von Jacques Offenbach (1819 — 1880), Operette in zwei Akten, Libretto: Hector Crémieux und Ludovic Halévy, UA: 21. Oktober 1858, Paris
Regie: Uwe Hergenröder, Bühnenbild und Kostüme: Ulrich Schulz, Dramaturgie: Michael Otto, Choreografie: Olga Ilieva
Dirigent: Michael Lloyd, Magdeburgische Philharmonie, Chor der Oper Magdeburg
Solisten: Manfred Wulfert (Orpheus), Eurydike (Cordula Berner), Anita Bader (Die öffentliche Meinung), Martin-Jan-Nijhof (Jupiter), Ulrike Baumbach (Juno), Markus Liske (Pluto), Wolfgang Klose (Hans Styx) u.a.
Besuchte Aufführung: 14. November 2009 (Premiere)
Kurzinhalt
Eurydike, die Tochter eines Halbgottes und einer Nymphe, verliebt sich in den Honigfabrikanten und Schäfer Aristeus. Ihr Mann Orpheus, Direktor des Konservatoriums zu Theben, hat eine heimliche Affäre mit der Nymphe Chloé. Obwohl die beiden Eheleute ein voneinander getrenntes Leben vorziehen, wird eine Scheidung durch Orpheus‘ Familie untersagt. Der Tod des Verehrers Aristeus soll daher die Liebe zwischen ihm und Eurydike für immer beenden. Durch eine teuflische Falle stirbt jedoch Eurydike. Ihr Liebhaber Aristeus gibt sich daraufhin als Gott Pluto zu erkennen und entführt sie in die Unterwelt. Die Freude von Orpheus ist groß. Auf Drängen der öffentlichen Meinung muß er aber versuchen, sie zu retten. Jupiter, der höchste Gott des Olymps, läßt Eurydike nur unter der Bedingung frei, daß Orpheus sich beim Verlassen der Unterwelt nicht nach ihr umdrehen dürfe. Das gelingt ihm allerdings nicht. Eurydike ist nun von der Erde verbannt und wird von Jupiter zur Bacchantin ernannt.
Aufführung
Das erste Bild ist sehr schlicht und modern gehalten. Es besteht lediglich aus einem Bett, einem Schrank und einem Fernseher. Ein Gemälde zweier Tänzer im Hintergrund fungiert als Trennwand zu dem dahinterliegenden Kornfeld, das sich auf- und abbewegt. Farblich ist alles eher hell gestimmt, wobei im zweiten Bild die Götter mit ihren schneefarbenen Gewändern die Bühne durch ein großes weißes Tuch abdecken und anhand von hinzugefügten Wölkchen das Bild des Olymps komplettieren. Im zweiten Akt werden Bühne und Akteure rot beleuchtet. Besonders imposant ist der begehbare Kronleuchter in der Schlußszene. Der Schauplatz ist hier mit den Göttern, dem Chor, den Tänzern und auch dem Orchester erfüllt. Das wilde energiegeladene Treiben des Bacchanals auf der Bühne zieht den Zuschauer in den Bann der Musik und des Geschehens. Die Farben weiß, rot und schwarz dominieren. Zusätzlich wird die Aufführung durch Kostüme und zusätzliche Details belebt. So bringen zehn tanzende Schafe, eine Boxeinlage, ein göttlicher Fitnesskurs, ein Frankenstein und mehrfache zotige Einlagen das Publikum zum Lachen.
Sänger und Orchester
Die herausragendste Rolle wird von Cordula Berner (Euridike) gut bewältigt. Sie verzaubert das Publikum mit einer klaren und beweglichen Sopranstimme, die sie ihre Koloraturen ohne Probleme meistern läßt, und agiert mit anmutiger Leichtigkeit auf der Bühne. Sehr gut aufgenommen wird Wolfgang Kloses Hans Styx, vor allem als er mit schöner, raumfüllender Baßstimme die bekannte Arie „Als ich noch Prinz war zu Arkadien“ im zweiten Akt amüsant zum besten gibt. Von den Göttern nahm Marjus Liske (Pluto) am meisten für sich ein. Mit seiner weichen Baritonstimme findet er sich gut in die Rollen des Schäfers und des Unterweltgottes und präsentiert die beiden Charaktere charmant und geistreich. Manfred Wulfert (Orpheus) hat mit seiner leicht kehlig klingenden Stimme wenig tenoralen Glanz zu bieten. Er zeichnet dennoch, trotz einiger Textunverständlichkeiten, ein in sich stimmiges Bild der Figur des Orpheus. Das Orchester unter der Leitung von Michael Lloyd bringt die Offenbachsche Partitur homogen und kultiviert zum Klingen.
Fazit
Vom ursprünglichen Libretto bleibt in der Inszenierung von Uwe Hergenröder nicht viel übrig. So werden in den Dialogen gesellschaftskritische Vergleiche gezogen und politische Anspielungen eingebracht, etwa Politiker wie Bill Clinton, Horst Seehofer und Guido Westerwelle betreffend. Die Ouvertüre wird leider nur gekürzt gespielt. Das Publikum wurde regietechnisch stets zur aufmerksamen Beobachtung angehalten. So springt zum Beispiel die Figur der Öffentlichen Meinung aus dem Zuschauerraum hervor, und viele überraschende Momente werden durch laute und bunte pyrotechnische Effekte unterstrichen. Am Ende der Aufführung klatschten die Zuschauer vor Begeisterung minutenlang im Takt des berühmten Cancans der Operette. Letztendlich ein sehr unterhaltsamer und kurzweiliger Abend.
Diana Roßberg
Bild: Nilz Böhme
Das Bild zeigt: Markus Liske (Pluto, Mitte vorne) und Ensemble