von Giacomo Puccini (1858-1924), Oper, Libretto: Giuseppe Giacosa und Luigi Illica, UA: 1900, Rom, Teatro Costanzi
Regie: Jarg Pataki, Bühne: Anne Börnsen, Kostüme: Sandra Münchow, Beleuchtung: Markus Bönzli, Dramaturgie: Dominica Volkert
Dirigent: Fabrice Bollon, Orchester: Philharmonisches Orchester und Chor sowie Extrachor und Kinderchor des Theater Freiburg, Einstudierung: Bernhard Moncado
Solisten: Rosella Ragatzu (Floria Tosca), German Villár (Mario Cavaradossi), Peteris Eglitis (Baron Scarpia), Cesare Angelotti (Cesare Angelotti), Jin Seok Lee (Mesner), Roberto Gionfriddo (Spoletta), Pascal Hufschmid (Sciarrone), Kyoungmin Cha (Schließer), Ole Gärtner (Hirtenknabe)
Besuchte Aufführung: 5. Dezember 2009
Kurzinhalt
Rom im Jahr 1800. Der politische Gefangene Angelotti flüchtet in eine Kirche, wo er auf den Maler Cavaradossi trifft, der ihm Hilfe verspricht. Da erscheint unerwartet die Opernsängerin Floria Tosca, die Cavaradossi liebt, und die hinter seiner ungewöhnlichen Zurückhaltung eine andere Frau vermutet. Später macht sich Roms Polizeichef Scarpia ihre Eifersucht zunutze. In der folgenden Nacht läßt Scarpia Cavaradossi foltern. Tosca, die er dabei verhört, erträgt Cavaradossis Qualen bald nicht mehr und verrät Angelottis Versteck. Scarpia will den Maler dennoch wegen Hochverrats hinrichten lassen. Daraufhin ringt Tosca Scarpia das Versprechen ab, Cavaradossi nur zu Schein erschießen und sie beide flüchten zu lassen, wenn sie sich dafür Scarpia hingibt. Er willigt ein, Tosca aber ersticht ihn. Im Morgengrauen eilt sie zu Cavaradossi. Der Polizeichef hatte gelogen: Cavaradossi wird tatsächlich erschossen, und Tosca wählt den Freitod.
Aufführung
Im ersten Akt besteht die Kirche St. Andrea della Valle aus einem beinahe leeren Raum mit weißer Leinwand, die einzig von einer bunten Rosette im Hintergrund als Kirche kenntlich gemacht wird. Diese Rosette wird dann im zweiten Akt, der im nun komplett leeren und jetzt in schwarz gehaltenen Palazzo Farnese spielt, zu einer Art Rundportal umfunktioniert. Die oberste Plattform der Engelsburg im dritten Akt zeigt ein Feld, das voll von Hingerichteten ist und auf dem ein Hirtenknabe, laut Libretto eigentlich nur aus der Ferne zu hören, die Leichen fleddert. Tosca wird am Ende, anstatt zu springen, erschossen. Hinsichtlich der Kostüme wird hingegen weitgehend Werknähe gewahrt: Cavaradossi hat Farbkleckse auf der Hose und wird von Soldaten erschossen, Scarpia trägt eine Uniform und befiehlt im ersten Akt einem Mesner im kirchlichen Gewand. Auf Requisiten wird nur dann nicht verzichtet, wenn sie für die Handlung absolut notwendig sind, wie z. B der Brotkorb im ersten Akt, der Scarpia als Hinweis auf Angelotti dient, oder Toscas Haardnadel im zweiten Akt, die sie als Dolch benutzt.
Sänger und Orchester
Rossella Ragatzus hochdramatische Darstellung der Tosca darf nahezu ideal genannt werden. Den technischen Ansprüchen dieser anspruchsvollen Partie ist sie gewachsen. Eine geschmeidige Linienführung, klare Artikulation und glanzvolle hohe Töne untermauern ihre rundum gelungene Leistung, auch auf schauspielerischer Seite. So wird die Arie Vissi d´arte – Ich lebte für die Kunst im zweiten Akt zum Höhepunkt der Aufführung. Nicht nur Cavaradossis berühmtes E lucevan le stelle – Und die Sterne glänzten glückt dem klangliche Wärme verstrahlenden Tenor Germán Villar ausgezeichnet. Auch in Sachen Tonschönheit und Ausdrucksstärke erweist er sich als ebenbürtiger Partner der Ragatzu. Das Trio der Hauptdarsteller vervollständigt Peteris Eglitis, der als Scarpia nicht nur gesanglich, sondern auch schauspielerisch genau die böse Präsenz ausstrahlt, wie sie für den Part des sadistischen Polizeichefs benötigt wird. In den kleineren Rollen kann am meisten Jin Seok Lees als Mesner für sich einnehmen, da er mit seinem klaren und dunkel gefärbten Baß bis in die hintersten Reihen dringt. Roberto Gionfriddo gibt den Spoletta mit geradezu diabolischer Freude am Chargendasein, dagegen bleibt Neal Schwantes als Angelotti eher unauffällig. Wunderbar durchschlagskräftig und deutlich gestalten der Opernchor sowie der Extra- und Kinderchor des Theater Freiburg ihre kurzen Auftritte. Einen emotional aufgeladenen, klangfarblich fein nuancierten und transparenten Puccini-Klang erzeugt das Philharmonische Orchester Freiburg unter Fabrice Bollon. Dabei klingen Puccinis Streicherkantilenen und Holzbläsermelodien manchmal ein wenig zu lyrisch, um zu dieser realistischen Handlung zu passen. Die musikalischen Schönheiten des Werks kommen voll zur Geltung.
Fazit
Schon allein musikalisch lohnt die Freiburger Tosca unbedingt. Nicht nur das Solistentrio ist hervorragend besetzt, auch der Rest des Ensembles und das Orchester sind vollkommen Puccini-tauglich. Die Inszenierung erweist sich als harmlos im besten Sinne des Wortes, da sie der Musik nicht im Weg steht.
Aron Sayed
Bild: Maurice Korbel
Bild zeigt: Rossella Ragatzu (Tosca), Germán Villar (Cavaradossi)