Magdeburg, Theater – CARMEN

von Georges Bizet (1838-1875), Opéra-comique in 4 Akten, Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy nach der Novelle von Prosper Mérimée, UA: 1875, Paris, Opéra-Comique
Regie: Kristina Wuss, Bühne/Küstüme: Lukas Noll, Dramaturgie: Ulrike Schröder
Dirigentin: Anu Tali, Opernchor des Theaters Magdeburg, Mitglieder von Freier Opernchor Sachsen, Mitglieder der Magdeburger Singakademie, Kinder der Biederitzer Kantorei, der Domsingschule, des Kinderchores des Konservatoriums und des Magdeburger Knabenchores, Einstudierung: Martin Wagner, Anna Grinberg, Jovan Mitic
Solisten: Iago Ramos (Don José), Kartal Karagedik (Escamillo), Markus Liske (Dancaïro), Peter Diebschlag (Remendado), Mario Solimene (Moralés), Paul Sketris (Zuniga), Lucia Cervoni (Carmen), Noa Danon (Micaëla), Lisa Wedekind (Mercédès), Evmorfia Metaxaki (Frasquita)
Besuchte Aufführung: 23. Januar 2010 (Premiere)

Kurzinhalt
magdeburg-carmen.jpgDie Zigeunerin Carmen verspricht dem Brigadier Don José seine Geliebte zu werden, wenn er sie nach einer Schlägerei in der Tabakwarenfabrik, freiläßt anstatt sie ins Gefängnis zu bringen. Aufgrund dieses Dienstvergehens muß José ins Gefängnis. Carmen und ihre Freundinnen Mercédès und Frasquita sind Komplizinnen der Schmuggler Dancaïre und Remendado. Carmen bedrängt José sein bisheriges Leben als Soldat auf zugeben. Das tut er und schließt sich den Schmugglern an. Doch Carmen hat sich inzwischen in den berühmten Torero verliebt und verläßt Don José. Dieser ist blind vor Liebe und stellt Carmen vor einem Stierkampf ihres Toreros vor die Alternative, sich für ihn oder gegen ihn zu entscheiden. Sie entscheidet sich für den Torero. Daraufhin tötet sie Don José.
Aufführung
Der Hauptteil des Geschehens spielt sich auf einer angeschrägten Fläche ab. Darunter befinden sich einzelne abgetrennte kleine Kammern, wobei die linke Kammer ein Wohnzimmer darstellt. In der unteren linken Ecke befindet sich ein kahler Raum, der durch einige Boxsäcke geschmückt ist. Hierbei handelt es sich um den Aufenthaltsort der Soldaten im ersten Akt. In der oberen rechten Ecke verdeutlichen bunt tapezierte Wände einen Eingang. Darunter erstreckt sich ein mit Gittern abgesperrter Raum, das Gefängnis. Ein ganz neues Bühnenbild sieht man im dritten Akt. Auf der kaum beleuchteten Bühne erstreckt sich im Hintergrund eine lange Felsenwand.
Erwähnenswert sind die abwechslungsreichen Kostüme. Die Frauen tragen bunte Kleider, die den Stil der Zigeuner verdeutlichen. Durch die zum Tanz verwendeten Kastagnetten und die später hinzukommenden „Flamenco-Kleider“ erscheint spanisches Flair auf die Bühne. Der Stierkämpfer ist vollständig in weiß gekleidet. Die gesamte Inszenierung über wird er von einer maskierten Person, die einen Stier verdeutlichen soll, begleitet. Hinzu kommen Effekte wie aufsteigender Nebel, Feuer, Bildprojektionen oder Lichtwechsel.
Sänger und Orchester
Lucia Cervoni (Carmen) hatte eine sichere Stimmführung. Sie verzauberte mit tiefklingendem kraftvollen, dunklen Timbre, die in der Höhe strahlend aufleuchtenden Klang zeigte. Sie überzeugte gleich zu Beginn mit der bekannten Habanera: L´amour est un oiseau rebelle – Ja, die Liebe hat bunte Flügel. Iago Ramos (Don José) begeisterte von Anfang an mit seiner starken und warmen Stimme. Mit seiner Arie La fleur que tu m´avais jetée – Hier an dem Herzen treu geborgen setzte er stimmlich und schauspielerisch die dramatische Gefühlsregung zwischen Sehnsucht und Verzweiflung um. Noa Danons (Micaëla) dunkler Sopran, besonders in den dramatischen Passagen, nahm den Hörer gefangen. Iago Ramos und Noa Danon beeindruckten das Publikum vor allem mit ihren Duetten, die höchst gefühlvoll präsentiert wurden. Kartal Karagedik (Escamillo) verstand es mit seiner kräftigen, leicht gepressten Stimme die Rolle des Stierkämpfers zu verdeutlichen. In dem berühmten Refrain Toréador, en garde – Auf in den Kampf, Torero konnte er mit überzeugender Mimik einen siegreichen Ausdruck wiedergeben.
Das Orchester unter der Leitung der Dirigentin Anu Tali setzte mit der Ouvertüre gleich zu Beginn einen Höhepunkt. Der spannungsgeladene und schwungvolle Einsatz zog das Publikum in den Bann. Der Wechsel zwischen schlichten, ruhigen Begleitpassagen und dramatischen Abschnitten wurde gut dargestellt.
Fazit
Die Aufführung war von Aktion und Lebendigkeit geprägt. Die gesangliche Souveränität und das abwechslungsreiche Bühnenbild taten ihr übriges. Nahezu alle Solisten bekamen Zwischenapplaus und wurden mit starkem Bravorufen bedacht. Durch und durch eine großartige Premiere.
Saskia Hankel

Bild: Nilz Böhme
Das Bild zeigt: Iago Ramos (Don José) und Lucia Cervoni (Carmen)

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