von Richard Strauss (1864-1949), Musikdrama in einem Aufzug, Libretto: Hedwig Lachmann nach dem Drama Salomé von Oscar Wilde, UA: 09. Dezember 1905, Hofoper Dresden
Regie: Tatjana Gürbaca, Bühnenbild, Beleuchtung: Klaus Grünberg, Dramaturg: Anne do Paço
Dirigent: Christian Badea, Düsseldorfer Symphoniker
Solisten: Udo Holdorf (Herodes), Renée Morloc (Herodias), Nicola Beller Carbone (Salome), Markus Marquardt (Jochanaan), Jussi Kuncio (Narraboth)
Besuchte Aufführung: 8. November 2009 (Premiere)
Kurzinhalt
Der junge Soldat Narraboth beobachtet die Prinzessin Salome, die die lüsternen Blicke ihres Stiefvaters Herodes nicht mehr ertragen kann. Sie verläßt das Fest und hört die Stimme Jochanaans, die sie in seinen Bann zieht. Mit ihrem Charme gelingt es ihr, Narraboth zu überreden, Jochanaan aus der Zisterne zu holen, obwohl Herodes es verboten hat. Salome ist von Jochanaan fasziniert und begehrt ihn immer mehr, je häufiger er sie zurückweist. Herodes verlangt, daß Salome für ihn tanzt. Salome läßt Herodes jedoch zuvor schwören, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Nach dem Tanz fordert sie den Kopf des Jochanaan in einer silbernen Schüssel. Herodes will Jochanaan, den er für einen heiligen Mann hält, nicht töten und bietet Salome Schätze an. Doch Salome fordert immer beharrlicher den Kopf des Jochanaan, und Herodes erfüllt ihr schließlich diesen Wunsch. Salome erhält den Kopf und steigert sich in einen ekstatischen Liebestanz hinein, in dem sie den abgetrennten Kopf küßt. Ein kurzer Befehl des Herodes: Man töte dieses Weib! beendet ihr Leben.
Aufführung
Die Bühne ist wie ein Zimmer eingerichtet, mit einem Bett, einem Glastisch und einigen Sesseln, in grün und rosa gehalten. Bei den Szenen, die sich an der Zisterne abspielen, sind die Möbel zur Seite gerückt und der Teppich zurückgeschlagen, so daß eine Klappe im Boden freigelegt ist, aus der Jochanaan steigt. Die Kostüme sind leger gehalten: Anzüge, zum Teil ohne Sakko, Hosenanzug für Herodias, Rock und Bluse für Salome. Die Soldaten sind uniformiert. Im Tanz der sieben Schleier bezieht Salome die anderen auf der Bühne anwesenden Personen mit ein. Der Tanz wird in seinem Verlauf immer mehr zu einer Parodie der Macht und der Herrschaft des Herodes, schließlich zu einer Verhöhnung seiner Person. Der bemerkt die immer deutlicher werdenden Anspielungen jedoch nicht und filmt den gesamten Tanz. In der letzten Szene wird der Wahnsinnsanfall der Salome ohne den Kopf des Jochanaan inszeniert. Stattdessen tanzt sie wild über die Bühne, erdolcht alle anwesenden Soldaten und Nazarener und erschießt ihren Stiefvater, nachdem er den Befehl zu ihrer Tötung gegeben hat. Das Licht wird gedimmt, man hört einen Knall und der Schatten der Salome sinkt in sich zusammen.
Sänger und Orchester
Sowohl Nicola Beller Carbone (Salome) als auch Markus Marquardt (Jochanaan) konnten stimmlich und schauspielerisch die Unterschiede zwischen forschen und nachdenklichen Sequenzen darstellen und so den Gefühlszustand ihres Bühnencharakters dem Publikum zugänglich machen. Die beiden überzeugten mit starken, klaren Stimmen, wobei Nicola Beller Carbone in ihren lyrischen Parts besser war als in ihren Wahnsinnsausbrüchen. Auch Renée Morloc (Herodias) meisterte ihre Partie souverän und beeindruckte mit einer resoluten Stimme und guter schauspielerischer Leistung. Udo Holdorf (Herodes) findet sich nach anfänglicher Unsicherheit in seine Rolle hinein und überzeugt im Mittelteil der Oper, gegen Ende wirkt er jedoch etwas kurzatmig. Jussi Myllys (Narraboth) glänzt in der ersten Szene mit dem Stück Wie schön ist die Prinzessin Salome heut Nacht, steht dann aber im weiteren Verlauf der Oper im Schatten von Nicola Beller Carbone. Das Orchester unter der Leitung von Christian Badea war anfangs an einigen Stellen zu laut, so daß vor allem die Männerstimmen ein wenig unterzugehen drohten. Die Partie des Jochanaan unterlegte das Orchester kräftig und präzise in Blech und Pauken. Im Laufe der Oper wurde die Dynamik des Orchesters immer besser an die sängerischen Möglichkeiten angepaßt.
Fazit
Musikalisch überwiegend zufriedenstellend, wenn es auch einige Abstriche in der dynamischen Gestaltung gab. Eine Salome, die Herodes parodiert, offensichtlich gern mit Waffen spielt, in Raserei viele Männer erdolcht, Massen an Kunstblut, das über die Bühne verspritzt wird – eine Inszenierung, die, wie zu erwarten, auf eine gespaltene Reaktion beim Publikum stieß.
Sara Bosqui
Bild: Hans-Jörg Michel
Das Bild zeigt:: Udo Holdorf (Herodes) und Nicola Beller Carbone (Salome)