto ist Hofnarr im Palast des Herzogs von Mantua. Der Herzog ist ein gefürchteter Frauenheld.
Rigoletto hält seine Tochter Gilda von dem höfischen Treiben fern, um sie vor allen Gefahren zu beschützen. Das Ziel des neuesten Abenteuers des Herzogs ist die Tochter seines Hofnarren. Es kommt zur Entführung Gildas durch die Höflinge. Nachdem Rigoletto von der Liebe seiner Tochter zum Herzog von Mantua erfährt, beauftragt er Sparafucile, den Herzog zu töten, doch Gilda gelingt es, ihren Geliebten zu retten, indem sie sich für ihn opfert.
Aufführung
Einige hell beleuchtete Wände und die glänzenden Kronleuchter repräsentieren den herzoglichen Palast. Die übrige Handlung spielte sich in düsterer und karger Umgebung ab. Die bunt glitzernden Kostüme der höfischen Gesellschaft setzen höfische Leben gekonnt in Szene. Auf einer Empore sitzende Orchestermusiker treten als Begleitmusiker zum Fest auf. Rigoletto trägt einen langen weißen Hosenanzug und eine rote Mütze. Nur sein Buckel und das Verstecken der Arme deuten seine verkrüppelte Haltung an. Der Auftritt seiner Tochter Gilda im Kostüm Rigolettos versinnbildliche dessen Doppelleben. Das im Textbuch beschriebene ländliche Gasthaus wird als ein Haus im Rotlichtmilieu dargestellt. Das auffällig rot leuchtende Herz und die im Haus stattfindende Orgie des Herzogs mit der aufreizend gekleideten Schwester Sparafuciles Maddalena sollen dies deutlich machen.
Sänger und Orchester
George Gagnidze (Rigoletto) überzeugte von Beginn an mit seiner mächtigen und warmen Baritonstimme. Er glänzte besonders in der Arie Si la mia figlia – Ja, meine Tochter!, die er mit starkem Ausdruck in Wut und Verzweiflung sang. Zu Recht wurde seine Darbietung mit lauten Bravorufen gewürdigt. Weniger gelungen ist ihm die Darstellung des verkrüppelten und buckeligen Rigoletto. Kerstin Avemo (Gilda) wußte vor allem die dramatischen Passagen mit ihrer strahlenden und klaren, in der Höhe kräftig klingenden Sopranstimme zu bewältigen. Die koloraturreichen Abschnitte konnte sie mit ihrer stimmlichen Beweglichkeit ohne Mühe umsetzen. Ihre schauspielerische Darbietung war glaubwürdig, vor allem durch ihre überzeugende Mimik. In der Arie Gualtier Maldé nome di lui sì amato – Gualtier Maldé, o du so geliebter Name setzte sie stimmlich die dramatische Gefühlsregung zwischen Sehnsucht und Verzweiflung nachvollziehbar um. Die Rolle des Herzogs wurde aufgrund der Erkrankung eines Sängers kurzfristig mit Pedro Velázquez Díaz besetzt. Eine klare, jedoch leicht gepresste Tenorstimme präsentierte er von seiner ersten Arie Questa o quella – Diese oder jene an. Aufgrund des kurzfristigen Einsatzes waren kleine rhythmische und schauspielerische Unsicherheiten zu erkennen, über die das Publikum jedoch hinweg sah. Die Rolle des Auftragsmörders Sparafuciles wurde durch Remigiusz Lukomski mit seiner dunklen Baßstimme recht dramatisch wiedergegeben. Der Staatskapelle Weimar unter Gregor Bühls Leitung gelang ein spannungsgeladener Wechsel zwischen schlichten, aber präzisen Begleitpassagen und dramatisch pulsierenden Abschnitten. Besonders im dritten Akt begeisterte das Orchester mit seiner grandiosen musikalischen Umsetzung des Gewitters und führte die Tragödie zu einem imposanten Finale.
Fazit
Trotz einiger Abweichungen von der originalen Textfassung und einem etwas kargen Bühnenbild blieb die Tragik der Oper in dieser Interpretation erhalten. Die Aufführung war durch den packenden Ausdruck und eine großartige sängerische Leistung der Solisten geprägt. Die Hauptdarsteller wurden zu Recht mit lautstarkem Applaus und Bravorufen geehrt.
Saskia Hankel
Bild: Anke Neugebauer
Das Bild zeigt: von links nach rechts: Kerstin Avemo (Gilda), George Gagnidze (Rigoletto)